jFranz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Bich Dong
Vietnam
Bich Dong heißt "Grüne Grotte" oder "Perlenhöhle", was eine sprachliche Wiedergabe des Eindrucks sein, den die Namensgeber gehabt haben sollen, als sie mit der geräumigen Höhle im spektakulären Kegelkarst von Hoa Lu in Berührung kamen. "Die Farben, die Formen und de Klang der kristallenen Stalaktiten haben sich dort zu einem so fesselnden Wunder zusammengeballt, daß sich niemand dem Drang widersetzen kann, sie auch zu berühren, an sie zu klopfen und sie zu bewundern. Was für ein Unterschied zu all den "Nicht berühren"-Schildern in unserem Teil der Welt, die momentan in den Höhlen aufgestellt wurden. Die "Fairy Grotto" ist auch ein Name für einen Höhlenteil, also wohl "Feengrotte", wurde schon für das "Elysium auf der Erde" gehalten. Sogar ein Gedicht wurde dem Ort gewidmet:
Surrounding mountains full of water during 4 seasons. Rattan boat lightly drifting. Covered with mist and clouds, is Pagoda landscape |
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Was für eine andere Wahrnehmung! Im National Geographic Führer "Vietnam", 2017 erschienen, heißt es nur: "Zum Buddhaschrein muss man zwei rutschige Treppen hinaufsteigen." |
2 km vom Dorf Ninh Hai trifft man auf eine kleine Ansiedlung. Überall warten die Leute vor ihren kleinen Läden und wollen einen heranlocken. Mal geht es um Essen und Trinken, mal um eine Einladung zum Bootsfahren, mit um das Abknöpfen einer Parkgebühr fürs Auto und einer Aufpassgebühr für das Fahrrad. Keiner kommt ungeschoren davon. Der Besuch der dreiteiligen Tempelanlage kostet nichts.
Am Fuß des Ngu Nhac Berges liegen die drei Pagoden übereinander: die Ha Pagode (Untere Pagode), Trung Pagode (Mittlere Pagode9 und die Thuong Pagode (Obere Pagode): Auf dem Gipfel des Berges steht die Statue eines Mandarins, der in die überwältigend schöne Landschaft um Hoa Lu blickt. Mit dem Bau der Anlage soll 1428 begonnen worden sein, als zwei Mönche dort niederließen, um den Fluß und die Berge auf sich wirken zu lassen. Später hat der König Le Canh Hung dort sein bekanntes Gedicht verfaßt.
Höhlenkundlich ist die Oberste Pagode am Bemerkenswertesten, weil sie in einen zweistöckigen natürlichen Höhlenraum gebaut wurde (Im lonely planet Führer steht "..wurde in die Karstfelsen geschlagen..", was Quatsch ist). Man kann auf der Rückseite des mehrteiligen Gebäude auf einem betonierten Pfad entlang der Wand bis zu einer steinernen Treppe gehen und über sie die obere Halle erreichen. Wer sich Zeit nimmt, der nimmt vielleicht auch den Duft der Räucherkerzen wahr, die an diesem Ort, der als eine heilige Pilgerstätte gilt, reichlich angezündet werden. Dort gibt es einen Buddha, eine Bronzeglocke und einen weiteren Tempel. Über einen zweiten Eingang kommt man wieder an die Oberfläche und kann über steile Treppen weiter den Berg hinauf. Auf dem Rückweg durchquert man noch einmal den Höhlenraum. Da es dort kein dauerndes Licht gibt, ist zu empfehlen, ein eigenes Licht mitzubringen oder mindestens zu wissen, wo die Taschenlampenfunktion auf dem Handy zu finden ist.
In der Welt der Höhlenforscher ist die Höhle als "Hang Toi (TA 57) erfaßt. Zweimal wurde sie schon vermessen (1989 von Zhalov und 2013/14 während einer internationalen Expedition) und die Pläne ähneln sich ziemlich. Für den Bericht für die UNESCO wurde die Höhle auch planmäßig aufgenommen. Ihre Länge wird mit 80 m angegeben.
Auf dem Weg von Tam Coc nach Bin Dong durchquert man eine herrliche Kegelkarstlandschaft. Sie mit dem Fahrrad zu erkunden ist einfach und äußerst lohnend. Alternativ dazu bieten sich auch hier meist Frauen an, Touristen auf Booten durch die Gegend zu schippern. Irgend etwas muß man ja tun, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Gemeint ist vor allem die "Sunshine Valley Boating Route", die am Ende auch als einer Höhlenbootsfahrt endet.
Literatur:
Laumanns, Michael (201 ): Karst and Caves of Ninh Binh
Province (northern Vietnam) Berliner Höhlenkundliche Berichte, volume 55
https://www.speleo-berlin.de/inc/abstracts.php?volume=55&lan=en
National Geographic (2017) Vietnam, 2017
Ray, Nick, Dragicevich, Peter, St. Louis, Regis (2007): Vietnam, lonely planet, Ostfildern, 1. Ausgabe, 2007
Links:
https://www.jonnymelon.com/tam-coc-bich-dong/
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