Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Der Karst
- der Klassiker unter den Höhlenlandschaften
"...im Karst, ist die Phantasie im Recht - der Karst ist pur phantastisch.." Handke, Felsenfenster 212
"Karst: Überzahl der Schmetterlinge im Vergleich zu den Vögeln - von diesen nur hier und da ein Rascheln im Gebüsch." Handke, Felsenfenster 240
"Nirgendwo habe ich bisher ein Land getroffen, das mir, wie der Karst, in all seinen Einzel-Teilen (samt den paar Traktoren, Fabriken und Supermärkten) als das Modell für eine mögliche Zukunft erschien." Handke, Wiederholung 291
"Stundenlang schlug ich mich durch, mutwillig, im Zickzack vorbei an vielen Dolinen, die brachlagen, mit bleichen Felsblöcken am Roterdeboden, dazwischen hervorschießend die Urwaldbäume, deren Kronen auf einer Höhe mit den Sohlen des Gehenden lagen. Jetzt konnte ich von Wildnis reden und erfuhr in dem Landstrich einmal, was er, wasserlos, im ganzen auch war. die unabsehbare Wüste, nur durch ihren Bewuchs vorspiegelnd, kultivierbar zu sein, wo in dem fächelnden Wind sicher schon mancher Ortsunkundige verdurstet war, im Ohr vielleiht bis zuletzt noch das weiche Geräusch der Mannaeschen, in dem ihm, äußerster Hohn, ein klarer Gebirgsbach vorbeirieselte. Schon längst auch kein Vogellaut mehr.." Handke, Wiederholung 292
"Dein Ruhepunkt ist eine Höhle, für deren Begehung du keine Lampe brauchst, denn vom anderen Ende und auch aus ein paar Löchern oben in der Decke kommt Tageslicht. Hier tropft dir Wasser auf die erhitzte Stirn, und in einer Nische liegen Wachteleier, keine Gewehr-, sondern Steinkugeln, runder und heller als in jedem Sturzbach, die du im Weitergehen draußen in der Hand schüttelst, und deren Geräusch dir für immer, anders als die stinkenden Kothaufen der Fledermäuse, die weitverzweigften lehmigen Fluchten der Karsthöhlen ins Zimmer bringen wird." Handke, Wiederholung 301
"Der Karst ist eine Landschaft aus Kalk und Wacholder. Ein furchtbarer,
versteinerter Schrei. Felsen, grau von Regen und Flechten, krumm, gespalten,
spitz. Dürres Wacholdergestrüpp. Stundenlang Kalk. Wacholder. Das Gras ist
widerspenstig. Bora. Sonne.
Die Erde hat keinen Frieden, keine Fugen. Sie hat kein Feld, um sich
auszubreiten. Jeder ihrer Versuiche reißt und versinkt in den Abgrund. Kalte,
dunkle Grotten. Der Tropfen, der das gestohlene Erdreich mit sich führt, fällt
regelmäßig, geheimnisvoll, seit hunderttausend Jahren und weitere
hunderttausend Jahre.
Wenn jedoch ein Wort aus dir wachsen soll - küsse den wilden Thymian, der aus
dem Felsen das Leben zieht! Hier ist Gestein und Tod. Doch wenn es einen Enzian
gelingt, den Kopf zu erheben und zu blühen, so ist in ihm der ganze tiefe
Frühlingshimmel eingefangen. Presse den Mund an die Erde, und sprich
nicht." Slataper, Mein Karst 103
Die Höhle von Postojna und die Höhlen der Umgebung
Rakov
Skocjan
Socerb,
Höhlen zwischen Rosandratal und
Die Höhle von Vilenica
Höhlenwörterbuch Slowenisch-Deutsch-Englisch
Die Polje und die Ponore von Grgar
Speläologisches in Istrien
France Habe hat in seinem Beitrag über den Karst
für das MERIAN-Heft "Istrien-Slowenien" aus dem Jahre
1970 dieses Gebiet wie folgt charakterisiert: "Ein volles
Drittel Jugoslawiens gehört zum Karstgebiet, einer überwiegend
aus Kalkstein aufgebauten Landschaft mit ganz besonderen Formen,
der Oberfläche wie der inneren Struktur. Der Karst ist übersät
mit vielen Tausenden kleinerer und auch größerer Dolinen, die
an Bombentrichter erinnern. Nur Gras und spärliches Gestrüpp
gedeihen hier, doch zeugen kleine Föhrenwälder von der Arbeit
fleißiger Menschen, die jedes Fleckchen fruchtbaren Bodens zu
kultivieren versuchen. Eine unbarmherzige Sonne läßt im Sommer
die karge Pflanzenwelt nahezu verdorren, im Herbst und im
Frühling schwemmen starke Regengüsse die kostbare rote
Karsterde in tiefe Spalten ab, während im Winter die
berüchtigte Bora, ein Nordostwind, hohe Schneeverwehungen
verursacht. Durch Millionen von Rissen und Spalten versickert das
Wasser in die Tiefe breiter Kalkschichten. Im Karstland bildet
sich ein Netz von Wasserläufen, die sich im Erdinnern zu
unterirdischen Flüssen vereinigen und an der Meeresküste oder
auch an undurchlässigen Schichten der Karstpoljen wieder zutrage
treten. Unter Karstpoljen versteht man in größere
Karsthochflächen eingesenkte, ebene Wannen mit den
Sickerflüssen. Das Wasser der unterirdischen Flüsse hat in den
durchlässigen Kalksteinschichten zahlreiche Schächte und
Höhlen geschaffen.
Dieses eigenartige Gebiet, im engeren Sinne das Dreieck zwischen
den Städten Triest, Rijeka und Postojna, hat schon seit dem
Beginn des 19. Jahrhunderts das lebhafte Interesse der
Wissenschaftler erregt...."
Auch viele Jahre nachdem diese Zeilen erschienen sind, zeichnen sie noch heute knapp und treffend ein Bild dieser Gegend. Da sich in den vergangenen 20 Jahren die Verkehrsverbindungen dorthin erheblich verbessert haben, ist es heute leicht und schnell in dieses Gebiet am Südostrand der Alpen zu gelangen, dorthin, wo auch schon ein Hauch von Meer zu spüren ist, wenn man bis hinunter nach Koper oder Triest fährt. Wie höhlenreich die Gegend ist, das wurde auch beim Bau der Autobahn zwischen Ljubljana und Postojna wieder klar. Pro Kilometer stieß man durchschnittlich auf 7 verschiedene Höhlen, von denen vorher nur 3 jeweils bekannt waren. Ein ungeheures speläologisches Potential schlummert dort.
Tausende von Höhlen sind heute schon bekannt. Es gibt einige hervorragende Schauhöhlen, andere sind zwar verschlossen, können aber nach entsprechenden Absprachen mit einheimischen Führern besucht werden, und es gibt eine Reihe "wilder" Höhlen, deren Besuch sich auch lohnt.
Ein kleines Beispiel dafür, daß der "Karst" Spuren im Bewußtsein von Literaten hinterlassen hat, findet sich in Robert Musils berühmten Werk "Der Mann ohne Eigenschaften". Dort heißt es in dem Kapitel "Diotimas Nächte": "In der Nacht fließen die Gedanken bald im Hellen, bald durch Schlaf, wie Wasser im Karst, und wenn sie nach einer Weile wieder ruhig zum Vorschein kamen, hatte Diotima den Eindruck, sie habe das vorangegangene Schäumen bloß geträumt. Der kochende kleine Fluß, der hinter dem dunklen Gebirgsstock lag, war nicht der gleiche wie der stille Strom, in den Diotima schließlich hineinglitt. Zorn, Abscheu, Mut, Angst waren verronnen, es durfte solche Gefühle nicht geben, es gab sie nicht: in den Kämpfen der Seelen hat niemand Schuld!" (427).
Der Karst ist auch eine Gegend, in der viel Kulturelles erhalten ist. Im September 2018 hatte ich einmal die Gelegenheit, die Kirche Hrastovolje zu besuchen. Sie steht inzwischen auch auf dem Reiseprogramm vieler Busfahrten, weil sie einen außergewöhnlichen Einblick in die Bildwelt früherer Zeit erlaubt. Besonders der Totentanz ist berühmt...
< Ein Lochstein - früher wohl zum Anbinden von Tieren
benutzt
> Die heilige Margarete mit dem Drachen |
||
"Ich empfand Mitleid und Zärtlichkeit für mich selbst. Und ich erzählte mir mit lauter Stimme eine Geschichte aus dem Karst......Der Kleine wuchs heran und ging nicht auf die Jagd. Er aß gekochtes Fleisch und wenn er in den Winternächten plötzlich erwachte und die Flamme nicht sah, drangen die Finsternis und die Kälte in ihn ein und er dachte zitternd an seltsame Dinge. Von der Decke der Höhle tropfte es, langsamer als sein Blut pulsierte, und als die Tropfen auf die Streu seines Lagers fielen, hörte er draußen vor der Höhle Schritte. Aber sehr fern; wer weiß, wo, wer es war? Er weidete die Ziegen..." Slataper, Mein Karst 87
Literatur:
Bertarelli, L.V., Boegan, E | Duemila Grotte, TCI, Milano 1926 |
Gherlizza, Franco | - 100, Monografia delle Grotte del Carso Triestino con profondita superiore ai 100 metri. Club Alpinistico Triestino, Triest 1983 |
Griesinger, Helmut | Im slowenischen Karst, Das Jahresheft 1993 der Arge Grabenstetten, Grabenstetten 1994 |
Handke, Peter | Am Felsenfenster morgens, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 2019 |
Handke, Peter | Die Wiederholung, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1986 |
Kranjc, Andrej | Mission of J. A. Nagel to Carniola in 1749, Slovensky Kras, XXXVII, 131-138, Liptovsky Mikulas 1999 |
Pilgram,, Gerhard, Berger, Wilhelm, Koroschitz, Werner | tiefer gehen - Wandern und Einkehren im Karst und an der Küster, Drava-Unikum, Klagenfurt-Celovec 2011 |
Schmidl, Dr. Adolf | Die Grotten von Adelberg, Lueg, Planina und Laas, Wien 1854 |
Sedran, Sandro | Speleo Per Tutti, Mira 2006 |
Shaw, Trevor | Foreign Travellers in the Slovene Karst, Zalozba URC-SAZU, Ljubljana 2008 |
Slataper, Scipio | Mein Karst, wiesen verlag, Klagenfurt 1988 |
Weitere Links:
VODNIK
Kras-Carso
http://www.jamarska-zveza.si/
Grofova
jama
Speleocamp Laze
Foibe.pdf
(application/pdf-Objekt)
Natürliche
Sehenswürdigkeiten - Slovenia - Official Travel Guide -
In der
Karstregion Sloweniens begann die wissenschaftliche Erforschung
der Karstphänomene.
http://home.freeuk.net/smk/caving/slovenia.htm
http://home.arcor.de/thomaspfoertsch/Karst/html/hohlen.html
Situla
- Custom made travel Slovenia [MISSING TRANSLATION] - Das
Spezialangebot
http://www.burger.si/SLOCaves.html
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/bus/article/view/40517/34182Höhlenburgen
Ospo und Tabor
Wilhelm Putick (1888): Die unterirdischen Flussläufe von Innerkrain, das Flussgebiet der Laibach. III. Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Wien. Vienna
[ Index ] | [ Englisch version ] | [ Höhlen und Höhlengebiete ] | [ Kunst ] |
[ HöRePsy ] | [ Höhlenschutz ] | [ VHM ] | [ Veranstaltungen ] | [ Links ] |