Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen in den gorges de la Bourne, Vercors, F


"Reichthum der Natur veranlaßt Anhäufung einzelner Bilder." Alexander v. Humboldt in der Vorrede zur 1. Ausgabe von "Ansichten der Natur".


Grotte du Bournillon


In einer Höhle der gorge de la Bourne findet man ein fremdes Lebewesen, das eigentlich gar nicht dorthin gehört. Es stammt aus dem klassischen Karst zwischen Slowenien und Italien, wurde aber dorthin gebracht, um dem Schaubedürfnis der Besucher etwas zu bieten zu haben und damit auch die Höhle insgesamt attraktiver zu machen (Man versucht ähnliches ja in der Hermannshöhle im Harz). Wahrscheinlich heißt es auch, daß es zu "wissenschaftlichen Zwecken" dorthin kam. Anderswo macht man riesige Bauchaufschwünge, um z.B. die Fledermäuse in ihren momentanen Biotop zu halten und verbietet allen Menschen z.B. im Winter in Höhlen zu gehen. Das macht man halt, weil was man gerade für richtig hält. Vielleicht trägt es ja zum Erhalt der Art insgesamt bei. Aber wer kennt schon die Zukunft und hat "wahres Wissen"?

Die gemeinte Höhle ist der heute teilweise als Schauhöhle "Choranche" geführte Reseau de Coufin-Chevaline. Man bekommt eine Menge zu sehen, Räume, Wasser, spektakuläre Sinterröhrchen und halt auch die Grottenolme.


1981 am Eingang zur Schauhöhle
2017 am Ausgang der Schauhöhle

 Manch einer wird auf dem Weg zur Schauhöhle auf eine Gruppe voll ausgerüsteter Höhlengeher stoßen. Forscher sollte man sie nicht mehr nennen, denn zum wirklichen Forschen wird wohl nur noch ganz selten diese kleine Spezies hier noch unterwegs sein. Eher handelt es sich schon um Teilnehmer an Höhlentrekkings, die von verschiedenen Anbietern heute angeboten werden. Das Ziel ist der Eingang in die grotte de Gournier. Unter der Felswand öffnet sich das große Portal oberhalb einer Tuffkaskade. Ein 40 m langer prachtvoller See schließt sich an. Ohne ein Boot kommt man trocken nicht zum Ausgangspunkt des selektiven Aufstiegs in den großen 2 km langen Tunnel mit Dimensionen zwischen 10 und 20 m Durchmesser, der sich anschließt. Erst geht es steil hoch und dann als Quergang entlang der Sinterkaskaden, ehe man wieder auf sicherem Boden steht. Beim Rückweg sollen manche Trekkingunternehmer anbieten, einfach hinunter in den See zu springen und zurückzuschwimmen, im Neoprenanzug, den man ohnehin schon an hat, weil man auch noch einige hundert Höhlenmeter im aktiven Teil vorher herumgeklettert ist. 15 km Höhlenstreckt sind heute bekannt, und das bei einem Höhenunterschied von + 680 m. Auch hier ist der Eingang der unterste Punkt des Systems.

1980
2017
Der Tuffwasserfall
2017

Eingänge in die Höhle

Das open-air-Höhlenmuseum
Die does und don'ts Die Spezial-Speläophototour! Für 25 Euros

Der Felskessel oberhalb der Ortschaft Choranche liegt in der gorge de la Bourne. In einem Internettext über diesen Erdfleck steht nur: "Durch Tunnels und unter überhängenden Felsen hindurch führt die Straße zwischen Pont-en-Royants und Villard entlang der Schlucht Gorges de la Bourne." Kein Wort mehr oder weniger. Aus der Sicht eines Motorradfahrers interessiert wahrscheinlich auch nicht mehr. Ein Radfahrer sieht das etwas differenzierter. Ein kleiner Auszug aus der Beschreibung bei "quäl-dich": "Es beginnt in dem malerischen Ort Pont en Royans knapp über 200 m Höhe, wo es sehr heiß werden kann, auch starke (und heiße) Fallwinde in der Schlucht sind durchaus nicht selten. Die ersten vier Kilometer bis Choranche ist die Schlucht noch breit, und die Straße steigt kaum an. Es empfiehlt sich ein Abstecher zu den berühmten Grotten von Choranche, welche zwar für Kalksteinmassive typisch sind, aber nicht unbedingt in dieser Pracht." > Villard de Lans (963 m) - bei quäldich.de. Da spürt man noch ein wenig die Verbundenheit mit der Natur: "..wo es sehr heiß werden kann".




 

Die Bourne entspringt zwischen Lans-en-Vercors und Villard-de-Lans dem Kalkgestein, fließt hier südwärts und später überwiegend Richtung Westen. Bei les Jarrands vereinigt sie sich mit dem Oberflächenwässer des Méaudret. Der nächste starke Zufluß stammt aus einer Höhle, der Goule Blanche, diesmal von der linken Seite, flußabwärts geschaut. Bis zu 3 Kubikmeter Wasser pro Sekunde aus dem Gebiet südlich von Correncon können hier herauskommen. Die französische Stromgesellschaft EDF nützt diese Wasserkraft schon seit langem zur Erzeugung von Strom, genauso wie einige Kilometer westlich davon, das Wasser aus der Bournillonhöhle.

Direkt unter der Brücke, wo die Straßen N531 und D103 vereinen, liegt eine sehr bedeutende Höhlenquelle, die Goule Noire. Selbst bei geringem Wasserangebot kommen hier immerhin noch 500l/s heraus, das aus dem Méaudregebiet mit der riesigen Trou qui souffle-Höhle stammt. Die Höhle selbst ist nur Tauchern zugänglich.

Talwärts auf der linken Seite tut sich ein großer Felskessel auf. Man kann zu ihm auf einem schmalen Sträßlein hinunterfahren und seinen Wagen auf dem Parkplatz bei Elektrizitätswerke von Bournillon zurücklassen. Ein Weglein führt unter dem großen grüngestrichenen Eisenrohr hindurch, das zu geeigneten Zeiten, das aus der Bournillonhöhle gezapfte Wasser ins Tal und in die Turbinen leitet. Die Höhle ist nur ein Hochwasserüberlauf des Gesamtsystems von Arbois, das drittgrößte Frankreichs. Ein Gesamtgebiet von 230 qkm wird dadurch entwässert mit einem mittleren Schüttungswert von 8m³. Bei extremen Hochwassersituationen werden gleich drei Überläufe aktiv: der Siphon d'Arbois, die Bournillon mit 80 m³/s und die Grotte de la Luire, 500 m höher gelegen und 20 km entfernt, mit 60 m³!

Gerne besucht, weil leicht zugänglich, leicht zu befahren und doch sehr eindrucksvoll ist auch die Grotte Favot. Der Eingangstunnel sucht seinesgleichen und die Photographen versuchen sich alle an dieser 5*-Stelle. Immerhin 850 Höhlenmeter kann hier zurücklegen in der Höhle, die etwa 1,7 km von Balme de Rencurel entfernt liegt. Wer die Höhle ganz ausreizt, der steigt auch noch die Endschächte von 14 und 35 m hinab. Dann ist er auf - 118 m.

 

Das sind beileibe nicht alle Höhlen in der Bourneschlucht. Michel Darnier, ein französischer Höhlenforscher, empfiehlt in einem Artikel über die Höhlen der Bourneschlucht, einfach die Augen aufzumachen. Dann entdecke man schon etliche Eingänge zu "kleinen, aber interessanten" Höhlen unterwegs. Und ein Blick auf die 1:25000er Karte lohne sich auch. Da seien viele eingezeichnet.

Bei der Grotte de la Pré-Martin tritt das Wasser wieder ans Licht, das nachweislich über 1.000 höher in die Grotte de Bury hineingeflossen ist, was man schon 1910 mit einem Färbeversuch bewiesen hat. Man ist von beiden Seiten schon weit vorgedrungen, aber die Verbindung ist bis heute noch nicht gefunden worden.


Eingang Grotte Bury 1981

im Bild Georg Kellerer

   

Am Ausgang der Schlucht liegt das malerische Pont-en-Royans. Viele halten hier, gehen ein wenig spazieren, setzen sich in ein Café, trinken einen Pastis, kaufen vielleicht in einem der vielen Touristenshops etwas. Bei einem lohnt sich auch der Blick auf die Decke: künstliche Stalaktiten.

 

Literatur:

CDS Isère

Grottes et Scialets du Vercors, inventaire speleologique, Tome 1 le Vercors méridional, 1978

CDS Isère

Grottes et Scialets du Vercors, inventaire speleologique, Tome 2 Le Vercors nord, 1979
CDS de l'Isère, Le Parc Naturel Régional du Vercors Paysages du Vercors Souterrain, tome 3 de "Grottes et Scialets du Vercors, "Courrier du Parc" du 1er semestre 1981, édite par la PNRV
Darnier, Michel THE BOURNE GORGE - and its Caves, The International Caver (2) 1992, p 10-16

Links:


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