Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen im Mount Sodom / mont Sedom


GOOGLE-EARTH-Bild


Lots Höhle


Von "Sodom" hat wohl jeder schon gehört, der bei uns das Schulsystem durchlaufen hat. "Sodom und Gomorahh", das ist doch der Inbegriff einer verkommenen Gesellschaft, die "Sodomie" ist ein Begriff, der meist nur mit Verachtung in den Mund genommen wird. Und laut dem Alten Testament wurde dieser Frevel von Gott auch auf härteste Weise bestraft. Mit Feuer und Flamme wurden die Städte vernichtet, nur eine Familie kam davon, die von Lot. Der verlor dann auf der Flucht auch noch seine Frau, die zur Salzsäule erstarrte, als sie sich unweisungsgemäß doch einmal umdrehte, um zu sehen, was da wirklich passierte. Übrig blieb dann nur noch der Vater mit seinen zwei Töchtern. Und von denen wir dann erzählt, daß es in einer Höhle zu Unzuchtshandlungen kam, zu Inzest der Töchter mit dem Vater - ein Lieblingsmotiv für viele Jahre von großen und kleinen Malern.

Beruht diese Geschichte auf "wahren" Begebenheiten? Jedenfalls wird noch heute eine große Salzfigur am Rande des Toten Meeres in Israel als "Lots Frau" bezeichnet - und damit sind wir mitten am Mount Sodom. 

Damit wird ein "Berg" bezeichnet, 11 Kilometer lang, 1,5 km breit, und sich gerade einmal 200 m über die Umgebung  erhebt (Am höchsten Punkt ist man immer noch 170 m unter dem durschnittlichen Meeresspiegel). Er besteht zum allergrößten Teil aus Salz, Halit, in dem dünne Schichten von "Schlick" (silt) und Mergel eingelagert sind. Daß er noch existiert, das liegt einmal an der Überdeckung mit wasserundurchlässigem Gestein, das das, was leicht löslich darunter liegt, vor der Auflösung, noch, schützt. Es regnet auch sehr wenig, heutzutage sind es gerade 50 mm pro Jahr (München hatte lt. Internet 957 mm), aber wenn es regnet, dann kommt mit einem Male sehr viel, und das sammelt sich in Sturzbächen, da zum Teil oberflächlich abfließt oder teilweise durch unterirdische Abflußsysteme dem Toten Meer zugeleitet wird oder subterrane Salzwasserseen bildet.  
Die Entstehung dieser Salzlager werden mit tektonischen Veränderungen des Meeresspiegels in der Erdgeschichte in Zusammenhang gebracht. Auch hier geht das rund 6000 km lange Afro-Arabian Rift Valley hindurch, das mal dazu geführt hat, daß sich Salzwasser über Millionen von Jahren hier befand und dann das Gebiet ausgetrocknet wurde, wieder überschwemmt wurde und so weiter. Die einige Kilometer in der Tiefe der Erdrinde sich befindenden Salzlager werden ganz langsam wieder in die Höhe gedrückt und kommen so wieder zum Vorschein. Im Augenblick hebt sich der Berg um einen Zentimeter im Jahr. 

Die Höhlenbildung geschieht etwa 1000mal schneller als im Kalk- oder Dolomitgestein. Die älteste Höhle in dem Gebiet, das haben Untersuchungen an Hölzern, die man in den Höhlen gefunden hat, ergeben, wird rund 7.000 Jahre alt sein. Viele sind viel jünger. 

Die längste bekannte Höhle ist die Malcham Cave. Das Ergebnis italienischer Expeditonen 1983 und 1984 war eine Länge von 5,5 km. Damals kannte man schon 15 verschiedene Eingänge, heute sollen es 19 sein. Neuere Forschungen haben große neue Teile entdeckt und erforscht und damit ist man bei über 10 km Gesamtganglänge, was bedeutet, daß im Moment hier die längste Salzhöhle der Erde liegt. Die maximale Tiefe beträgt 135 m. Spektakulär ist, daß diese Tiefe oft auf direkte Weise in großräumigen Schächten erreicht wird, die ohne Zwischenboden einfach von oben nach unten führen und dann des öfteren in Horizontalsysteme münden. Spektakulär sind auch die meist weißen Salzkristalle, die sich besonders in den manchmal nur schwer und mühsam erreichbaren Teilen der Höhle befinden.

Es viele weitere Höhlen mit kilometerlangen Erstreckungen, Sedom, Colonel, Zechuchit, Falafel, Peteq, Quolnoa und so weiter, erforscht und vermessen worden. Es sollen inzwischen weit über 100 sein. Eine Zeitlang waren einige Höhlen sogar schon als Schauhöhle eröffnet, aber wegen der permanenten Steinschlaggefahr inzwischen schon wieder geschlossen. Das Betreten so mancher Höhle ist zwar offiziell verboten, aber das Verbot wird, so die Berichte von Besuchern, nicht streng kontrolliert. Die Verantwortung, wenn etwas passiert wird so auf den Betreter weitergegeben.

 


Literatur:

Chabert, Claude, Courbon, Paul (1997): Atlas des cavités non calcaires du monde, Union Internationale de Spélélogie au pré de Madame Carle, S. 67
Donini, G., Buzio, A., Calandri, G. (1984): SEDOM 84, SPELEOLOGIA 11, p 7ff.
Donini, Giacomo et al. (1984): Monte Sedom, Gruppo Grotte Milano
Frumkin, Amos (1994): Morphology and development of Salt Caves, NSS Bull., 56, pp. 82-95
Frumkin, A. (2004): Sedom Salt Karst, Israel, in: Gunn, J. (Ed.9 Encyclopedia of Caves and Karst Science, New York and London, p. 637-639
Hofmann, Peter (2017): Höhlen in Israel und Palästina, DER SCHLAZ 125, 2017, 21-43
Langford, Boas, Frumkin, Amos (2013): The longest limestone caves of Israel, in: Filippi, Michael, Bosak, Pavel (Hrsg.), 16th International Congress of Speleology, Proceedings, Volume 2, Brno 2013, S. 105-109
Langford, Boaz, Laumanns, Michael (2022): Israel, in: Laumanns, Michael (Editor): Atlas of the great caves and the karst of the middle East, Berliner höhlenkundliche Berichte, Band 83, Berlin 2022
Pederneschi, M., Donini, G., Rossi G. (1983): Israele 83, SPELEOLOGIA 9, p 26ff.
Vlaykova, Antoniya, Negev, Yoav, Langford, Boaz, Fröhlich, Dominik (2018): International caving expedition "Mount Sodom", in: Mattes, Johannes; Christian, Erhard; Plan, Lukas (2018). Proceedings of the 12th EuroSpeleo Forum: Ebensee, Austria, August 23rd-26th, 2018 : Connecting Science. Speleological Society of Ebensee. 

Links:

https://deadsea.com/explore/historical-sites/biblical-sites/mount-sodom-lots-wife/

https://www.hike-israel.com/hikes/hiking-masada-deadsea/mount-sdom/

https://madainproject.com/mount_sodom

https://igoogledisrael.com/how-to-hike-the-magnificent-mount-sodom-in-israel/

https://www.exteriorate.com/Salt-Caves-of-Mount-Sodom.html

https://www.hike-israel.com/israelextreme/saltcaving-2/

https://www.biblewalks.com/sodomcaves

https://www.theordinaryadventurer.com/travel/israel/sodom-salt-cave-israel/

https://mainichi.jp/english/articles/20190328/p2g/00m/0fe/070000c

https://www.dw.com/en/israelis-discover-worlds-longest-salt-cave/a-48092116

YOUTUBEVIDEOS:

https://www.youtube.com/watch?v=JBgkIy4ERag

https://www.youtube.com/watch?v=WldYS2T9wLA

https://www.youtube.com/watch?v=hy3ArhJlBh4

 

Speleologisches in Israel


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]