Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

20th International Symposium on Vulcanospeleology

im Krong No Vulcano Geopark, Vietnam 

2022


Dak Nong Geopark


"Wer kann die Dauer einer Reise messen? Sie beginnt lange vor ihrem tatsächlichen Beginn und endet erst lange danach - falls sie denn endet.." Wajsbrot/Weber, Nevermore 6

"Adventures are to the adventurous. (1844). 


Die Einladung zum nächsten vulkanspeläologischen Kongreß, vom letzten ISV-Kongreß in Catania aus gesehen, war eigentlich schon 2020 für 2022 ergangen. Aber dann kam Corona und warf viele Pläne über den Haufen. Siehe:http://www.vulcanospeleology.org/newsletters/Vulcano76 July 2020 Hi ResV2.pdf
Nun wurde sie erneuert, und es wurde vom zuständigen Komitee der UIS-Sektion in Catania 2021 beschlossen, die Einladung anzunehmen. Als Termin war der 22.-26. November 2022 vorgesehen.

>>>>>> https://20isvdaknong.com/

Dabei blieb es dann auch, fast. In der endgültigen "Program outline" hieß es dann, daß die Veranstaltung vom 21. November bis zum 26. November stattfinden würde. Wer etwas genauer hingesehen hat, erfuhr, daß für den ersten Tag nur "airport pick up and registration" und "icebreaker" vorgesehen war. Bei knappem Zeitbudget mußte man also nicht unbedingt dabei gewesen sein, wenn man vom Kern der Veranstaltung etwas mitbekommen wollte.

Eine Anmeldung war erforderlich und wurde ab dem 1. Juli bis zum 1. Oktober 2022 angeboten. Wollte man sich anmelden, dann hatte man 350 US-Dollar zu überweisen, wofür man Folgendes bekam:
- das 20th ISV booklet
- den Transport von und zum Flughafen
- die Welcome Party
- eine Übernachtung im Krong No Gebiet
- 5mal Mittagsverpflegung
- ein Gala Banquet
- eine Farewell Party
- eine Versicherung für den Höhlenrettungsfall
- eine Ausgabe der Proceedings für das Symposium in Papierform oder per USB-key.

Alles andere mußte man zusätzlich bezahlen, die Unterkünfte, die man bereits im voraus buchen konnte, die Mahlzeiten....

Wer meint, daß die Anmeldung in unseren "modernen" Zeiten ganz einfach über das Internet in wenigen Minuten zu erledigen sei, der lebt nicht in diesen, scheinbar. Jedenfalls habe ich eine ganz andere Erfahrung gemacht, und ich habe im Hier und Jetzt gelebt. Wie einfach war es doch, ein Papierformular auszufüllen, es in ein Kuvert zu stecken, eine Briefmarke darauf zu kleben, das Ganze in einen Briefkasten zu werfen, und dann zu hoffen, daß die Botschaft irgendwann, nach 1000 Transportvorgängen, beim Empfänger tatsächlich anzukommt.

Stattdessen habe ich Tasten traktiert, Informationen gesammelt, aufbereitet und sortiert, und am Ende kam dann.... immer wieder gar nichts. Stattdessen kam immer wieder die Anzeige, daß die Zeit abgelaufen sei. Ein besonderes Lutschbonbon war meine VISA-Kreditkarte, die scheinbar für die Computerwelt ziemlich unverdaulich ist. Auch wiederholte Versuche führten zu gar nichts, außer zu einer immer weiter angehäuften Frustration. Dann kam die Erlösung kam dann in Gestalt meines Schwiegersohns, der wohl auch nicht viel anderes als ich getan hat, aber halt eine andere Kreditkarte verwendete. Auf einmal war alles einfach, das ewige Malefizspiel mit dem Computer hatte ein Ende. Ich war angemeldet, das Geld überwiesen, ich war registriert.

Das nächste wichtige Problem war, wie komme ich überhaupt nach Vietnam, wohin will ich überhaupt fliegen. Nur wegen der paar Tagen für den Kongreß nach Vietnam fliegen und dann gleich wieder heim? Ich fragte nach und bekam die Antwort, daß ich das selber in die Hand nehmen müsse. Von Seiten der Organisatoren sei da nichts vorgesehen. Ich träumte. Warum nicht gleich weiter und um die ganze Welt fliegen? Weiter nach Tahiti, zur Osterinsel, nach Chile und dann wieder heim. Corona holte mich dann davon wieder herunter. Ein Besuch in einem Reisebüro hier in Gröbenzell "ernüchterte" mich. 

Es ging dann nach Hanoi, von dort zur Halong-Bay und herunter über verschiedene Stationen bis nach Da Nang. Von da dann per Flugzeug nach Buon Me Thout und von dort zum Kongreß. Allein schon die Buchung für diesen Flug war ein kleines Abenteuer (Adventures should be adventurous). Und am Ende stellte sich heraus, daß der Flug ausfiel und ich erst mit dem nächsten Flugzeug fliegen konnte. Das ganze Programm verschob sich so für mich etwas nach hinten, die beiden Menschen, die mich abholten, mußten ein zweites Mal die ca. 200 km lange Strecke zwischen Gia Nghia und Buon Me Thout zurücklegen und ertrugen das mit großer Freundlichkeit.

Ich konnte so dem ersten Teil des Programms nicht mehr beiwohnen und stieß erst am Abend zu der auf drei großen runden Tischen verteilten Gruppe bei der "Welcome Party" in einer bunt beleuchteten Freigelände, die ein echter "Kracher" war. Regionale Musik und Tanz vom Feinsten, vorgeführt von einheimischen Künstlern, eine üppiges Buffet mit regionaler Kost, Bier in Dosen soviel man wollte. Eine Art Schamane berührte uns und schenkte jedem einen metallenen Armreif, der Glück bringen sollte...es wurde ein langer Abend.

In den folgenden 2 1/2 Tagen gab es ein durchgängiges Vortragsprogramm um die Vulkanspeläologie in der Provincal Conference Hall im Provincal Cultural Center, in dem zur gleichen Zeit auch noch eine weitere Konferenz einer UNESCO-Spezialabteilung stattfand. Draußen auf dem Freigeländewurde auch noch eine "Agro-fair" abgehalten, wo verschiedene Anbieter ihr Angebot ausgebreitet hatten oder eine Schulklasse die Region mit Modellen, Zeichnungen und im persönlichen Vortrag in rührendster Weise präsentieren wollten.

Es gab fast 30 Einzelbeiträge von Teilnehmern, die meist persönlich anwesend waren. Einige Vortragende waren via Internet zugeschaltet und konnten so von weit weg auch ihren Teil zum erfolgreichen Symposium liefern. Stefan Kempe war z.B. zugeschaltet und berichtete von den Backofenlöchern in Thüringen, einer Höhle im Rhyolit. Ein besonderer Augenschmaus war Dave Bunells Vortrag "Discoveries on the lava flows of north Mauna Loa, Hawaii", wo die überwältigende Farben- und Formenfülle dieser Pyroducte zu sehen war. Der Vortrag von Tsutomu Honda über "Estimation of lava flow temperature at lava tube cave formation (BC 10,000-AD 1,000) of Mt. Fuji führte zu einer spannenden Maildiskussion, ausgelöst durch einen Kommentar von Stefan Kempe.

Außerdem gab es noch 2 Ausflüge in das "Explorasound", das erste Klangmuseum Vietnams, in Gia Nghia und eine weiteres lokales Museum, wo das örtliche Handwerk, Musikinstrumente und Tänze uns gezeigt wurden.

Für die offizielle Tagung des UIS-Commission on Volcanic Caves war auch noch Zeit. Sie wurde von John Brush, dem derzeitigen Präsidenten geleitet. 22 Leute unterschrieben auf der Anwesenheitsliste, wovon 12 Mitglieder der Gruppe waren und 10 Besucher. Insgesamt sind zur Zeit 139 Personen Mitglied in der ISV, wobei binnen eines Jahres 15 dazukamen. Wichtiger Tagesordnungspunkt war der Ort, wo das nächste Treffen stattfinden würde. Argentinien als Austragungsort fällt leider im Moment wegen großer politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit aus, so blieben "Galapagos" und "Island" "übrig". Nichts ist entschieden, aber es geht offenbar weiter.

Am Donnerstag, den 24. November, wurden die Hotelzimmer geräumt und in drei Kleinbussen ging es zur Krong No Volcanic Area, begleitet von 2 Polizeifahrzeugen mit Blaulicht vorne und hinten! So empfing man dort Gäste. Unterwegs hielten wir einmal und kletterten auf einen Vulkan, den Nam Kar. Dort fielen uns die Bohnenanpflanzungen direkt am Weg auf. Auf die Bemerkung hin, daß es doch schade sei, da einfach durchzugehen, kommentierte das ein Einheimischer mit den Worten, das sei doch egal, sie seien ohnehin illegal.

Wir wurden zu einem sehr gastfreundlichen Hotel gebracht, wo wir bestens untergebracht waren und erlebten am Abend das Galabankett in der Dray Sap-Freizeitanlage, wieder ein Fest voller Musik und Tanz.

Die folgenden zwei Tage waren randvoll mit Höhlentouren gefüllt. In mehrere Gruppen aufgeteilt strebten wir den speläologischen Highlights des Geoparks zu, je nach Ausrüstungsstand und Kondition. Erwähnenswert ist schon, daß es am ersten Tag zu 2 1/2 Höhlenunfällen kam, die aber am Ende alle glimpflich ausgegangen sind. Wenn das schon "alten Hasen" passiert, was ist dann los, wenn man die Höhlen für das große Publikum öffnet?

Irgendwann geht auch die schönste Zeit vorbei und es wurde Zeit auseinanderzugehen. Auf einmal wurde festgestellt, daß eine Person von uns coronapositiv war. Das machte die Abreise ziemlich spannend, weil ja niemand wirklich wußte, wie man sich da verhalten sollte. Ein Arzt wurde konsultiert, bis zu einer Provinzgrenze fuhren wir alle, versehen mit Masken, in einem Kleinbus, dann forderte die Behörde, daß wir in 2 separten Fahrzeugen nur weiterfahren durften. Wie sich herausgestellt hat, wurden auch noch andere angesteckt, wie das mit den Flügen nach Hause war, das weiß ich nicht. 

Mein Weg führte mich nach Saigon, was zu einem herausragenden Erlebnis wurde. Die ganze Reise war eine Herausforderung, aber dank der großen Hilfsbereitschaft aller klappte am Ende doch alles. Großen Dank schulden wir alle den vietnamesischen Gastgebern, die diese Aufgabe erstklassig gelöst haben. Danke.

   
Schülerwerk auf der "Agro fair"
Höhlenfotoausstellung mit einheimischen Führerinnen
Powerpointfolie vom Bildungsprozess einer "lava tube"
Powerpointfolie eines Monorailentwurfs für die C 4 Höhle
Auf Exkursion im Geopark
Rast bei der C 7
Auf dem Weg zur C 8/C 9
Raststation bei der C 8 / C 9
Gregory und John
Rast am Eingang zur C 9
Der "Höhlenretter" mit "Werkzeug"
Bei der C 8 / die "Höhlentoilette"
Dealing with Corona
ISV-Geschenke


 

Literatur:

Dak Nong Unesco Global Geopark The 20th International Symposium on Vulcanospeleology, 2022
Honda, Tsutomu, Tachihara, Hiroshi Vietnam Volcanic Cave Survey, e-Newsletter UIS Commission on Volcanic Caves April 2015, p 11f.
Laumanns, Michael Südvietnam, Speläoprojekt in Südvietnam, in: Mitt. de. Verb. der d. Hö- u. Karstforscher, München, Nr. 2 / 2010, Jg. 56, S. 57
Laumanns, Michael Karst and Caves of South Vietnam, Part 3: The Caves of Krong No Volcanic Geopark (Dak Nong Province), Berliner Höhlenkundliche Berichte, Volume 74, 2018
Mieder, Wolfgang English Proverbs, Philipp Reclam jun. Stuttgart, 1988
Montserrat, A. Vulcanoespeleología en Dak Nông Unesco Global Geopark (Vietnam) XX International Symposium on Vulcanoespeleology, in: SedeK 17 - 2022, S. 110f.
Montserrat, a., VIETNAM: LES CAVITATS DEL CAMP DE LAVA DE NÂM BLANG, MUNTANYA Juni 2023, S. 94ff.
Wajsbrot, Cécile (übersetzt von Anne Weber) Nevermore, Wallstein-Verlag, Göttingen 2021

Links:

https://drive.google.com/file/d/11wFyGiMS3FV6VR3iAFAIG9qpWMLy-UdN/view Proceedings 2022

Dak Nong Provinz, Vietnam

Höhlen im vulkanischen Gestein

http://www.vulcanospeleology.org/

http://www.vulcanospeleology.org/newsletters/Vulcano76 July 2020 Hi ResV2.pdf

https://20isvdaknong.com/

https://daknonggeopark.com/en/dak-nong-will-host-the-20th-international-symposium-on-vulcanospeology/

https://daknong.gov.vn/web/dak-nong-english/living-in-daknong/-/view_content/87864020-in-hand-in-building-and-effectively-exploiting-dak-nong-unesco-global-geopark-network-.html

https://exptravel.vn/explore-the-dak-nong-sound-museum/

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