Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen an der Célé und ihren Nebentälern, Lot, F


 


Die Célé ist ein Nebenfluß des Lot und mündet bei Bouziès nach einem Lauf von 104 Kilometern in ihn. Den größten Teil seines Laufes durchschneidet er Kalkgestein und entsprechend viele Karst- und Höhlenerscheinungen treten links und rechts seines Ufers auf.

Starke Karstquellen legen auch davon Zeugnis ab, daß uns hier in einer bedeutenden Karstlandschaft aufhalten, z.B. die émergence de la Pescalerie und die von Ressel.

Am bekanntesten ist sicherlich die Schauhöhle von Pech-Merle bei Caberets. Dort kulminiert wirklich das Malerische dieser Gegend. Die Häuser schmiegen sich an die Felswände wie schon seit Jahrhunderten. Entlang der Straße tut sich Höhleneingang nach Höhleneingang auf. Ein kleines Paradies für Höhleninteressierte ist hier, wenn es auch keine wirklich großen Objekte hier gibt.

Die Gegend war auch schon dem Steinzeitmenschen gut bekannt, was die Massierung von kleineren Höhlen zeigt, die mit prähistorischen Kunstwerken verziert sind. Der Impuls wirkt noch heute weiter, wie die zahlreichen zeitgenössischen Zeichnungen an verschiedenen Höhlenwänden zeigen.
 

Auf dem Campingplatz von Carberets
Kleine Höhlen an der Straße D 40 Bourlande- la Pescalerie
 
la Pescalerie
Kleine Höhlen an der D 41
 
Oberhalb von St. Sulpice
Wurzel
Entsorgtes Ackergerät modern cave art
Notre Dame du Roc-Traoucat 
http://www.laviequercynoise.fr/notre-dame-del-roc-traoucat-et-ses-mysteres_7372/

Die Höhle von Pech-Merle wurde 1920 durch André David, einem jungen neugierigen Mann entdeckt. Enge Gänge waren erst zu durchmessen, ehe der geräumige Hauptteil erreicht war. Der Dorfpfarrer, Abbé Lemozi, bekam Wind von der Entdeckung, und es begann eine gründliche Erfassung dieser erstaunlichen Höhle, die sicherlich zu den eindrucksvollsten Frankreichs zählt, sowohl aus speläologischer als auch prähistorischer Sicht. Schon 1926 wurde ein kurzer Stollen gesprengt, durch den man heute ganz leicht über wenige Stufen in den hauptsächlich horizontalen Gang gelangt. Der ursprüngliche Eingang in die Höhle ist längst schon wieder verstürzt. Durch den kamen auch die Höhlenbären herein, die an vielen Stellen ihre Spuren hinterlassen haben, z.B. in Form von Kratzspuren an den Wänden. In diesem kurzen Gangstück, das man erst zum Ende der Führung zu zu sehen bekommt, fällt etwas besonders auf: eine Eichenwurzel, die 7 m durch den ganzen Raum von oben bis zum Boden reicht. An der Oberfläche ist der Baum gekennzeichnet, zu dem dieses erstaunliche Stück Natur gehört. In diesem Bereich liegt auch der Zustieg in die Combel-Galerie. Sie ist normalerweise nicht zugänglich. Nach fünf Metern Schluf erreicht man einen größeren Raum, in dem rote Punkte, Pferdezeichnungen, das Bild einer Höhlenlöwin und "phantastische Tiere mit riesigem Körper und winzigem Kopf" zu sehen sind. Außerdem soll es hier "Busen" geben! Stalaktitenförmige Gebilde zuhauf, die an diesen herrlichen Teil des weiblichen Geschlechts erinnern, mit kleinen menschlichen Nachhilfen. Längst wird ja diskutiert, wer wohl die Schöpfer der paläolithischen Kunst eigentlich waren - Frauen und/oder Männer. Hunderte von Metern wandert man in einer prachtvoll geschmückten Höhlengalerie, mächtige Tropfsteinsäulen gibt es und dann eben auch die "Verfeinerungen", schwarze Mammuts, den "verletzten Mann", die "Wiesent-Frauen", viele Handabdrücke, den "Fries der gepunkteten Pferde". Es lohnte sich genauer dort hinzuschauen: Unter den Pferden ist die große Ritzzeichnung eines Fisches! 5.000 Jahre sollen beide Kunsterzeugnisse trennen! Was ist da nicht alles in den Köpfen der damaligen Menschen umgegangen. Da hatte einer mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Speläologisch außergewöhnlich ist natürlich der "Kreisel", eine einzigartige Abart der Höhlenperle, der in einem Sinterbecken sich gebildet hat. Und wer bliebe nicht unberührt, wenn er die Fußstapfen von zwei Menschen sieht, die durch ein Sinterbecken vor gut 10.000 Jahren einmal gelaufen sind und ihre Spuren darin hinterlassen haben. Eine Frau und ein Kind war das, vor gut 10.000 Jahren. Wie oft wurden denn diese Höhlen besucht? Waren das nicht im Grunde alles Einzelereignisse, Solitärverhalten von wenigen, das für die Masse der Menschen überhaupt keine Bedeutung hatte, der Besuch der Höhlen und das Anbringen von Malereien in ihnen? 

1952 kam es bei einem Höhlenbesuch durch André Breton, einem der führenden Leute des Surrealismus, zu einem Eklat. Er durchbrach das Tabu, daß man die Malereien nicht berühren dürfe, sondern tat genau dies. Er wollte überprüfen, ob sie echt seien, gab er vereinfacht gesagt von sich. Vom schwarzen Rüssel eines Mammuts löste sich ein Stück der Farbe und fiel zu Boden. Es kam sogar zu einem Kampf mit einem anderen Besucher und Bréton wollte sein Eintrittsgeld zurück. Später wurde er vor Gericht zitiert und verurteilt zu 25.000 Francs Strafe (heute wären das ca. 40000 Euros). Viele bekannte Persönlichkeiten setzten sich zwar für Bréton ein, z.B. Gaston Bachelard, Albert Camus, Claude Levi-Strauss, André Malraux, René Char, aber das half nicht viel. Erst als der Staatspräsident eine Amnestie verkündete, war die Sache ausgestanden.

http://medialot.fr/le-proces-surrealiste-et-prehistorique-dandre-breton/

http://treignacprojet.tumblr.com/mammouth

 

Es muß einmal eine Zeit gehaben, da war auch die "Grotte de Bellevue" bei Marcilhac-sur-Célé wohl für die Öffentlichkeit erschlossen. Ein Gebäude aus Brettern mit Bar und Gästetischen zeugt noch davon. Allerdings machte alles im April 2012 keinen benutzten Eindruck mehr.

 
Ein "sein"(fr)-förmiger Tropfstein
Der Schachteingang in die Grotte du Facteur
Das Cézétal bei Marcilhac
Ein Seitental der Célé bei "las Combes Hautes"

Unweit von Marcilhac-sur-Célé, kurz nach dem Gehöft la Balme, fällt ein größerer Parkplatz an der Straße auf. Warum gibt es den? Für "Uneingeweihte" wird sich der Sinn nicht erschließen können. Nirgends steht irgendein Hinweis. Geht man dem breiten Weg hinunter, dann fällt da ein ausgetrampelter Platz auf, ein kleines Hinweisschild "Respectez la nature", aber sonst nichts. Irgendwo da ist der Eingang in eine der bedeutendsten Unterwasserhöhlen Frankreichs, der émergence du Ressel. Kilometerweit ist man inzwischen schon unter das Karstplateau hineingekommen und ein Ende ist nicht in Sicht.

 

 


Literatur:

Minvielle, Pierre Guide de la France souterraine, TSCHOU, 1970
Salgues, Daniel, Magdelaine, Joel L'Igue de Cuzals, grottes et gouffres, p 3-15
Lasson, Nadir La goule de Marcenac (Cabrerets, Lot), Spelunca 114, 2009, p 10-12
Guillou, Yanik Le, Guinot, Jean-Luc Une nouvelle grotte ornée lotoise en vallée du Célé, Spelunca 120 - 2010, p 33-36
Lorblanchet, Michel La grotte ornée de Pergouset (Saint-Géry, Lot), Documents d'archeologie francaise n° 85 (001)
Schafheutle, Markus A. L'émergence du Ressel, Marcilhac (Lot)Ä, Spelunca 90 - p 39 - 40
Isler, Oliver Emergence du Ressel, UIS CAVE DIVING 4/1992, p 32-35

Links:

allgemein:

Sandre Portail national d'accès aux référentiels sur l'eau | Fiche cours d'eau

Mairie de Cabrerets - La Commune, la Mairie de Cabrerets et son village en France, Midi-Pyrénées

Cabrerets & Pech Merle (Lot, France)

http://www.sauliac-sur-cele.fr/

speläologisch:

Höhlentauchen in der Dordogne / Frankreich - Tauchplätze - Emergence de Ressel

Introduction Pech Merle Prehistory Center - Cave and Museum - Cabrerets Lot - 46 France

Landschaft und Höhlen im Departement Lot, F

Speläologisches auf dem Jakobsweg - Frankreich/Zwischen Le Puy und Cahors


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