Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen um Les-Eyzies-de-Tayac im Vézèretal, Dordogne, F
"..im letzten Abschnitt ihres Laufs, ist die Vézère überdies jenes Tal geworden, in dem nicht weniger als 147 urgeschichtliche Fundstellen und 25 ausgeschmückte Höhlen bekannt sind." Bailly, Fremd gewordenes Land 303
Vézèretal von Montignac bis La Madelaine
Landschaft und Höhlen im Departement Dordogne
Les-Eyzies-de-Tayac wurde schon als "bedeutendstes Zentrum der Welt der prähistorischen Zeit" bezeichnet. Vermutlich stimmt das auch. Inzwischen ist dieser kleine Planet im Weltall schon ziemlich gut abgegrast und Überraschungsfunde werden immer seltener. Um 1900 begann der Boom in dieser Region, die durchgehend seit vielleicht 100.000 Jahren besiedelt gewesen ist. Das muß schon ein ganz besonderes Gebiet sein, daß die Menschen solange sich dort aufgehalten haben. Gab es dort die fast idealen Bedingungen, um ein gutes Leben zu führen? Die dazu geführt haben, daß sie Menschen gewohnheitsmäßig immer wieder weitergezogen sind, sondern auf einem Fleck mal geblieben sind, über 1000 und mehr Generationen hinweg oder so?
Eines hatten sie in Überfülle - Dächer über dem Kopf aus festem Fels. "Abris" heißen sie auch, und die gibt es hier zum "Saufüttern" in klassischer Ausführung. Man brauchte dann nur noch ein paar Holzstangen davor zu stellen, ein paar Tierhäute drüberhängen, und fertig war das Eigenheim, allerdings gab es noch keine Grundbucheintragung.
Der Tourismus hat inzwischen auch Les-Eyzies-de-Tayac voll im Griff und die Maschine rollt, was man daran merkt, daß fast überall "die Hand aufgehalten wird". Wer alles sehen möchte, der muß einen dicken Geldbeutel inzwischen mitbringen und viel viel Zeit. Aber alles sehen? Warum sollte man auch? "If you have seen one, you have seen them all." Dieses, alles in wenige Worte packende englische Sprichwort, trifft wie immer den Kern. Eine Höhlensiedlung anzuschauen, das macht großen Eindruck, aber sie alle "abhaken" zu wollen, das wäre, so sagen wir hier in Bayern, ein "Schmarrn". Die Auswahl ist sehr groß und es werden scheinbar immer mehr. Ähnlich ist es bei den Bilderhöhlen. Font-de-Gaume, Combarelles, Bernifal, Cap-Blanc.....
Natürlich muß man einmal im Ort spazieren gegangen sein, obwohl der auch inzwischen leider nur noch aus Touristengeschäften besteht. Und immer mehr wollen sich an den Geldsegen hängen, der an dem Massenauflauf von Fremden gebunden ist. Immerhin hat man geschickt am Weg vom großen, kostenfreien Parkplatz am Vézèreufer einen Raum für die örtlichen Händler und Bauern freigehalten, wo die ihre Erzeugnisse loswerden könnten. Wenn es halt nicht gerade so alles aufweichend regnet wie bei uns, als wir im April 2012 dort waren.
Mit Bildern eine Region lebendig darstellen zu wollen, das lebt davon, daß man verblüfft. Das ist ganz einfach - mit den Konventionen zu brechen. Einmal z.B. nicht die Felsdächer zu zeigen, sondern die Wurst vom Markt....
Die Hauptmahlzeit der Steinzeitmenschen -
jedenfalls hat sich dieser Eindruck nach vielen Ausgrabungen bei den
Archäologen ergeben.
Also nicht dauernd in eine kräftige Bärentatze beißen, sondern so ein "sperriges" Tier verzehren |
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Lochstein im Museum | |
"Vulven" im Museum - dreht sich bei einem Katholiken der Magen um? Keine Kreuze! Sondern Darstellungen vom Beginns des Lebens! |
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September 2018 | |
In Les-Eyzies hat man wirklich die Qual der Wahl. Steht man da in der Ortsmitte, dann kann man sich überall hinwenden. Überall führen die Wege auf Spuren unserer Vorfahren, die es an diesen Ort über, ja wirklich, Jahrhunderttausende ausgehalten haben. Wer möchte das schon von seinem derzeitigen Aufenthaltsort behaupten? Unsere kleinen, meist windigen Häuschen, vollkommen überteuert und ein Leben lang oft mit einer Hypothek belastet! Heutzutage auch noch von Finanzspekulanten belagert, die auch eine 85jährige Frau noch aus ihrem Haus jagen, weil sie eine Rate nicht bezahlt hat! Von "Fortschritt" braucht da wirklich keiner zu reden. You are what you eat - heißt es. You are where you live - das gilt schon auch. Vielleicht sollte man sich auch eine Nacht im Hotel "Cro Magnon" gönnen, um einmal zu spüren wie die Namensgeber unserer Menschenrasse mal den Tag gesehen haben - vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang, immer beschienen von ihr. Wenn gerade nicht dauernd geregnet hat, wie das bei uns der Fall gewesen ist, im April 2012.
Laugerie Basse, Laugerie Haute, Grotte du Grand Roc, Gorge
d'Enfer, Abri du Poisson, alles Lokalitäten, an denen vorbei fährt, oder sie
halt auch aufsucht, weil ein großer Parkplatz einem die automobilistisch leichte
Möglichkeit gibt, auch einmal stehenzubleiben, wenn man Les-Eyzies
vézèreaufwärts strebt. Leider sind das alle Orte geworden, wo man einen
gefüllten Geldbeutel haben muß, wenn man die hot spots auch wirklich sehen will.
Überall sind heute Kassenhäuschen, die einem einen Obolus abnehmen, eh der
"Blick frei wird". Wer kein Geld hat, oder keines ausgeben will, dem ist, sorry,
der Blick verwehrt (Hast dich wohl vorher nicht genügend angestrengt, damit du
unsere Preise bezahlen kannst! - die Aussage von....)
1966 bin ich schon einmal dort gewesen - und alles war, wirklich, "frei", bis
auf den Eintritt auf die Grand Roc, und die hat mich schon damals, ehrlich, nur
enttäuscht. Was ist da eigentlich zu sehen?
Besonders spannend empfand ich die Fischgravierung im Abri du Poisson. Ein
"Berliner Professor Otto Hauser" war da wohl gerade auf Beutezug gewesen, hatte
dem "ahnungslosen Bürgermeister" die Gravierung abgekauft, Korruption?,
waggonweise hätte er damals Fundstücke und Skelette aufgekauft, war also eine
sehr bekannte Persönlichkeit. 1912 ist das gewesen. Gut 40 Jahre nach dem 70er
Krieg, gerade 2 Jahre vor dem nächsten Weltkrieg. In letzter Sekunde sei das
Ministerium de Beaux Arts in Paris eingeschritten. Noch heute sieht man die
Perforation, entlang man dieses Menschheitszeugnis wohl entführen wollte -
schließlich, was ist nicht kaufbar? Ist nicht heute alles eine Frage des
Preises?
Vielleicht gelingt ja die Überführung im Zuge des Euros nach Berlin? ( Wie uns doch die "Geister der Vergangenheit" verfolgen!')
Zu solchen "vermonetarisierten" Geschichtsstätten mag ich gar nicht mehr gehen. Ich finde, sie haben dadurch allen "Zauber" verloren. Genau dafür, wofür sie ja angeblich stehen, das ist durch ihre Vereuroisierung für mich verloren gegangen.
Glücklicherweise gibt es noch andere Orte. Dort ist noch ein wenig mehr vom "Charme der Vergangenheit" spürbar gewesen, zumindest für mich. Ob da ein Physiker mit seinen Meßgeräten etwas aufspüren wird? Die wirklichen Physiker mißtrauen ja auch allen Meßergebnissen. Am Grad des Mißtrauens messen ja viele von denen Grad des Physikers!
Flußaufwärts gesehen links mündet nach Laugerie Haute die Manaurie in die Vézère. Ganz in der Nähe dieser Stelle befindet sich die klassische Ausgrabungsstelle "la Micoque". Viel zu sehen gibt es da nicht, aber überhaupt einmal an einem der klassischen Siedlungsplätze der Menschheit gewesen zu sein, das ist ja auch etwas.
Die Manaurie | |
Das Gelände oberhalb des Tales | |
Les Grottes de Carpe Diem - 2012 war da nichts mehr los | |
Bei Eyzies mündet ein weiterer Bach in die Vézère, die Beune, die sich in den Ast der Kleinen und der Großen Beune aufspaltet. Am Ortsrand steht das Besucherzentrum, bei dem es die sehr gesuchten Eintrittskarten für die Höhlen von Font de Gaume, les Combarelles und weiterer prähistorischer Ort gibt.
Ein zubetonierter Eingang | |
Der Boden unter den Fledermäusen | |
Bei les Combarelles gibt es gleich ein paar Höhlen. Die
wichtigste wird mit Combarelles 1 bezeichnet. 300 m weit geht es in einem
gewundenen, ein Meter breiten und teilweise ausgegrabenen Gang in den Berg. Die
meisten Ritzzeichen sind auf den letzten 120 m. Immerhin 800 Ritzzeichnungen
finden sich in den Wänden, meistens Tiere, aber auch wenige
Menschendarstellungen. Am häufigsten sind Wildpferde abgebildet, aber gibt da
auch Mammuts, Nashörner, Bären, Raubkatzen usw.. Ihr Alter wird auf ca. 10.000
Jahre geschätzt.
Neben dem Eingang in Combarelles 1 liegt gleich der zur Combarelles 2. Auch hier
hat man einige Zeichnungen entdeckt. 50 m entfernt in den felsigen Talwänden
finden sich eine ganze Reihe weiterer Höhlenöffnungen, mal verschlossen, mal
nicht. Eine wurde gleich wieder zubetoniert.
Im Kleinen Beunetal liegt gleich neben der Straße eine große Höhlenwandsiedlung, die man hergerichtet hat und mit der man nun dem Besucher einen lebendigen Eindruck vom Leben damals in den Höhlen vermitteln will.
Noch ein paar Kilometer weiter ins Kleine Beunetal hinein, dann zweigt man bei der "Vieil Mouly" zum Parkplatz, von dem aus es zu Fuß zur Höhle von Bernifal geht. Wir waren uns nicht sicher, die denn die Markierungen zur Höhle denn zu deuten waren und verrannten uns zuerst einmal hoffnungslos. Allerdings kamen wir so zum Besuch einiger kleiner Höhlen in den Talwänden, auf die wir ansonsten nie gestoßen wären.
Eingang Bernifal | |
Nachbau einer Unterkunft der Steinzeitmenschen | |
Oberhalb von Les Eyzies liegt das Gehöft la Mouthe. Früher konnte man die ganz in der Nähe liegende Höhle besuchen. 2012 geht das nicht mehr. Das Gelände ist hoch umzäunt und man läßt Stiere darin grasen.
Nachbildung einer in der Höhle gefundenen Lampe, heute aufbewahrt im Deutschen Museum in München |
Literatur:
Bailly, Jean-Christophe | Fremd gewordenes Land, Berlin 2017 |
Fagan, Brian | Cro-Magnon - Das Ende der Eiszeit und die ersten Menschen, WBG, Stuttgart 2012 |
Peyrony, E. | Les Eyzies und das tal der Vézère für den Gelehrten und Touristen, Montignac 1962 |
Vidal, Pierre | Cavernes en Périgord Tourisme - Spéléologie, 1981 |
Links:
allgemein:
Les Eyzies-de-Tayac - Centre des monuments nationaux
Les Eyzies. Complete guide to Les Eyzies de Tayac, Vezere Valley and the Dordogne
speläologisch:
Slow
Travel Trip Reports - A Long Weekend in the Dordogne
Grotte de Font-de-Gaume in Frankreich
Font de Gaume - grotte - visite - images - Hominidés
Die Megalith-Seiten von Thomas Witzke - der Stollentroll
Landschaft und Höhlen im Departement Dordogne,
Frankreich
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