Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhle mit moderner Höhlenkunst am
Gardon, F


 Wer mit der These etwas anfangen kann, daß die Kunst immer auch ein ausgezeichneter Spiegel der jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse ist, der kann sich an den Ufern des Gard im gleichnamigen Departement im Süden Frankreichs seine Gedanken dazu machen.
Dazu müßte er Zutritt zur Grotte de la Trone bei Russan bekommen, wo er höchst eindrucksvolle Höhlenmalereien von Mammuts an der Decke finden würde, und vielleicht auch eine kleine Höhle bei Collias mal aufsuchen, wo zahlreiche zeitgenössische Bildwerke zu finden sind.

In die Baume Latrone heute zu kommen, das ist fast unmöglich. Wie fast alle anderen prähistorisch interessanten Höhlen ist sie heute massiv abgesperrt und nur noch wenige Menschen dürfen rein. Da war nicht immer so. Lange Zeit hindurch war sie frei zugänglich und viele viele sind reingegangen. Das zu katastrophalen Ergebnissen geführt, wie so oft, wenn die "Krone der Schöpfung" sich von seiner destruktiven Seite zeigt. So machte man mit gezielten Schüssen mit Lehmbatzen auf die höchster Könnerschaft  vollendeten Mammutzeichnungen "Jagd". Leider geht der "Schutz" auch wieder zu weit. Was soll z.B. das Fotographierverbot, wo man selbst im Internet die Bilder verbreitet?

So eine Höhle mal selber zu besuchen, das kann zutiefst eindrucksvoll sein. Warum wurden sie hier angebracht? Eine uralte Frage, die mir noch immer so rätselhaft vorkommt wie am ersten Tag. Auch die exakteste Vermessung mittels Laseraufzeichnungen wird sie nicht viel weiter bringen. Man braucht sich nur die Welt draußen zur Zeit der Menschen, die diese Kunst geschaffen haben, vorstellen. Mammuts draußen, keine Supermarchés, keine Tankstellen und Militärübungsplätze, keine Steinbrücken und keine Teerstraßen, ein hartes Leben.

Ein paar Kilometer stromabwärts öffnet sich schon von weitem sichtbar das Portal einer höchstens 50 m langen Höhle in der Kalkfelswand. Richtige Pfade führen schon hin. Als Alfred Schlagbauer und ich am 15. März 2003 dort mal vorbeischauten, da kamen uns auf dem Weg hinauf schon 2 Gruppen von Leuten entgegen, die zweite hatte wohl die Nacht dort verbracht und schien ein bißchen "high" noch davon zu sein. Ein Felsband führt unschwierig zum weiten Eingang. In der Nähe der Trauflinie ist eine Feuerstelle aufgeschichtet, die noch vor kurzem benutzt worden war, an der Wand auf einer Felsablage lag noch jede Menge Lebensmittel, in einer dunklen Seitennische fanden wir zugedeckt noch Utensilien zum Übernachten, mehrere Wasserflaschen standen strategisch günstig unter Tropfstellen. Wahrscheinlich waren die momentanen Bewohner gerade nur beim Nachschubholen.

Prähistorische Kunst war hier nicht zu finden, aber jede Menge zeitgenössische. Die wird ja meist nur ziemlich ablehnend wahrgenommen, als Geschmiere beschrieben, als vollkommen unpassend zu unserem Zeitalter. Warum eigentlich? Natur ist Natur und Kunst ist Kunst - Kunst gehört heute ins Museum und die Natur unter "Schutz" gestellt! Ist das der momentane Stand der Dinge? der Meinungen? welcher? der Mächtigen? denjenigen mit den kräftigsten Bomben? mit der höchsten Überzeugungskraft?

 

Bilder 2011

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Literatur:

   

Links:

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