Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Romualdohöhle am Limski-Kanal
An der Ostseite des Limski-Kanals, zu dem man auf der Landstraße von Porec-Vrsar - Rovinj hinunterfährt, liegt die altbekannte "Romualdohöhle". Die Höhle ist 105 lm lang.
Bekannt wurde sie vor allem, weil sie als zeitweise Wohnstätte des heiligen Romuald gilt. Der 952 in Ravenna geborene Mann soll sich um 975 n. Chr. für einige Zeit in diese Höhle in damals venezianischen Istrien zurückgezogen haben. 978 floh er mit dem Dogen von Venedig in das französiche Cuxá in den Pyrenäen. Im Gefolge gründete er einen eigenen strengen Mönchsorden, den der Kamaldulenser, die Elemente des ägyptischen Einsiedlertums mit der Ordensregel Benedikts vereinigten. Bis 1942 fanden in Erinnerung an dieses Ereignis religiöse Prozessionen statt.
Romuald war aber nicht der Erste, der die Höhle kannte und nutzte. Wie Ausgrabungen ergeben haben, nutzten schon längst vorher heute ausgestorbenen Tiere die Höhlenräume, Höhlenbären, Leoparden, Höhlenhyänen und viele andere. Und Spuren des Menschen sind mindestens ab der Jungsteinzeit nachgewiesen. Die wichtigsten Bewohner der Höhle heute sind die Fledermäuse.
Im ersten Istrienführer von Peter Hofmann, kurz nach der Zeit des
politischen Umbruchs im ehemaligen Yugoslawien geschrieben (2000), hieß es noch:
"Die Höhle ist aber schwer zu finden." Diese Zeit ist längst vorbei.
Schon bei unserem 2000er Ausflug dorthin, wurde sie ja schon als Schauhöhle
betrieben, auf der Webseite showcaves.com wird sie als Höhle beschrieben, die
von Mitgliedern des Höhlenvereins aus Rovinj als Schauhöhle geführt wird, an
der Hauptstraße von Porec nach Rovinj steht an der Abzweigung zu Lipsky Fjord
schon ein Schild an der Straße und wenige Meter nachher gibt es einen
bescheidenen Parkplatz. Aber die Welt dreht sich weiter. Dort stand 2018 ein
großes Schild, daß die ca. 100 m lange Höhle schon wieder geschlossen sei.
Folgte man dem Weg weiter, dann stieß man auf ein kleines Häuschen, an dem ein
Schild hing, das einem den Grund für die Schließung kundtat: man habe die
Höhle zu Forschungszwecken bezüglich des Fledermausbestandes wieder zu
gemacht. Fledermausbestand? In einer Höhle, die seit Jahrhunderten besucht,
bewohnt, genutzt wird. Trotz all der vielen "Störungen" durch den
Menschen? Zieht das die Tiere vielleicht an, weil sie dann ein wenig mehr vor
den "Fledermausfeinden" geschützt sind? Anderen Tieren, denen die
Flattertierchen nur als Nahrung dienen?
Am Weg stehen Tafeln, die genauestens informieren, wie weit und wie hoch man
hinaufgehen muß. Es sind immerhin über 100 Höhenmeter. Da scheint viele nicht
abzuschrecken, es waren eine Menge Besucher da, die aber vielleicht auch noch an
der Höhle vorbei nach oben steigen, wo es einen viel benutzten Wanderweg gibt.
Vor der Höhle stehen einige massive Holzbänke, momentan unbenutzt. Das
Gittertor hängt locker an Ketten im Rahmen, viel hält das nicht aus. Viele
viele Menschen sind hier schon gewesen, was man auch an den blank geschliffenen
Steinen am Fußboden der Höhle sieht.
2000
"Zwei junge, gut gebaute Damen betrieben im Juni 2000 ihr Höhlenführergeschäft, verleihen ihre Petzllampen an ganze Familien, die sich die anstrengenden 100 m bis zum Eingang dann hochquälen, um das altbekannte horizontale Loch für 13 Mark pro Person gezeigt zu bekommen. Von 9 bis 19 Uhr wird sie geführt. Wer früher da ist oder später kommt, der könnte auch so durch denn aufgebrochenen Gittereingang schlüpfen, zumindest im Augenblick noch." Text 2000 geschrieben!
2018 war ich wieder einmal dort. Man hatte ein hölzernes Führerhäuschen errichtet, das aber geschlossen war. Der Weg war weiterhin mühsam. Am Eingang gab es Sitzbänke. Natürlich war alles geschlossen. Da aus dem Höhlenbesuch nichts wurde, folgte ich dem schmalenWeglein von der Höhle weiter aufwärts und aufwärts. Da da nicht viel kam, drehte ich irgendwann wieder um.
2020 - noch ein Versuch. Es hatte geregnet und der Aufstieg über die schmierigen Steine war ziemlich anstrengend und am Ende genauso wenig ertragreich. Ein neues Gittertor hatte man angebracht und massiv verschlossen.
Daß die Höhle jetzt gut verschlossen ist, das ist sehr gut verständlich. Heute weiß man, daß sie bereits in der Steinzeit aufgesucht worden ist. Über Jahrhunderte sind die Menschen hineingegangen, haben sie besichtigt, haben auch im Eingangsbereich gewohnt, siehe Romualdo. Sie war also sehr vielen Menschen durchaus bekannt. Und dann kommt 2010 ein Mann und entdeckt einfach etwas, was vor ihm keiner als solche erkannt hatte: Darko Komso, daß nämlich manches von dem, was alle immer nur als wertloses Gekritzel an der Wand angesehen hatten, etwas sehr Wertvolles war, nämlich Felsbildkunst, die bis zu 34.000 Jahre zurückreicht. Man hat bislang 44 verschiedene Tier- und Menschendarstellungen gefunden. 2019 begann ein internationales Team von Archäologen mit den Untersuchungen, wobei Dr.Aitor Ruiz-Redondo die Leitung übertragen bekommen hatte. Beteiligt waren die Universitäten von Cantabrien/Spanien, Neufundland/Kanada, Zagreb/Kroatien und das Archäologische Museum von Istrien/Kroatien. Man grub auch im Boden unterhalb der Bilder und fand Spuren von Farbe und Steinwerkzeuge, die das hohe Alter der Wandzeichnungen bestätigen.
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Literatur:
Hofmann, Peter | Karst & Kultur - Wege durch Istrien, München 2000 |
Marr-Bieger, Lore | Istrien, Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2020 |
Links:
https://www.lust-auf-kroatien.de/istrien/romualdo-hohle-malerei-limfjord/
http://www.istrianet.org/istria/archeology/news/index.htm
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