Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Antro del Corchia


Am Dienstag, den 1. November 2005, versuchten wir zwei, Alfred Schlagbauer und ich, mal die seit einigen Jahren erst touristisch erschlossene Riesenhöhle Antro del Corchia in den Apuanischen Alpen zu besuchen. Der Versuch schlug fehl. Wir waren gegen 14.30 Uhr dort, was, wie sich herausstellte, zu spät war. Den ganzen Tag hatte es geregnet, ja geschüttet. Ein Wetter herrschte, das einem wirklich trübe Stimmung in die Seele blasen konnte. Niemand außer uns beiden war dort, um auch mal die Höhle zu sehen. Der Parkplatz war trotzdem voll. Ich frage mich, was los wäre, wenn da wirklich viele Leute kämen und in die Höhle wollten. Wir wanderten durch Levigliani, fanden das Schauhöhlenbüro und traten ein. Eine junge freundliche Italienerin begrüßte und tat uns kund, daß heute nichts mehr gehen würde. Schade, aber so ist halt das Leben auch. Nicht immer nur Erfolge. Wir schauten uns noch etwas um, nahmen ein paar Broschüren in die Hand und zogen wieder von dannen. Draußen große Schwarzweißhöhlenfotos an der alten Häuserwand, ein Poster mit Höhlenkristallen, das auf irgend eine vergangene Veranstaltung aufmerksam machen sollte, am Parkplatz 1 Bus mit einem aufgemalten lustigen Vogel mit Höhlenhelm - wir fanden schon Spuren davon, daß hier eine "Schauhöhle" war. Aber los war halt nix. Wir zogen weiter Richtung Lucca.

Der Antro del Corchia, das Riesensystem in den Apuanischen Alpen. Entdeckt worden ist es 1841 von Giuseppe Simi bei Steinbrucharbeiten. Er erforschte und vermaß den Eingangsteil und veröffentlichte Plan und Beschreibung 1848, wobei immerhin 1 km Höhle erfaßt waren. Der Eingang wurde wieder verschüttet. Erst 1927 wurde ein künstlicher Stollen geschaffen, der erneut den Zugang ermöglichte. 1934 erfolgte der Abstieg durch die Gruppo Speleologico Fiorentino bis auf -540m, womit sie zur tiefsten Höhle Italiens wurde. Erst ab 1959 ging es weiter und seither haben die vielen Forschungen reichste Früchte getragen. Viele Eingänge gibt es inzwischen, selbst entfernt gelegene, ursprünglich ganz eigene Höhlensysteme sind inzwischen damit verbunden, der Abisso Farolfi, der Abisso Fighiera, der Abisso Bader-Meinhof...

Mehr als 50 km Gesamtganglänge, 1210 m Tiefe - und vor Jahren hat mal Dr. Carlo Balbiano d'Aramengo, auf englisch übersetzt, geschrieben: "In Italy a caver who doesn't know the Corchia can not be judged a proper caver".

 

 

 

Literatur:

Balbiano D'Aramengo, Dr. Carlo The Antro del Corchia, The British Caver, S. 9
Forti, Paolo THE CORCHIA KARST AREA - A CLASSICAL EXAMPLE OF THE DEEP KARST CONTROL ON THE EVOLUTION OF THE EXTERNAL MORPHOLOGIES; Atti Convegno Int.le sul carso di alta montagna Imperia, 30 aprile-4 maggio 1982 1 (1983): 180: 186
Bernabei, Tullio, Topani, Marco COMPLESSO CARSICO DEL MONTE CORCHIA - IL RAMO DEI ROMANI ATTENDE, Speleologia 41-1999, S. 13ff.

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