Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

gouffre de Padirac, Lot, F

Causse de Gramat / Blick in den Schacht
 

Wann wurde zum ersten Male der Boden des gewaltigen Schachts in der Karsthochfläche des causse de Gramat von Menschen erreicht? Bekannt ist die riesige Öffnung in der Erdoberfläche immer schon gewesen, schließlich hat sie einen Durchmesser von 33 Metern! Heute werden 75 m als die offizielle Tiefe angegeben. Ein Aufzug und ein Treppenhaus erleichtern heute den Abstieg in dieses Riesenloch. Angeblich war Eduard Martel der erste, der sich hinunter traute, 1889 war das gewesen. Unterstützt von sechs Handarbeitern und von Gaupillat, Armend und Foulquier stieg er in die Tiefe.
Der Erste war er sicherlich nicht. Am Grunde fand sich eine kleine Mauer und eine Feuerstelle. Geborgene Gegenstände wurden in 14. Jahrhundert datiert. Es wird vermutet, daß sich die Bewohner des nahen Dorfs Padirac einmal nicht in den Wäldern oder in irgendwelchen Höhlen der Umgebung verborgen haben könnten, sondern einfach kühn im Schacht versteckt waren. Einen Bezug zu diesen Engländern gibt es auch noch, nämlich die Sage von einem versteckten Engländerschacht. Die hätten vielleicht, in eine Kuhhaut eingenäht, einen großen Schatz dort hinuntergelassen. Das blieb nicht folgenlos. Als Martel das Gelände der Höhle kaufte, enthielt der Vertrag eine Klausel, daß dem bisherigen Besitzer ein gewisser Anteil zustehen würde, würde er gefunden!

Aus: Höhlen - Welt ohne Licht: "In seiner 1578 veröffentlichten Geschichte des Languedoc schreibt Francois de Chalvet de Rochemoneix, dass die Einheimischen den mehr als 90 m tiefen Gouffre de Padirac aufsuchen, um "mächtig guten Salpeter zu gewinnen", indem sie mittels ganz gefährlicher Vorrichtungen dort hinabsteigen." 120

Schon 1898 begann man mit der Erschließung der Höhle und dem Ausbau zur Schauhöhle. Ein seitlicher Schacht wurde ausgehoben, der 16 m unterhalb der Oberfläche in den Naturschacht durchbricht und von da an als Stiegenhaus und Aufzugsstütze offen zu sehen ist. Hier war früher ein richtiges Höhlenrestaurant hineingebaut, das sich aber wohl wirtschaftlich nicht gelohnt hat. Das Geld wird inzwischen an anderer Stelle gemacht.

Bis zum Jahre 1900 unternahm Martel und Kameraden 9 Expeditionen, um weiter in die Höhle von Padirac vorzudringen. 1937 wurden die Forschungen wieder aufgenommen und bis heute fortgesetzt. 1947 gelang der erste Färbeversuch mit Hilfe von Fluoreszinfarbstoff, der Monate später in der Lombardquelle und der von Saint George wieder zum Vorschein kam. 1962 ermöglichten leichtere Boote den Vorstoß bis zum damaligen letzen Siphon in der Höhle, 9 km vom Eingang entfernt und 285 m tiefer. Eine Reihe von großen Tauchvorstößen verschob die Limits immer weiter, Siphon reihte sich an Siphon, Von der Oberfläche her versuchte man es zuerst einmal intensiv von der Saint George-Quelle her. Fast 2 km Unterwasserstrecken sind inzwischen bekannt, aber nirgends ergab sich eine Verbindung zur gouffre de Padirac. Seit 1976 wird in der La Finou-Quelle getaucht und hier schaffte man es. Bernard Gauche war der erste Mensch, nach dem Durchtauchen von 22 Siphons, nach einer Strecke von 19 km unter der Erde und 50 Stunden nach seinem Eindringen in die Welt unter der Erdoberfläche, dem es gelungen ist, von unten nach oben durchzukommen - von der Finouquelle bis zum Eingangsschacht zu kommen. Damit ist erst einmal das größte Ziel erreicht, aber es sind sicherlich noch nicht alle Höhlenstrecken des gouffre de Padirac erforscht. Über 40 km sind heute vermessen, aber wer möchte schon behaupten, damit seien alle bekannt?

	Eine alte, meisterhafte Darstellung des Wegs durch die Höhle in Martels Zeiten von Rudeaux

Literatur:

Links:

.:: Gouffre de Padirac ::.

Gouffre de Padirac in Frankreich

http://www.lapetiteboite-edition.fr/prod.asp?id=130
 

Landschaft und Höhlen im Departement Lot, F