Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Shinling - Zauberland aus Stein


"The Shilin Karst component is in Yunnan province and contains stone forests with sculpted pinnacle columns and is considered the world reference site for pinnacle karst. Shilin Karst consists of two core areas surrounded by a common buffer zone. The area is 12,070 hectares with a buffer zone of 22,930 hectares. The buffer zone is designated as a UNESCO Geopark." Quelle: file:///C:/Users/hoehl/Documents/HOEHLE/TEXTE/GEO/asien/china/china2024/South China Karst - UNESCO World Heritage Centre.htm

120 km südöstlich von Kunming, der Haupstadt der chinesischen Provinz Yunnan, liegt der inzwischen zum Weltnaturerbe erklärte Steinwald von Shinling.

Aus einem Fachtext im Internet über dieses Gebiet: "Für das besuchte Gebiet sind entscheidend die Dolomite aus dem Sinian (Proterozoikum) für den Höhlenkomplex Jiuxiang sowie unterpermische Kalksteine für den Steinwald. Letztere bestehen aus zwei Formationen, der meist sehr dickbankigen Maokou-Formation (ca. 230-330 m mächtig) und der darüberliegenden dolomitischen Qixia-Formation (ca. 140-230 m mächtig). Infolge Lösungsverwitterung sind in beiden Gebieten ober- und unterirdische Geländeformen entstanden, die in ihrer Vielfalt qualitativ weltweit herausragend sind." 

Für die meisten Besucher, und das sind, wie in China üblich, viele, sind solche Informationen ziemlich wertlos und nutzlos. Ähnlich wie ich, der im November 2024 mit einer Reisegruppe einmal dort war, spielt es überhaupt keine Rolle, aus welchem Gestein die phantastischen Felsnadeln sind, die man zu sehen bekommt. Schon eher ist wichtig, daß das Fähnchen des Gruppenleiters nicht aus dem Blickfeld gerät und man hilflos umherirren würde. 

Vom großen Parkplatz geht es zum großen Empfangsgebäude und von dort, versehen mit Tickets, in Richtung kleiner Reisebusse. Vorher hat man noch einen Reisepasscheck und eine Gepäckkontrolle hinter sich zu bringen. Nichts Außergewöhnliches im China von 2024. Nach einer Kurzreise durch die Eingangsregion und vorbei an den ersten Felstürmen geht es zu einem Parkplatz und von da dann weiter zu Fuß bis ins Zentralgelände. Eine bizarre Felsengruppe und ein See davor. Unser Führer erzählt uns die Geschichte von Tschiang Kai-schek, einem früheren chinesischen Führer, der bei seinem Besuch festgestellt hätte, daß da die Felsen nur die Yang-Kraft hätten. Da fehle das Yin. Und so schuf man einen See, um den "Ausgleich" wieder hinzubekommen. Wer daran glaubt...

Noch ein paar Schritte weiter führt der Weg in eine Absenkung. Der Blick wird frei auf die Zauberwelt des "Steinwalds". Es gibt schon Ähnliches in anderen Regionen dieser Welt, die Tsingies auf Madagaskar etwa, oder im Karstgebiet von Chillagoe in Nordaustralien. 

Benavony, Madagaskar

Balancing Rock, Chillagoe

Trotzdem, hier ist diese Landschaftsform vor dem Besucher in Perfektion. Vor 280 Millionen Jahren wurde das Gestein abgelagert, vor 2 Millionen Jahren soll die Verkarstung massiv eingesetzt haben, zwischendrin wurde das Gelände wieder von Vulkanasche und Sandablagerungen geglättet und später wieder freigelegt. Eine bewegte Geschichte.

Ein markierter Wanderweg mit vielen Extraabzweigungen führt hindurch. Höhepunkte sind der Besuch des Wangfeng-Pavillons im chinesischen Stil auf einem exponieren Felsgipfel, der "Musikstein", ein Stück Kalkstein, das Töne von sich gibt, wenn man es angemessen anschlägt und der "Berührstein" im Felsdurchgang beim sog. "Herzen" des Gebiets. Wenn man ihn berührt, dann soll das einem Glück bringen. Kein Wunder, daß da mancher gar nicht mehr weggehen will. Auch hier haben Menschen den Dingen einen Namen gegeben, warum nur? So gibt es einen "Lotushügel", "Mutter und Kind", "Mondsüchtiges Nashorn", "Unsterblicher Pilz", "Elefantenbaby", "Bambus". 

Man sollte sich genau überlegen, wann man den Steinwald besuchen will. Geht man zu den Normalzeiten hin, dann teilt man ihn mit unglaublich vielen anderen Menschen. Es ist wie auf dem Oktoberfest an der populären Festtagen. Die Massen schieben sind in einer Endlosschlange durch die meist schmalen Wege. Die Führer verwenden fast alle Mikrophone und so ist die Geräuschkulisse entsprechend kreischend laut. Man sollte wohl nur ganz früh oder sehr spät hingehen oder gleich zu einer Jahreszeit kommen, wo alle anderen lieber zuhause bleiben.

 

Das große Empfangsgebäude mit einem Museum
Transport per Elektrobussen
Die beiden Schriftzeichen bedeuten "Shin"/Stein und "Ling"/Wald
Inschriften
Der "Klangstein"
Der Pavillon
Der "Berührstein"

Literatur:

Baedeker (2019): China, Ostfildern, 12. Auflage

Trueb, Oliver (1986): China, Reflektor 2-1986, S. 6ff.

Links:

https://whc.unesco.org/en/list/1248

http://natural.shilin.com.cn/public/natural/en-US/index.html

http://german.china.org.cn/environment/archive/karst/2007-05/28/content_8311694.htm

https://www.britannica.com/place/Kunming

https://www.geo.de/reisen/16481-rtkl-shilin-china-ein-steinwald-der-zum-welterbe-wurde

https://uh.edu/~jbutler/kunming/stoneforestkunming.html

http://www.chinastoneforest.com/public/protal/zh-CHS/index.html

https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/China/Yunnan, Provinz/Kunming, Präfektur/Shilin (Steinwald)

http://german.china.org.cn/environment/archive/karst/2007-05/28/content_8311694.htm

http://www.chinas-weltkulturerbe.de/unesco-weltnaturerbe/park-steinwald-shilin/park-steinwald-shilin.html

https://regiopia.de/steinwald-kunming/

Western Journey Cave bei Kunming

 

Speläologisches/Höhlen in China

 


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]