Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Höhlengebiet C 6 - C 7 im Dak Nong Geopark

Vietnam


Dak Nong Geopark


Im Dak Nong Geopark im zentralen Hochland Vietnams südlich von Buon Ma Thuot wurden seit 2007 fast 100 Höhlen in vulkanischem Gestein erforscht und vermessen. Eine davon mit der Bezeichnung C7 ist mit 1.266 m in Bezug auf die Länge momentan (2022) an vorderster Stelle, und zwar nicht nur für Vietnam sondern ganz Südostasien. Ob das so bleiben wird, weiß niemand, denn Überraschungen sind noch jederzeit möglich. So wurde im November 2022, anläßlich der 20. ISV-Tagung in Gia Nghia, von Laurens Smets aus den Niederlanden in der C 7 gleich eine Fortsetzung entdeckt, die auch gleich vermessen worden ist und die Höhlenlänge um 199 m vergrößerte. Er war einfach am damaligen "Höhlenende" in eine Engstelle gekrochen und weitergekommen. Ähnliches könnte auch an anderen Stellen und in anderen Höhlen durchaus noch möglich sein.

Die Höhlen zu finden ist ohne Führer bzw. genaueste Ortsangaben praktisch wohl unmöglich. Sie liegen in dem Lavastrom, der von Nam B'lang Vulkan vor ungefähr 10.000 Jahren in das niedriger liegende und ziemlich flache Tal unterhalb ergossen hat. Die Oberfläche ist von Wald und teilweise dichtem Strauchwerk bedeckt. Oft besteht der Boden nicht aus festem Gestein sondern aus losem Lavagestein, auf dem schwer zu gehen ist und das dauernd zu anstrengenden Balanceübungen zwingt. Von der geteerten Fahrstraße aus zweigt ein von wenigen Jahren angelegter "Fahrweg" ab, der vor allem für die Motorräder der Einheimischen gemacht wurde. Darauf zu laufen ist oft recht mühsam, weshalb ausgetretene Fußpfad inzwischen links und rechts verlaufen. Der Weg verzweigt sich auch und nirgends ist ein Hinweis zu sehen, welchem Pfad man dann folgen soll. Irgendwann hört dann auch dieser "Weg" und man trampelt halt so weiter. Wenn es dann vielleicht auch noch regnet, dann heißt es entweder gleich durch die kleinen Seen zu gehen oder am Rand sich im Schlamm fortzubewegen. So geht es, nach den wenigen schriftlichen Angaben, die wir lesen konnten, 3 km durch eine unübersichtliche Gegend. Und dann stehen da auf einmal große Betontafeln mit Beschriftung, auf Vietnamesisch natürlich, die einem anzeigen, daß es da eine bedeutende Höhle irgendwo gibt. 

Tatsächlich gab es da einen Pfad, mühsam zu begehen, der direkt zum weiten Schachtmund führt. 11 m geht es überhängend in die Tiefe. Die Decke des horizontalen Tunnels, der unterhalb verläuft ist hier eingebrochen und so kann man, sofern man über Seil bzw. Leiter verfügt, in die Tiefe und später wieder herauf! Unten spaltet sich das große "Pyroduct", ein das komplizierte Gebilde viel besser beschreibend, als "Lavatunnel", in mehrere Gänge auf. Fast nie muß man sich bücken, immer ist viel Raum um einen herum. Die Fortbewegung ist meist sehr mühsam und auch nicht ganz ungefährlich. Ganz schnell könnte man auf dem unebenen, oft nur aus übereinander getürmten kleinen und größeren Lavablöcken bildenden Boden ausrutschen. Teilweise ist der Boden schlammig und kleine Wasseransammlungen sind zu durchqueren. Es gibt aber auch eine Zone, wo die erstarrte Lava am Boden herrliche Fließformen zurückgelassen hat.

Es scheint, daß diese Höhle, gerade weil sie unter dem Markenzeichen "longest volcanic cave in Southeast Asia" angepriesen wird, dem Tourismus preisgegeben werden soll. Der Preis dafür wird mit 3.500.000 Dong angegeben, was momentan 139 Euro bedeutet. Dafür würde man 2 Tage und 1 Nacht unterwegs sein. Zwischen Januar und May würde es jeweils 5-6 Touren pro Monat geben. Gefordert wird nur "basic health" und als besonderer Hinweis: "there is sports". Die Touren seinen für Leute, die abenteuerlustig seien und neue Gebiete kennenlernen möchten. Falls man keine eigene Kletterausrüstung besitzt, kann man sie sich für ca. 50 Euro beim Veranstalter leihen. Geboten wird: "Explore the cave, escalate (with protective wires)". Jeder Hinweis fehlt darauf, daß da ein Unfall passieren könnte, was für mein Dafürhalten jederzeit möglich ist. 

Die Höhle mit der Bezeichnung C 6 wäre auch über den Weg zur C 7 erreichbar. Der Eingang erst sichtbar, wenn man schon unmittelbar davor steht. Vorher weist nichts daraufhin, daß da im Untergrund eine große Höhle liegt. Allerdings war das kein Hindernis auch schon früher, daß Menschen in die Höhle gegangen sind und sogar in ihr gelebt und beerdigt worden sind. 2015 wurde die Höhle von Honda und Helfern erforscht und 307 m vermessen. Vom 20 m breiten und etwa 7 m tiefen Eingangseinbruch, der unschwierig abkletterbar ist, geht es in zwei Richtungen weiter, die jeweils um die 100 m lang sind. Ein Seitengang ist heute vorne und hinten mit einem massiven Gitter verschlossen, da in ihm die Ausgrabungen 2018 des Vietnam National Museum of Nature in einem Teilbereich stattgefunden haben und bedeutsame Funde gemacht werden konnten.

 

 


Literatur:

Laumanns, Michael Karst and Caves of South Vietnam, Part 3: The Caves of Krong No Volcanic Geopark (Dak Nong Province), Berliner Höhlenkundliche Berichte, Volume 74, 2018

Links:

https://vjs.ac.vn/index.php/jse/article/view/13101 La The Phuc, Tachihara, Hiroshi, Geological values of lava caves in Krnongo Volcano Geopark, Dak Nong, Vietnam

Dak Nong Geo Park

2022 ISV


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