Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Am Krähenstein, Schwäbische Alb
Höhlenruine bei Grossmannshof, 7424/14,
Mai 2007, im Bild Werner Nagel
Mai 2007. Meine erste kleine "Forschungtour" auf der Schwäbischen Alb. Hannes Köble war daran "schuld". Er bearbeitet gerade (2007) das Kartenblatt 7424 Deggingen und war bei seinen Recherchen darauf gestoßen, daß in seiner Vereinsbibliothek die Planbeilage zum Standardwerk über die Höhlen der Mittleren Schwäbischen Alb fehlte. Ich hatte diese Literaturquelle auf einer meiner Webseiten angegeben und er probierte es einfach mal bei mir. Gleich habe ich ihm einen Kopie davon zu geschickt, zusammen mit dem Hinweis, daß ich auch gerne mal mitgehen würde, wenn er sich mal zu einer Speläorecherche dorthin aufmachen würde.
Und so kam es dann, daß wir zu dritt, Werner Nagel, war auch noch dabei, uns vom Park&Ride-Platz bei Merklingen aufmachten, um das Gebiet zwischen Krähenstein und Oberdrackenstein nach Höhlen zu durchkämmen. Wir waren nicht die Ersten, das wußten wir, aber so eine Tour gewinnt gerade dadurch, daß andere schon vor uns da gewesen sind. Insbesondere um 1980 war dort Richard Frank aktiv und hat etliche Höhlen registriert, beschrieben und vermessen. Es gab und gibt immer ein paar Stellen, die weniger gut erforscht sind, und die bleiben halt für die nächste Generation. Vielleicht gehen ja in 25 Jahren wieder Höhlenforscher hier durchs Gelände und finden was, was unseren Blicken entgangen ist.
Hannes hatte alle verfügbaren Informationen aus dem Kataster in einer präzisen Karte eingetragen. In dem Gebiet, das wir untersucht haben, waren das die Nummern 14, 41 a+b, 40, 22, 42 und 43. Schaue ich mir heute die Karte und die Eintragungen darin an, nachdem wir durch das Gelände gestreift sind, dann steht da eine riesige Anzahl an unterschiedlichsten Eindrücken einer minimalistischen Wiedergabe an Zeichen in der Karte gegenüber. Klar, Karten müssen vereinfachen - aber damit fällt die gesamte tatsächliche Vielfalt dieser Landschaftsform am Nordrand der Schwäbischen Alb weg. Und auch jeder Höhlenkataster läßt weg - alle kleinen Formen, die zwar auch existent sind, aber halt für uns Menschen nicht als "Höhle" gelten. Das Sieb unserer Aufmerksamkeit führt zu ziemlich verzerrten Ergebnissen. Im Grunde ist das nur einigermaßen auffangbar, in dem man selber loszieht und die Gegend durchstreift! Schmale, kaum existente Pfade ziehen sich entlang der Hänge. Mit ihrer Hilfe gibt es ein einigermaßen Fortkommen, aber die allmähliche Wiederverwilderung der Gegend macht es immer mühsamer, dorthin zu kommen.
Kleine Höhlenformen, die zu klein für die Aufnahme in den Höhlenkataster sind |
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Kleine Hangspalte |
Werners Wagen parkten wir am Ortsrand von Drackenstein, mit Hannes Auto fuhren wir, vorbei am Großmannshof, zum großen Wanderparkplatz beim Krähenstein. Es waren nur ein paar Schritte, und schon waren wir im halbwilden Gelände. Ziel war es, das Felsgelände abzusuchen. Jede sich zeigende Öffnung wurde aufgesucht, wobei man natürlich meistens auf "Nieten" stößt. Wenn drei Personen unterwegs sind, dann kann man die ziemlich undankbare Aufgabe des Untersuchens solcher zweifelhaften Erdöffnungen auf mehrere Schultern verteilen und erspart so den anderen Kameraden kräftezehrende Frustationserlebnisse.
Werner kannte sich von früheren Touren her schon
gut in dem Gelände aus und fand so ganz wegsicher sofort den
Eingang zur Höhlenruine beim Grossmannshof. (14).Wenn man nicht
ganz genau weiß, wo sie ist, dann kann man auch in nächster
Nähe glatt daran vorbeilaufen. Zwei Eingänge gibt es, wobei
beim Haupteingang der heutige Höhlenboden wohl früher die Decke
war. Werner mußte schon, daß uns weiter innen eine
Überraschung erwarten würde - eine menschliche Hervorbringung,
die man in diesem Naturgelände nicht erwarten würde. Das
metallene Teil eines Heuwenders lag da auf dem Boden.
Müllentsorgung? Jedenfalls hat ein Fuchs auf das Hauptteil in
der Mitte bei unserem Besuch schon sichtbar darauf sein
"Geschäft" verrichtet gehabt und so eine weitere
optische "Sensation" hinterlassen. Es scheint noch
weiterzugehen in der Höhle, allerdings nur, wenn man anfängt zu
buddeln. In das tiefste, von Felsblöcken überwölbte Loch
geworfene Steine lassen die Phantasie etwas hochfahren.
Vielleicht gibt es da ja doch eine Fortsetzung.
Ich lieferte eine ungewollte Einlage, in dem die Digitalkamera in
der Brusttasche meines Hemdes sind von mir entfernte und
hinunterpurzelte in diese noch unerforschte Unterwelt. Werner
konnte sie glücklicherweise und unter Einsatz einiger
Geschicklichkeit wieder funktionsfähig bergen. So gibts hier
auch noch ein paar Bilder zu sehen! Danke.
Noch unmittelbar beim Eingang ist er fast nicht zu sehen |
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Teil eines Heuwenders, verschleppt in die Höhle und "garniert" im
Mai 2007 |
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2. Eingang - Foto Hannes Köble |
Die nächsten Objekte tragen die Katasternummern 41 a + b (Spaltenhöhle und Abrutschhöhle). Es dauerte erste einige Momente, bis uns klar wurde, was wir da vor uns hatten. In die Nummer 41a maßen wir erst einmal mühsam hinein, eh wir verstanden, daß wir da etwas vor uns hatten, was längst schon "chartered territoy" war. Trotzdem, es war ein Erlebnis für mich, mich auch mal wieder mit kleinsten Löchlein intensivst auseinanderzusetzen. Auf zu engen Hautkontakt verzichtete ich aber, weil da einige Körperverbiegeübungen notwendig gewesen wären. Werner und Hannes hatten das alles bestens im Griff. In den mächtigen Felspartien bis zum Großmannshof suchten wir intensiv nach weiteren Löchern, aber nur wenig zeigte sich. Alles unterhalb der Katasterwürdigkeit.
Fotos links und oben Hannes Köble |
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Foto Hannes Köble |
Beim "Krähensteig" sollten die "Knochenhöhle" und die "Xylophonhöhle" liegen, aber all unsere Auf- und Absteigbemühungen durch meist mühsamstes Gelände waren von keinem Erfolg gekrönt. Da zeigten sich immer wieder richtige Höhleneingänge - aus der Ferne - aber sobald wir näher kamen, da entpuppten sich alle Öffnungen als Scheingebilde. Erst bei der Nummer 42 (Krähensteighöhle) war Hannes wieder erfolgreich. Der Höhleneingang liegt gut sichtbar am Fuß einen lotrechten Kalkfelswand. Über eine steile Felsflanke kamen wir bis vor den Eingang, der leicht von der Seite erreichbar war. Aufgesucht wurde diese Höhle in diesem Jahr überhaupt noch nicht, denn eine Grünpflanze reckte mitten im Eingangsportal ihren Stengel in die Höhle. Es geht nur kriechenderweise hinein und verzweigt sich dann. Genau diese Situation ist bereits auf dem Plan aus den 80er Jahren festgehalten. Wir machten noch ein paar Fotos und schlichen uns dann. Kleine Löchlein gibt es auf der weiteren Strecke immer wieder, aber "nix gescheits".
Eindrucksvoll ist die Abwanderung der Felspartien schon - und auf die Dauer richtig anstrengend. Finden tut man da nur Klein- und Kleinsthöhlen, die von einer Größe sind, daß sie in anderen Regionen dieser Erde überhaupt nicht mal registriert würden.
links und oben Fotos Köble |
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Literatur:
Binder, Hans | Höhlenführer Schwäbische Alb, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen 1977 |
Freier, Ute und Peter | Wanderungen auf der Schwäbischen Alb, Bruckmann-Verlag München 1994 |
Schmidt, Werner | Rundwanderungen Schwäbische Alb, Östlicher Teil, J. Fink Verlag Stuttgart 1966 |
Groschof, Dr. Paul (Schriftleiter) |
Vom Wasser und von den Höhlen der mittleren Schwäbischen Alb, Jahreshefte für Karst- und Höhlenkunde, hrg. vom Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V., München 1963 |
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