Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Höhle von Rouffignac, Dordogne, F
fragmentsdetemps.htm - ein Ausstellung von künsterlischen Glasobjekten von Jean-Paul Raymond in der Höhle
Vézèretal von Montignac bis La Madelaine
Les-Eyzies-de-Tayac und Umgebung
Der breite Eingang in die Höhle von Rouffignac in der Nähe von Florac war dem Menschen immer schon bekannt. Früher hieß die Höhle lange "grotte de Miremont", auch "Cro de Granville". Ein bequem begehbarer horizontaler Tunnel lädt zum Erkunden der Unterwelt einfach ein.
Die erste schriftliche Aufzeichnung über die Höhle stammt aus dem Jahre 1575 von Francoise de Belleforest in der Cosmographie Universelle und gehört zu den frühesten schriftlichen Höhlennachweisen überhaupt. Schon darin ist die Rede von "paintures" an den Wänden der Höhle. Ein Graffiti in der Höhle zeigt die Zahl 1583 in der damals üblichen Schreibweise.
Eine traurige Berühmtheit erlangte sie durch einen der frühesten belegten tödlich verlaufenden Höhlenunfälle. Zwei Besucher aus den heutigen Niederlanden verliefen sich 1730 in der Höhle und fanden den Ausgang nicht mehr. Als ihre Fackel verlöschte, begannen sie ihre Kleider zu verbrennen, aber auch das half nicht wirklich weiter. Einer starb in der Höhle, der andere fand nach 9 Tagen den Ausgang. Zwei Tage später starb auch er, an Erschöpfung.
1895 trug sich mal ein Besucher in griechischer Schrift an den Höhlenwänden
ein. Zwei Jahre vorher war der "Vater der französichen Speläologie" auch schon
einmal da, Eduard Martel, aber von irgendwelchen aufregenden Einzelheiten ist
nichts bekannt. 1915 besuchte Abbé Breuil und ein Käferforscher die Höhle auf
der Suche nach einem seltenen Höhleninsekt. Um 1940 zogen sich
Widerstandskämpfer der Resistance in die Höhlenräume zurück, um nicht von den
Deutschen geschnappt zu werden. 1948 besuchten ein Abbé Glory und ein Dr. F.
Koby aus Basel die Höhle, um nach Höhlenbärenresten zu suchen. Gesehen haben
alle wohl schon die Malereien an den Wänden, aber offenbar hatte keiner ihnen
große Bedeutung zu gemessen. Zu offensichtlich war wohl ihr Vorkommen.
1948-49 begannen erste systematische Forschungen in der Höhle durch den
Spélò-Club de Périgueux. Dabei wurde auch das tiefer gelegene Höhlenstockwerk
erkundet.
Auf einer russischen Webseite steht der "Entdeckungsmythos", der sehr nach dem von Altamira klingt. Eine June Robert, die einen Blick auf die Höhlenwand warf, hätte gesagt: "Hi, Toto, come here and see!" Das sind die klassischen Worte. Mach auf deine Augen und seh mal endlich das, was da vor dir ist! Zwei Mammutdarstellungen waren da zu sehen - vor den Augen von Romain Robert und Louis-Rene Nougier. Die systematische Erforschung begann, und damit brach auch der "guerre de Mammouths" an. Wo man während des Kriegs noch 2 Nashörner gesehen hatte, waren es später 3! Waren die abgebildeten Tiere wirklich prähistorischen Ursprungs? Sollten sie vielleicht "nur" das Produkt eines äußerst begabten "Höhlenkünstlers" der letzten Jahre gewesen sein? Beweise sind schwierigst beizubringen, so wird halt das Urteil der "Experten" akzeptiert oder halt auch nicht.
Faszinierend ist die Reise, in diesem Fall stimmt es voll, weil man einen großen Teil der Tour in die Höhle mit einer kleinen Eisenbahn zurücklegt, immer. Praktisch in Griffweite Mammuts oder Rhinozerosse vor sich zu haben - der Trick funktioniert noch heute. Wie wäre es für mich, wenn ich draußen nicht Hunde oder Katzen vor mir sehen würde, sondern diese Großtiere, aber nicht mit sicherem Abstand vermittels Gittern oder Wassergräben? Daß diese Tiere von den Steinzeitmenschen gejagt und geschlachtet wurden - ein Mythos, der zwar immer in unserer verfälschten, krampfhaft nach "Heroen" suchenden Literatur beschworen wird, am meisten lebten sie von der Jagd nach Rentieren! Immerhin ein Ergebnis, das festgehalten zu werden verdient.
Leider ist auch hier das Fotographieren grundsätzlich verboten, so daß der persönlichen bildlichen Auseinandersetzung mit diesen Erscheinungen kaum Raum bleibt. Heimlich muß das alles passieren und heraus kommt Entsprechendes. Die Ergebnisse gefallen mir aber: ein visuelles Vademecum des Höhlenerlebnisses, das Übliche, Traditionelle sprengend, zu dem, was schon seit Jahrtausenden da ist, etwas Dazufügend!
Da haben es ein paar Menschen immerhin zu einer Gedenktafel auf Grund ihrer Lebensleistungen gebracht! | |
Feuersteineinlagerungen an den Höhlenwänden | |
Der Schauraum mit Wechselausstellungen 2012
waren da links Kunstobjekte aus Glas zu sehen |
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Der elektrische Zug |
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Literatur:
Vidal, Pierre | Cavernes en Périgord Tourisme - Spéléologie, 1981 |
Eppel, Franz | Stationen der ältesten Kunst - Im Land der Steinzeithöhlen, Verlang Anton Schroll & Co, Wien-München 1963 |
Minvielle, Pierre | Guide de la France Souterraine, Les Guides Noirs, TCHOU EDITEUR 1970 |
Links:
Grotte préhistorique de Rouffignac
Landschaft und Höhlen an der Dordogne
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