Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Planina-Höhlensystem, Slowenien
In der Höhle von Planina, 10 km von dem
berühmten Postojna gelegen, gibt eine große Besonderheit. Dort
vereinigen sich nämlich zwei unterirdische Flüsse zu einem (es
heißt, es sei der größte unterirdische Zusammenfluß Europas),
der dann als Unica unterhalb einer 100 m hohen Felswand zu Tage
tritt. Pivka und Rak heißen sie vorher und haben schon etliche
unterirdische Passagen hinter sich, eh sie zusammenfließen.
Die Unica verschwindet dann bald wieder im Untergrund, nachdem
sie die Polje von Planina durchflossen hat, und taucht in Quellen
in der Nähe von Vrhnika als Ljubljanica wieder auf, die
schließlich als Nebenfluß der Save an Ende in die Donau fließt
Schon der Eingang ist gewaltig mit seiner
Traufhöhe von 70 m und einer Breite von 20 m. In dieser
Dimension von 20 auf 30 m geht es einen halben Kilometer in den
Berg hinein, erst auf der linken Gangseite, dann auf einer
Brücke über den Fluß, und schließlich auf der rechten Seite
bis zur Dvorana velikanov (Riesenhalle). Die Decke geht bis zu 50
m in die Höhe und von dort sind schon große Felsblöcke
heruntergestürzt. Ein kleiner Seitenteil ist über in
steingehauene Treppen zugänglich, die Tiha jama (Stille Höhle).
An einer Stelle, die Sotocje heißt, verzweigt sich die Höhle in
den Rak- und den Pivkazweig.
Der Rakzweig wird über eine Brücke erreicht und ist anfänglich
durch einen Weg und Steiganlagen erschlossen. Die Velika dvorana
(Große Halle) wird erreicht. Zuvor zweigt die Rudolfov rov
(Rudolfsgalerie) ab, über die ein Seitenbach hereinkommt. Von
der Großen Halle geht es im Vodni kanal (Wasserkanal) weiter,
dessen Decke streckenweise sehr nahe dem Wasserspiegel kommt.
Daran schließt sich der Pisani kanal an bis zur Kapniska dvorana
(Halle der Stalagmiten). Dort kann man ein seltenes
hydrologisches Phänomen beobachten. Das Wasser in der Höhle
fließt in zwei verschiedene Richtungen! Untersuchungen von Ivan
Gams haben ergeben, daß kühleres Wasser durch einen Siphon in
Richtung der Quellen von Malensicica fließt (bewiesen durch
Färbeversuche) und das wärmere Wasser Richtung
Höhlenein/ausgang. Das wärmere Wasser kommt aus dem Rakbacharm
der Höhle, das aus dem Zirknitzer See stammt, während die
kälteren Wässer aus der Gebirgsregion gleich oberhalb der
Höhle, dem Javorniki.
Der Pivkaarm ist besser touristisch erschlossen, aber der Weg wird immer wieder durch Hochwässer ramponiert. Schließlich ist nur noch ein Fortkommen mittels Booten möglich. In diesen Teil werden geführte Touren angeboten, die bis zum sog. "Paradiz" führen, einem 450 m langen fossilen Seitenteil mit schönen Tropfsteingebilden. Sein Ende liegt nicht weit von der Einbruchsdoline von Planina entfernt, die gleich neben der Straße Postojna-Planina sich öffnet. Das Wasser aus der Postojna jama. Der Abstand zwischen den beiden Höhlen beträgt rund 2 km Luftlinie.
Bekannt ist der Eingang in die Höhle sicherlich schon immer gewesen. Im Mittelalter errichtete ein Ritter in der Nähe eine Burg, von der heute nur noch der Wachtturm erhalten ist, der als Mali grad (Kleine Burg) bezeichnet wird. Erste Forschungen wurden von Anton Urbas Mitte des 19. Jahrhunderts durchgeführt. In den Jahren 1850-53 zeichnete der Bergwerksingenieur Ivan Rudolf den ersten Höhlenplan. Adolf Schmidl und einige Einheimische beteiligten sich an den oft sehr aufwendigen Vorstößen. Schon damals wurde der Weg bis zur Sotocje genannten Stelle angelegt.
Erwähnenswert ist das große Vorkommen an Grottenolmen in der Höhle.
Als 1801 Johann Georg Seume von Laibach kommend und Adelsberg zustrebend, die Polje von Planina erlebte, beschrieb er sie so: "Der Weg von Laibach bis Oberlaibach hat noch ziemlich viel Kultur; aber von da wird er wild und rauh, und man trifft außer den Stationen bis nach Adelsberg wenig Häuser an. Hier in Planina hatte das Wasser wieder Unfug angerichtet. Es dringt überall aus den Bergen hervor und hat das ganz schöne Tal zu einer außerordentlichen Höhe überschwemmt, so daß die Eichen desselben bis an die Äste im Wasser stehen." Eine "Unfug anrichtende Natur" - so etwas! Wo bleibt da die schöne Vernunft!
2009 | ||
Ein historischer Blick zurück: Duemila Grotte 1926 |
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Eigene Fotoversuche 2. November 1992 |
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Literatur
Griesinger, Helmut | Im slowenischen Karst, Das Jahresheft 1993 der Arge Grabenstetten, Grabenstetten 1994 |
Sandro Sedran | Speleo Per Tutti, Escusioni in facili grotte del nord-est italiano e Slovenia / Proposte per un nuovo tipo di escursionismo e spunti di accompagnamento per i gruppi speleologici 256 pp, ISBN 8889562099. EUR 19, published by the author: Sandro Sedran, Via Nazionale 259/5, 30034 Mira, (VE), 2006 |
F. Sustersic, S. Sustersic, U. Stepisnik | The Late Quaternary dynamics of Planinska jama, south-central Slovenia, Cave & Karst Science, Volume 30(2), 2003, pp 89-96. |
Stratford, Tim | The Pivka-Rak Triangle, The International Caver (14) 1995, S. 3ff. |
Bertarelli, L.V., Boegan, E. | Duemila Grotte, Milano 1926 |
Seume, J. G. | Spaziergang nach Syrakus, Bruckmann-Verlag München, 5. Auflage 1979 |
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