Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen entlang des Oberlaufs des Ebro, Spanien


Der Ebro ist nicht der längste Fluß der Iberischen Halbinsel. Das ist der Tajo oder Tejo. Zirka 925 km ist er lang, der Fluß, der seinen Namen vermutlich vom baskischen ibar gekommen hat, von dem Wort für "Tal oder Flußtal". Sein Einzugsgebiet umfaßt eine Fläche von 83.093 qkm.

Seine Quelle liegt in der Nähe der Stadt Reinosa in der Provinz Kantabrien im Kantabrischen Gebirge in der Sierra del Cordel. Der Ort heißt Fontibre, was vom lat. "fontes iberis", den "Ebroquellen" stammt. Dann durchquert er den Nordosten von Kastilien-León und fließt dann in die Region La Rioja. Es geht weiter durchs Baskenland, Navarra, Aragon und Katalonien.

Beim Nacimiento del Ebro ist wohl oft viel los. Es ist ein idealer Platz um viele Menschen, die mit der "Natur" in Kontakt kommen wollen, auch tatsächlich hinzubringen. Einmal nicht zu erleben zu müssen, daß man "ausgeschlossen" wird aus vorgeblichen "Naturschutzgründen", sondern richtig mal "zugelassen" zu sein. Natürlich könnte man auch diesen Ort aus denselben Gründen auch abschließen, mit Betretungs- und Fotographierverboten abschirmen, aber hier passiert es halt nicht.

Die Menschen gehen hin, sind glücklich, fotographieren sich und ihre Lieben in allen möglichen Posen und Zusammenhängen. Direkt bei der Quelle, dort wo auf einmal aus dem Erdboden das Wasser wieder zu Tage tritt, quillt, immer mehr wird, weil ganz in der Nähe noch mehrere Quelltöpfe sind. Gibt es hier Karstquellen? Aus keiner der mir zugänglichen Webseiten konnte ich irgendetwas darüber erfahren.

Jedenfalls gibt es hinter der ersten Quelle, der Urquelle eine kleine Felsnische. Sie ist vergittert und höchst geschmückt mit vielen Devotionalien.

 
 
 
 
 
 

Nach einer kurzen Strecke freien Laufes strömen die Wasser des Ebro in den Embalse del Ebro, den ersten von drei Stauseen, die er bis zu seiner Mündung zu durchlaufen hat. Von dort geht es dann scharf südwärts und in einem sehr gewundenen Lauf weiter.

In einer dieser Windungen trifft man auf den kleinen Ort "Orbaneja del Castillo", noch eine Art spanisches Rothenburg o.T.. Man sollte über so einen kleinen Ort gar nicht schreiben, denn wenn der Weltmassentourismus sich auch dorthin ergießt, dann macht er einfach alles platt, was vorher seinen Charme ausgemacht hat. Aber vielleicht passiert ja ein Wunder, oder es rechnet sich einfach nicht und es läßt sich mit dem Hinkarren von Touristen nicht genug Kohle machen.

Es gibt darin sogar eine Art Schauhöhle, die Cueva del Agua. Jedenfalls muß man ein paar Euros rausrücken, eh der Verwalter des Areals einen in Ruhe ziehen läßt. Endlich ist hier wieder eine Höhle, in der man nicht auf wohl meist recht kostspieligen Gitterrosten, erhoben über den Höhlenboden, einen Hohlraum durchmessen darf. Man latscht einfach auf dem Höhlenboden, ein paar Lampen, elektrisch angetrieben, geben Licht, es gilt aufzupassen, daß man nicht mit dem Schädel an die Decke knallt, so wie ich, irgendwann ist Schluß für alle, die kein eigene Beleuchtungsquelle dabei haben. Kein Führer begleitet einen, keiner erklärt einem irgend etwas - was für ein Refugium für Einfach-in-eine-Höhle-Hineinschauer und nicht Zwangsbeschultwerdenwollender!

In der Umgebung von Orbaneja gibt es noch eine ganze Reihe "Wilder Höhlen", aber die gilt es erst einmal zu finden, was nur dem kundigen Auge vielleicht möglich ist. Ich habe jedenfalls den Eingang in die Cueva del Nispero gefunden, verborgen bis zum letzten Moment, bis man unterhalb des Felsdachs steht, wo sich die Höhlenöffnung zeigt. Nur ein schmaler Pfad führt immer höher, ohne je vorher schon zu zeigen, weshalb man da auf Verdacht sich hochmüht. Sie ist jedenfalls schon mehrere Kilometer lang.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Der Ebro hat auf seinem Weg durch das Karstplateau immer wieder das Wasser von Nebenflüssen aufzunehmen. Der Rio de Rudron wird auch vom Wasser aus einer Karstquelle gespeist, die aus einer sehr großen Höhle kommt. Das Wasser kommt im Pozo Azul zum Vorschein, und der ist ein sehr beliebter Platz zum Baden für die Einheimischen. Er liegt in der Nähe von Covanera. 250 m sind zu Fuß zurückzulegen. Unterwegs kommt man einer zwangsläufig sehr bekannten Höhle vorbei. Da offenbar auch die Spanier ordentliche Leute sind, scheißen sie nicht irgendwo in der Gegend herum, sondern suchen sich einen verborgenen Platz. Das ist dann meist wohl diese Höhle. Das treffen sich sich dann wieder alle, bzw. finden dann das schon vor, was sie noch loswerden wollen. Kein Ort zum Wiederkommen. Beim wunderbar blauen Quelltopf herrscht oft großer Betrieb. Bikinis auf prallen Körpern, die nicht unbedingt untertauchen, weil dazu das Wasser zu kalt ist, dominieren das Bild. Badehosenträger sind da manchmal gnädiger und springen von schmalen Felsflächen 10 m oberhalb des Wasserspiegels in allen Varianten hinein - normal, bombenmäßig oder auch wie die Hechte.

Die Höhlentaucher begannen 1964 mit der Erkundung des Quelltopfes. Joaquin Plana und Pedro Plana waren die ersten, die den ersten Siphon mit 120 m Länge und 28 m Tiefe erkundeten und dann auch noch im zweiten auf 4.020 m bei -70 m erreichten. Zwischen beiden Siphonen liegt eine Trockenstrecke von 300 m. Im dritten Siphon geht es immer noch weiter. Seit dem 11. September 2010 befindet sich hier die längste Strecke, die in einem zu durchtauchen ist, auf der Erde. 8 km sind das jetzt (in den Wakulla Springs waren es "nur" 7,8 km). Jason Mallison, Rick Stanton, John Volanthen und Rene Gouben waren die kühnen Taucher.

 
 
 
 
 
 

Literatur:

   

Links:

Ebro - zweitlängster Fluß Spaniens

Fontibre. Cantabria. Campoo. Nacimiento del Río Ebro. Qué ver en Cantabria. Turismo Cantabria

Nacimiento del Ebro - FONTIBRE

Orbaneja del Castillo (Burgos)

Cuevas de Orbaneja del Castillo

El POZO AZUL (Burgos - Spain)

Pozo Azul 2004

Landschaft und Höhlen in der Provinz Burgos


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