fFranz Lindenmayr / Mensch und Höhle

La Grotte de Clamouse


Ein Foto von Philippe Crochet von einem kleinen Deckenkristall in der Höhle - ein Meisterwerk der Kunst des Höhlenfotographierens


Nicht weit von der "Pont du Diable", der aus dem 11. Jahrhundert stammenden und inzwischen zum Weltkulturerbe erklärten, damals einzigen Brücke weit und breit über den Heraultfluß, tritt in einer Karstquelle das Wasser eines gewaltigen Gebietes wieder zu Tage. Tatsächlich haben Färbeversuche ergeben, daß es noch aus 17 km Luftlinienentfernung aus dem Causse de Larzac stammt, wo es 700 m höher in den Gesteinskörper eintritt.

40 km westlich von Montpellier, gleich neben der Straße von Saint-Jean-le-Fos nach Saint-Guilhem-le-Desert, kann jeder heute auf einem großen Parkplatz halten und in den Quelltopf schauen. Gleich darüber ist eine spaltenartige Höhlenöffnung zu sehen, aus der nach starken Regenfällen ein richtiger Fluß mit 10 m³ pro Sekunde und mehr aus dem Felsen quillt. Noch etwas weiter oberhalb ist ein weiteres Portal, das schon immer bekannt war. Schon Pioniere der Höhlenforschung wie Eduard Martel und Robert de Joly haben es besucht, aber keiner hat dort viel erreicht. Das Ende war immer ein obskurer Halbsiphon, 50 m vom Eingang entfernt, der alle abschreckte. Nach einer außergewöhnlichen Trockenperiode stellte ein Mitglied des spéléo-clubs de Montpellier (SCM) bei einem Besuch einen starken Luftzug in der Höhle fest. Eine Woche später kamen 7 Höhlenforscher des SCM unter der Leitung von Mauris Laurés wieder und überwanden erstmals am 5. August 1945 das Hindernis. Nach der Überwindung weiterer leerer Siphone und einer ekelhaften Labyrinth- und Schlufstrecke waren immerhin 300 m Neuland erforscht. Weitere Touren folgten und dann der große Durchbruch in ein höher gelegenes, mit außergewöhnlich schönen Tropfsteinen versehenes Höhlensystem.

Seit 1964 ist die Höhle für die Öffentlichkeit geöffnet, nachdem mittels mehrerer Stollen, die Erreichbarkeit der inneren Räume sehr verbessert wurde. Zehntausende strömen jährlich in die geographisch sehr günstig gelegene und 950 m weit erschlossene Prachthöhle. Man hat inzwischen ein großes Schauhöhlengebäude errichtet, ein Museum ist vorhanden, einen botanischen Schaupfad hat man angelegt und die Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes ist vollzogen.

Speläologisch ist in der Höhle seit langem offenbar nicht mehr viel passiert. Die Gesamtganglänge wird noch immer mit rund 3,7 km angegeben. Es muß ein riesiges Potential noch vorhanden sein, aber das muß erst erschlossen werden. Einmal hat sie schon einem Langzeithöhlenaufenthaltsversuch von Michel Siffre gedient, der sich monatelang in der Höhle aufhielt, um Beobachtungen darüber anzustellen, wie es dem Menschen ergeht, wenn er unter den Bedingungen sensorischer Deprivation von der Außerwelt lange abkoppelt.


Die Pont du Diable

 

 

 

  Philippe Crochet beim
Fotographieren
  Annie Guiraud, perfektes Speläofotomodell

Eines ist auch noch lobend hervorzuheben: Das Fotographieren in der Höhle ist erlaubt!

 

 

Literatur:

Caumont, Danniel Monts et grottes de Saint-Guilhem, 1993
Caumont, Daniel Le Réseau souterrain de la Clamouse, Spelunca 2 - 1978, S. 57ff.
Choppy, Jacques cavernes et légendes, Mémoire du Spéléo-club de Paris n° 28, Paris 2004
Crochet, Philippe, Guiraud, Annie La Grotte de Clamouse, Somogy, Editions d'art, Paris 2018
Houlez, Jean-Paul Grottes et avens du Pays de Saint-Guilhem
Vertonghen, Charlie CLAMOUSE LA BELLE, Spéléo n° 19, 1995, S. 3ff.

 

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