Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Speläologisches aus Istrien


"..von da an verehrte er die Karstlandschaft Istriens als heiligen Boden, hasste er das Imperium, den österreichischen Kaiser und seine Henker."  Bärfuss, Die Krume Brot 5


Speläologisches nach Regionen:

Buje

Pazin

Pula

Rovinj

Zminj


"Istrien zählt zum Karst. Im Nordosten öde, bis 1396 m ansteigende Kalkhochflächen, das "Weiße Istrien" (nach der Farbe des Gesteins); daran anschließend das freundliche "Gelbe Istrien"; im Süden ein niederiges Kalksteinplateau, "Rotes Istrien". Die Küsten sind reich gegliedert, im Osten Steilküste, im Westen sanftere Hänge." (MERIAN, Istrien und Slowenien auf einen Blick 98)

Der Mensch war schon von allem Anfang an hier. Die ältesten Menschenfunde weisen auf eine Zeit von 1 Million Jahren hin. Auch in den letzten 2.000 Jahren wechselten immer wieder die Völker und "Herren" - die Römer, Byzanz, Venedig, Habsburg, Italiener, kurzzeitig wüteten sogar die Deutschen hier, die Italiener, die Jugoslawen, die Kroaten. Heute künden an vielen Ortschaften zweisprachige Tafeln von den Ortsnamen, auf Serbe-Kroatisch und Italienisch. Keiner weiß, wie es weitergeht.

Istrien ist reich an Höhlen. Sie wurden schon früh besiedelt und genutzt, wenn sie leicht erreichbar waren. So manches tiefe Loch konnte erst erkundet werden, als der Mensch die dazu notwendigen Mittel hatte. 

Eine Internetrecherche im Septemberg 2018 über die Höhlen in Istrien erbrachte folgende Ergebnisse:

Als Zahl der bekannten Höhlen wird mindestens 2.000 angegeben. Das läßt schon auf eine beachtliche Höhlendichte schließen.

- Die längste und tiefste Höhle Istriens ist immer noch eine Höhle mit vielen Namen. Einstmals war sie sogar die tiefste Höhle der Erde. Allerdings stellte man dann fest, daß man sich um 100 Meter verrechnet hatte. Und damit war der Rekord schon wieder Geschichte: Der Schlund von Raspo oder der L'Abisso Bertarelli oder Rasporski Ponor oder Grotta della mama oder Zenjkanja jama. Heute gelten 358 m als seine Tiefe und momentan ist die erforschte Ganglänge 5,5 km.

- ponot Bregi, Zentralistrien (Pazinstina, großer Eingang, -273 m Schacht, Länge 2 km)

- Jama Kobiljak (Buzet, - 286 m)

- Jama u Birbovoj dragi (Buzet, - 293 m, 1 km)

- Pincinovahöhle (Tar, - 70 m, 100 m Länge)

- Pecina Laganisi http://www.amz.hr/naslovnica/virtualna-setnja/povremene-izlozbe/2009/pecina-laganisi-mjesto-zivota-i-smrti.aspx / https://www.academia.edu/1068777/Laganiši_Cave_a_Place_of_Life_and_a_Place_of_Death

- Markova jama (Tar, - 82m, 300 m Länge)

- Kaverna u tunelui Ucka (Ucka, 1,5 km)

- Ponor Kolinasi (Buzet, 1,2 km)

- ....

Übersicht über die größten Höhlen Kroatiens: http://speleologija.hr/popis

Drei Höhlen sind inzwischen als Schauhöhlen erschlossen und bieten dem Normaltouristen an, eine Reise in den Untergrund sicher und einfach zu unternehmen. Der Besuch weiterer Höhlen werden von verschiedenen tourtischen Anbietern in ihrem Programm angepriesen. In einigen Landkarten und Reiseführern sind weitere Höhlen lagerichtig eingetragen, womit überhaupt nichts über deren Befahrbarkeit ausgesagt ist. Einige Male kann man lediglich bis zum Rand eines Loches im Erdboden gehen, wo die Natur dafür gesorgt hat, daß außer einigen Spezialisten niemand mehr weiterkommt. Da geht es manchmal ganz einfach lotrecht 200 m in die Tiefe und das Geräusch hinabgeworfener Steine verhallt dort im Unbekannten. 


Eine kurze persönliche Kontaktgeschichte mit den Höhlen in Istrien:

2000: Dieses Dreieck aus Kalk und etwas Flysch südlich des klassischen Karstes, an zwei Seiten vom Meer umgeben, von der Sonne verwöhnt, nicht mehr Italien, aber auch noch nicht so richtig "Balkan", ein Gebiet, das für viele ein richtiges "Urlaubsgebiet" geworden ist. Es war schon einmal viel besuchter, noch vor dem großen Krieg auf dem Balkan, am Ende des Jahrhunderts.

Heute fangen wieder Touristen an, hinzufahren, die für sie geschaffenen Einrichtungen wieder zu bevölkern. An Pfingsten 2000 war ich mit Freunden aus dem Allgäu, der Familie Adelung, in Rabac. Es liegt an der touristisch weniger erschlossenen Ostseite. Man hat bislang die Natur noch nicht so ausgebeutet, hat die Siedlungen auf bestimmte Zonen bislang beschränkt. Aber der Krebs wuchert auch dort langsam immer mehr. Wo bislang wilde grüne Macchia die Flanken bedeckte, da schauen immer mehr rote Hausdächer heraus aus. Die Straßen werden erweitert, verdoppelt, vervielfacht. Auch hier beginnt der Landfraß, die Natur zu verschlingen. Noch geht es.

Von Rabac aus erkundete ich die Gegend, vor allem nach speläologisch Interessantem. Wichtigster Begleiter war für mich der Führer von Peter Hofmann über Istrien. Es gibt einiges, aber nicht so spektakulär zwar wie weiter oben im klassischen Karst, aber auch ansehnlich.

Besonders gut hat mir die Izvor kod Vosteni gefallen. Ohne Erwähnung im Führer würde man nie draufkommen, daß sich in der flachen Landschaft, die von kleinen Wäldchen, Wiesen und Feldern in den schüsselförmigen Dolinenwannen und einzelnstehenden Bauernhäusern geprägt ist, eine kleine Schachthöhle unter einer unscheinbaren Baumgruppe verbirgt. Richtige Steinstufen führen hinab in den Schacht mit senkrechten Wänden. Ein Wasserbecken ist eingetieft am Boden, gefüllt mit klaren Quellwasser, das ständig aus einer kleinen flachen Felsspalte still heraussickert. Die Sonne brach um die Mittagszeit durch das Blätterdach hindurch und sandte ihre Strahlen hinein in das rechteckige Steinbecken. Frisches Quellwasser ist immer ein Schatz, besonders in einer Karstgegend, wo wir kaum Oberflächenwasser haben. Einen Schluck daraus probieren, sich freuen, daß da nicht das Kloakengebräu von Pazin aus den Felsen kommt, sondern etwas, das unseren Durst stillt.

 


2018: Für eine Woche bin ich wieder nach Istrien gekommen - diesmal hauptsächlich zum Chanten. Organisiert wurde der Event von Wolfgang Friederich vom Klangheilzentrum in München, der Ort, wo wir sehr gut untergebracht waren,  war das Haus Ana in Savudria. Die Woche diente hauptsächlich dem Singen, aber es war auch viel Zeit, um sich die Gegend anzuschauen, zum Baden zu gehen oder einfach nur auszuspannen.

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Ich stürzte mich natürlich auf die Höhlen und wollte sehen, was da in kurzer Zeit alles zu besuchen war. Einige schriftliche Unterlagen standen mir zur Verfügung, aber der Hauptimpuls kam durch das Internet und seine heutigen Möglichkeiten. Wer nur einmal maps.me zur Hand genommen hat, der wird schnell fündig werden. Was er allerdings da findet, das will auch interpretiert und verarbeitet sein, sonst nützlich das einem ziemlich wenig. Und so einiges steht auch nicht im Internet, trotz der euphorischen Aussagen mancher, die nur eine geringe Ahnung haben, von dem, was es wirklich gibt. So manches wird da nicht hineingesetzt, auch von mir, denn es wäre unverantwortlich, einmal aus Höhlenschutzgründen, zum anderen wegen der großen Risiken, die die Befahrung so mancher Höhle mit sich bringt.

Bei Gologorica
Bei Ucotici
Groznjan
> Baumhöhle
In Umag

 


Im September 2020 ergab sich wieder eine Gelegenheit, für ein paar Tage nach Istrien zu fahren. Standort wurde ein Quartier in der Vorstadt von Rovinj. Es war Nachsaison und Coronazeit. Deshalb war sehr wenig los. Wir haben einige Wanderungen unternommen, teils auf, teils unter der Erde.

Die Hinweise auf die besuchten Örtlichkeiten stammten aus Landkarteneintragungen, Markierungen in MAPS.ME und dem Buch von aus dem Michael-Müller-Verlag.

Wir konnten etliche Höhle aufsuchen, andere haben wir einfach ignoriert. In Schauhöhlen noch zu gehen, das tue ich nur noch in Ausnahmefällen. Hier war einer.

 

 


Empfehlenswerte Literatur:

Michael Müller Verlag, 384 Seiten, farbig, 231 Fotos, herausnehmbare Karte (1:200.000), 19 Detailkarten
ISBN 978-3-95654-725-6

19,90 EUR (D)
20,50 EUR (A)
33,90 CHF

Buch: 6. Auflage 2020
E-Book: 6. Auflage 2020

https://www.michael-mueller-verlag.de/de/reisefuehrer/kroatien/istrien/index.html


Literatur:

Bärfuss, Lukas Die Krume Brot, Rowohlt, Hamburg 2023
Bertarelli, L.V., Boegan, E. Duemila Grotte, TCI, Milano 1926
Bozic, Vlado Schauhöhlen in Kroatien - Ein Führer durch die hergerichteten und zugänglichen Karsthöhlen und - schächte, Zagreb 2001
Hofmann, Peter Karst & Kultur - Wege durch Istrien, München 2000
Marr-Bieger, Lore Istrien, Michael-Müller-Verlag, 6. Auflage, Erlangen 2020
https://www.michael-mueller-verlag.de/de/reisefuehrer/kroatien/istrien/index.html
MERIAN Istrien-Slowenien, Hamburg 3/XXIII, 

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