Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Nabrigas, Causse Mejean, F
Auf der IGN-Karte 2640 OT Gorges du Tarn ist "Nabrigas" als eine Ansammlung von Häusern in der Nähe des Aven Armand im Causse Mejean eingezeichnet. Sucht man noch ein wenig weiter auf der Karte, dann sieht man in einiger Entfernung noch die Eintragung einer "Grotte de Nabrigas" mit einem Punkt am Rande der Jonte-Schlucht. Das ist zuerst einmal alles.
Bekannt war sie sicherlich schon immer, das belegen die vielen Überreste von Höhlenbären, die man früher drinnen gefunden hat. Aus dem Jahre 1731 stammt der erste belegte Besuch der Höhle durch Samuel Blanquet, der damals auch die grotte de Meyrueis n°1 besucht hat. Dann scheint sie wieder vergessen worden zu sein und es dauerte bis 1829 bis sie wieder nachweislich aufgesucht worden ist. 1834 begannen dann Paläontologen mit der Bergung der reichen Höhlenbärenrestelager. 1884-1885 stattete Alfred Martel der Höhle mehrere Besuche ab und begann damit so langsam seine große Höhlenforscherkarriere. Angesichts dieser Geschichte schreibt der Autor eines Buches über die Höhlen des Departements Lozère, daß für den richtigen Höhlenforscher ein Besuch dieses Ortes eher den Charakter einer Pilgerwanderung bekomme, denn eines schnell hinter sich zu bringenden Höhlenquickies.
322 m ist die Höhle lang und wird am Eingang von einer Trockenmauer mit Türöffnung abgeschlossen. Dahinter geht es immer horizontal dahin, wobei die Gänge so breit sind, daß man anfangs nur mit sehr gutem Licht auch die andere Gangseite mitbekommt. Manchmal verzweigt es sich auch und es ist gut, sich auf den Weg zu konzentrieren, um ihn auf dem Weg zurück wiederzufinden. Schließlich gibt es an den Wänden viele viele Grafittis zu sehen, was dafür spricht, daß es da nicht mehr weitergeht. Tatsächlich. Nirgendwo ist da noch eine Fortsetzung auszumachen, obwohl es einfach immer wieder äußerst seltsam ist, daß so eine Höhle einfach aufhört. Wo geht es bloß weiter? Das Herz jedes richtigen Höhlenforschers schlägt da einfach diese Frage ins Hirn und meist finden wir dann doch keine Antwort.
Für die "richtigen Höhlenforscher"
ist so eine altbekannte Höhle wohl nichts. Da gibt es einfach
nichts mehr zum Forschen. Die gehn wo anders hin, heute meist mit
vielen Säcken Seilen und anderer SRT-Ausrüstung ausgestattet.
Wenn es dann da nicht mehr weitergeht, dann kommt die HILTI zum
Einsatz, das Dynamit und was weiß ich noch alles. Trotzdem, es
ist einfach schön und erbaulich, sich auch einmal diese Höhle
anzuschauen. Ein Genuß ist der Weg dorthin. Irgendwann läßt
man nach der Durchquerung des Gehöfts von Nabrigas von selber
sein Gefährt stehen und beginnt den Fußmarsch. Hoch über der
Jonteschlucht geht es dahin. Je weiter man geht, desto schmaler
und spurhafter wird er. Der Blick geht in die Weite, hinüber zum
Causse Noir und weiter südlich und östlich. Vielleicht sieht
man Geier über einem kreisen. Meist ist es richtig still,
gerademal trällert ein Vogel irgendwo.
Die Höhle selber zu finden ist gar nicht so leicht. Markiert ist
im Gelände nichts mehr und der Eingang ist wirklich erst im
letzten Moment als solcher auszumachen. Da kann man 5 Meter daran
vorbeigehen und merkt nichts vom Eingang. Allmählich wachsen
auch das Dorngestrüpp und die Bäume darüber, so daß nur an
einer einzigen Stelle noch ein Zugang möglich ist. Man muß
schon fast spüren, wo die Höhle ist, sonst rennt man einfach
vorbei! All das moderne Ruckizucki und Schnellschnell wäre auch
hier einfach nur lächerlich. Sich Zeit lassen, damit man diesen
einfachen Ort für sich erfahren kann, das ist viel erfüllender.
Literatur:
André, Daniel | Lozère des Ténèbres, éditeur: Speleo-Club de la Lozere, Marvejols 1992 |
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