Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Courniou-les-Grottes, Herault, F
Landschaft und Höhlen nördlich von Beziers, Hérault
Es kommt nicht oft vor, daß eine Ortschaft gleich in ihrem Namen den Bezug zu Höhlen herstellt. Hier ist es einmal der Fall. "Courniou-les-grottes" liegt im Departement Hérault auf 362 m Seehöhe im Cournioutal. 600 Menschen leben dort, leben hauptsächlich von der Landwirtschaft und vom aufkeimenden "Grünen Tourismus". Man preist sich als Urlaubsort an, in dem es noch ruhig zugeht und wo man reichlich Gelegenheit bekommt, in aller Ruhe die Natur zu genießen. Zwei Wanderwege laden dazu ein, ein botanischer Wanderweg und ein Weg zu den Capitelles, den Trockenmauerbauten auf dem Land, die dem Aufenthalt bei schlechtem Wetter für die Bauern und Hirten dienten.
Der große touristische Attraktor ist eine Schauhöhle, die Grotte
de la Devèze. Sie wurde beim Bau der Eisenbahn von Bédarieux nach Mazamet
1886-87 angeschnitten. Noch heute kann man den Originaleingang hoch in der
Felswand hinter dem Bahnhofsgebäude sehen. Die gute Zugänglichkeit führte dazu,
daß sie ab 1932 als Schauhöhle ausgebaut und auffällig beworben wurde. 1893 kam
auch Eduard Martel, zusammen mit Bourguet und Armand hierher und nahmen den
ersten Höhlenplan auf. Weitere Forschungen fanden 1928-29 und auch in den
Folgejahren statt. Nach einem Zusammenschluß mit einer nahe gelegenen Höhle
weist sie nun eine Gesamtlänge von 5+ Kilometern auf.
Eine interessantes Forschungsproblem besteht noch immer, der "salle Armand". Bei
der Ersterforschung der Höhle soll Louis Armand eine große wunderbare Halle
entdeckt haben. Eduard Martel berichtet darüber in seinem Buch "Les Abimes" und
zeichnet sie in den Plan ein, aber als später andere Forscher sie auch besuchen
wollen, da finden sie sie nie mehr wieder. Gibt es sie wirklich? Robert de Joly
schreibt in seinen Memoiren darüber: "Cette salle n'existe pas! Le jour où
Armand était descendu ici, il avait sans doute dû un peu trop forcer sur la dive
bouteille". Hat er mit dieser Einschätzung recht? Keiner weiß es wirklich.
Der Besucher kommt relativ nahe an die vielen kristallenen Schönheiten heran, so daß oft notwendig ist, sie vor dem Berühren oder gar deren Zerstörung durch die Besucher durch Drahtzäune zu schützen, so daß man sich manchmal wie in einem Käfig vorkommt. Sehr lobenswert ist, daß den Besuchern der Höhle das Fotographieren wie leider in so vielen anderen Schauhöhlen nicht verboten wurde.
Beim heutigen Eingangsgebäude der Schauhöhle ist in einem Nebenbau das französische Museum für Speläologie untergebracht. Viele Originalstücke aus der Frühzeit der Höhlenforschung werden dort gezeigt, die großen alten Forscher werden vorgestellt, z.B. Martel und Casteret, es geht um die Entstehung und Entwicklung der Höhlen, die Höhlenfauna und die regionale Höhlenforschung.
In der Höhle stellt zur Zeit Jean Truel einige seiner Werke in einer Schau vor. Hier sind sie nicht direkt auf die Höhlenwand aufgetragen, sondern befinden sich auf Leinwänden. Das schafft ein Gefühl des Nicht-wirklich-dahin-Gehörenden.
In den Bergen der Umgebung gibt es noch eine Anzahl weiterer sehr bedeutender Höhlen, die wegen der steineren Besonderheiten in ihrem Inneren fest unter Verschluß gehalten werden.
Der Schauhöhleneingang bei ehemaligen Bahnhof von Courniou | |
Im Höhlenmuseum |
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Ein Gemälde von Jean Truel im Museum | |
Der alte Eingang in der Felswand |
Der heutige Eingang |
Durch geologische Vorgänge angebrochene Säule | Halle mit Puppe der "Penetratoren" |
Käfighaltung der Touristen | |
Die Bilder von Jean Truel | |
Abends im Vereinsheim des örtlichen Höhlenvereins |
Literatur:
Michelin | Causses - Cévennes-Bas Languedoc, 1974 |
Martel, E.A. | Les Abimes, Paris, C. Delagrave, 1894 |
Pallu, Patrick | Le Musée francais de la spéléologie, musée fédéral, Spelunca 123-2011, p 37ff. |
Robert de Joly | Memoirs of a Speleologisit, Zephyrus Press, 1975 |
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