Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Predjama, Slowenien
Zeitzeugenbericht aus dem Internet vom Mai 2009:
ÖAMTC Vorteilspartner Burg von Predjama.
Ermäßigung: 10 % Rabatt auf den Eintrittspreis für Mitglieder
sowie maximal drei Familienmitglieder.
www.oeamtc.at/netautor/na_pro/appl/na_professional/parse.php3?mlay_id=
Was wird uns im Jahr 2222 bewegen?
Auf der "showcaves.com"-Webseite wird die Predjama als die "perhaps the most famous cave castle in the world" bezeichnet und damit haben sie wohl recht. Denn wo sonst noch auf diesem Planeten gibt es noch eine so gut wiederhergerichtete Höhlenburg? Als ich im Frühjahr 2009 mal wieder dort war, da durchstreifte schon wieder eine Gruppe von Bausachverständigen den Ort, um genaue Aufzeichnungen zu machen. Vermutlich steht die nächste Restaurierung an. Denn so einen Bau kann man doch nicht verfallen lassen - vielleicht wird er ja mal zum Weltkulturerbe erklärt!
Wirklich wichtig war die Höhlenburg im Verlaufe ihrer Geschichte wohl nur für vergleichsweise wenige Menschen - verglichen mit all den anderen, die "draußen" leben mußten bzw. durften. Ob es wirklich ein Privileg ist, in einer Höhlenburg zu hausen? In Kriegszeiten vielleicht, wenn man dort "Schutz" suchen kann. Für wie lange? Es da ja diese Geschichte, wohl kolportiert von Valvasor, daß sich da mal Erasmus, der Raubritter, beschuldigt des Mords und der Straßenräuberei, vor den Verfolgern aus den Strafbehörden aus Triest, in die Burg zurückgezogen habe, und er lange belagert wurde. Wann gehen die Vorräte zu Ende? Das alte Spiel. Zuerst einmal muß für Wasser gesorgt werden - und das bekam man aus einem raffinerten System von Tropfenfängern an der Höhlendecke. Dann das Essen. Das kann nicht unendlich reichen. Bei wem reicht es länger? Denen in der Burg oder denen außerhalb. Der "trick of the trade" des Spiels, das erst gewesen sein soll, war ein geheim gehaltener Höhlengang, der aus der Höhle bis hinauf auf das Plateau reichte und das man unbegrenzt Lebensmittel von außen nach drinnen bringen konnte - solange keiner davon Wind bekam. Heute wird erzählt, Erasmus habe das Kräftemessen gewonnen und die Belagerer seien abgezogen, ehe er aufgeben mußte. Eine hübsche Legende erzählt, er liege am Grunde des heute hohen Baumes mitten im Ort begraben, wahrlich ein passender Ort.
Auf das Jahr 1202, andere schreiben 1274, geht die erste Erwähnung der Höhlenburg in der "123 m hohen Felswand" zurück, die immer wieder ihre Gestalt änderte. Zuerst sollen es die Patriarchen von Aquilea gewesen sein, die dort das Sagen hatten. Als die Habsburger das Regime übernahmen, da kam die Höhlenburg 1478 als Lehen der Familie "Lueger" zu, die "Höhle" kam also direkt in die Familienbezeichnung. Zu diesen gehörte auch besagter Erasmus. Nach seinem Tod wechselte das Anwesen mit der "extreme location" häufiger den Besitzer, eh mit den Kobenzls wieder Ordnung einkehrte. Diese Jahreszahl kann man noch heute, zusammen mit dem Wappen, an der Schloßwand staunend sehen. 250 Jahre lang blieb es in deren Besitz, eh es dann in den Besitz einer weiteren Fürstenfamilie überging, des Windischgraetz. Nach dem 2. Weltkrieg wurde alles wieder ganz anders und die Höhle kam unter die Verwaltung der Höhle von Postojna. Der Kommunismus war ins Land gekommen und nicht mehr das Wohl einer einzelnen Adelsfamilie war das höchste Ziel, sondern alles war nun "Volkseigentum", oder?
Der Höhlenburgteil ist zwar der meistbekannte
und beachteste des ganzen Höhlensystems, aber, speläologisch
gesehen, der am wenigsten wichtige. Unter der Karsthochfläche
Hrusica liegt nämlich ein riesiges Höhlensystem, von dem wir
Menschen bislang nur einen ganz kleinen Teil kennen. Mehrere
Eingänge dazu sind auch schon in der hohen Felswand zu sehen,
aber das ist auch nicht schon die ganze "Wahrheit",
wenn dieses Wort hier überhaupt angebracht ist.
Frühere Zeiten hatten ganz andere Verhältnisse, und was die
verursacht haben, davon sehen und erleben wir heute noch was.
Konkret geht es hier um den Wasserabfluß im sog.
"Pivkabecken". Mal fließt/floß dort das Wasser am
Ende ins Schwarze Meer oder in die Adria, um es auf eine kurze
Formel zu bringen. Das hatte dann in der einen bzw. der anderen
Höhlen große oder kleine Gänge zur Folge - so einfach kann
diese Welt manchmal sein.
Bei der Beschreibung der Predjama kann man jedenfalls mal von 3, dann von 4, auch von 5 Höhlenstockwerken lesen, die es gäbe. France Sustersic jedenfalls hat die These formuliert, daß der derzeitige Verlauf der Lokva, der Name des Baches, der heutzutage am tiefsten Punkt des Höhlensystems in den Berg eintritt, wirklich rein "zufällig" sei. Der Hauptteil der Höhle habe sich unter Verhältnissen gebildet, die vollkommen anders früher gewesen seien. Die neueste mir zur Verfügung stehende Angabe der Gesamtlänge der Höhle Zahl ist 13.092 m, wobei die "Poziralnik Lokve" und die "Jama v Grapi" einbezogen seien. Da hat es große Entwicklungen offenbar inzwischen gegeben. Das Wasser kommt in einer Quelle im Vipavatal wieder zum Vorschein. Dort wird definitiv mal ein Ende sein.
In den schon lange bekannten Teilen gibt es natürlich auch einen Inschriftengang, etwas, was unserer Generation von Weltbewohnern ja absolut verboten worden ist, auch zu tun, halt auch getan wird, aber auf schlechteste Weise. Egal, dort haben sich jedenfalls schon 1882 slowenische Nationalisten "verewigt", wohl nicht, jedenfalls schriftlich niedergelegtes Objekt der Aufmerksamkeit geworden, mit dem Ausdruck "Slovenski gadje". Dazu muß man erst einmal die Sprache verstehen, eh man was damit anfangen kann! Ich nicht!
2009 | ||
Folterkammer | ||
Literatur:
Bertarelli, L.V., Boegan, E. | Duemila Grotte, Milano 1926 |
Habe, France, Dr. | Predjama, sein Schloss und seine Höhlenwelt, hrsg. von Postojnska jama, 1965, in 8000 Exemplaren, herausgegeben anläßlich des IV. Internationalen Kongresses für Speläologie |
Sustersic, France | JAME V ZALEDJU PREDJAME, Nase jame, 38, 1996, S. 29ff. |
SPELEOLOGICAL HISTORY OF INVESTIGATIONS IN PREDJAMA, NAS KRS, 1990, XVI, S. 28-29 | |
Choppy, Jacques | cavernes et légendes, Mémoire du Spéléo-club de Paris n° 28, Paris 2004 |
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