Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen um Buchan, Victoria, Australien
Im East Gippsland liegt Buchan, "a tiny and beautiful town in the foothills of the Snowy Mountains", so wird der Ort im Lonely-Planet-Führer beschrieben, der wegen seiner Höhlen bekannt sei. In der Tat lebt der Tourismus dort von den Höhlen, die sie aus dem Tourismusangebot aller Orte in der Umgebung einfach herausheben.
Bekannt waren die Eingänge zu den Höhlen den Aborigines schon immer, was die Funde aus den Grabungen in der Cloggs Cave und der New Guinea 2 Cave am Snowy River beweisen. 1840 kam nachweisbar zum ersten Mal ein Weißer vorbei, Stewart Ryrie im Jahre 1840 bei seiner Landvermessungkampagne, der die Höhlen registrierte. Ab 1880 führten die Grundeigentümer und der Hotelier J.C. Wyatt regelmäßig Besucher durch die Höhlen. Den Besuchern wurden meist Kerzen in die Hand gedrückt mit denen sie sich ihren Weg suchen konnten, der Führer hatte mit Kerosin getränkte Rinde dabei, die er dann am Eingang entzündete. Damals führten die meisten Touren zum Spring Creek und in die Wilson Cave. Schon im Jahre 1887 wurde die Wyatt's Reserve als Campingplatz eingerichtet, um den Besuchern einen Platz zu schaffen. Es begann auch die Suche nach Bodenschätzen und man errichtete ein kleines Bergwerk bei einem Platz namens "Pyramids". Bedeutende Erfolge wurden nicht erzielt, aber es brachte Leute in die Gegend, die geschäftstüchtig waren. J.C. Wyatt erkannte zum Beispiel, daß sich mehr Geld damit verdienen ließe, wenn er ein Hotel für die Mineraliensucher betrieb, als selber nach den Bodenschätzen zu suchen. Ein James Stirling führte erste wissenschaftliche Untersuchungen für das Victorian Mines Department durch, J.H. Harvey vom Public Works Department begleitete ihn dabei und machte die ersten Höhlenfotos dort, die von ausgezeichneter Qualität sind.
Ein neues Kapitel begann mit Frank Moon, einem Mann, der in Buchan aufgewachsen ist. Er wurde eine Art praktischer Geologe und verdiente mal eine Menge Geld als "champion cyclist" im Kalgoorliegebiet. "Meisterradfahrer" in den Goldfeldern? Jedenfalls ermöglichte das Preisgeld ihm und seiner Familie die Rückkehr nach Buchan zumindest für einen Urlaub mit der Familie, wo ihn die dortigen Höhlen wohl so faszinierten, daß er "Feuer fing". Er wurde von einem jungen Missionar begleitet, John Flynn, der später als "Flynn of the Inland" berühmt wurde. Die Fotos von Flynn halfen, die Höhlen bekannter zu machen und den Namen von Frank Moon. 1907 fand Moon den Eingang zur "Fairy Cave" und von ihr verkündete er gleich: "I have found Jenolan's rival." Wer sich in Höhlen auskennt und schon mehr als zwei oder drei gesehen hat, insbesondere in verschiedenen Zonen dieser Erde, der wird sich sehr über so einen Ausspruch wundern. Auch in Australien! Jenolan und Buchan miteinander zu vergleichen? Und Buchan den Vorzug geben? Wieder zeigt sich, daß Höhlen halt nicht nur Geotope sind. Sie sind auch Psychotope - und das ist oft noch viel wichtiger, zumindest für uns Menschen.
Schnell zeigte sich, daß die Öffnung der Fairy Cave für den Schauhöhlenbetrieb eine Katastrophe war. "It was clear that this was not approved as there were fears that the cave would be damaged". Die Dimensionen der Höhle waren einfach viel zu klein, wer da durchgeht, der macht einfach etwas kaputt, selbst wenn er das gar nicht will. Wenn er will, solche human beings gibt es ja auch, und das gar nicht selten, dann natürlich umso mehr! Man schloß die Höhle wieder und holte sich wohl Frederick Wilson, der seine Erfahrung von den Jenolan Caves mitbrachte.
Das war wohl ein Glücksgriff, denn er setzte auch die Forschung in dem Gebiet fort, was bald zur Entdeckung der Royal Cave führte. Ihre Länge ist ca. 800 m , der tiefste Punkt liegt 92 m unter der Oberfläche. Die Höhle liegt, genauso wie die anderen in der Umgebung, in einem isolierten Vorkommen von Devonkalk, der ein Mächtigkeit von bis zu 300 m erreichen kann und einen ausgeprägten Bankungscharakter aufweist. Entstand ist sie durch ein unterirdisches Gerinne, das sich in immer tiefere Niveaus gegraben hat. Typische Canyonpassagen in Etagen sind Hauptgangformen. Sehr oft sind die Gänge nur von bescheidenen Dimensionen. Um die kleinen Tropfsteine links und rechts des Weges vor den Besuchern zu schützen, sind lange Strecken mit Drahtgebilden gesichert, so daß man sich zeitweise wie in einem Hühnerkäfig vorkommen kann.
Gleich hinter dem Office der Höhlenverwaltung führt ein kurzer Weg zum Eingang der dritten Höhle auf dieser Seite des Fairy Creek Tales, zur "Federal Cave". Sie ist normalerweise heute geschlossen und wir nur bei Bedarf geöffnet. Sie wurde von Wilson und Bonwick entdeckt, als sie dem Bachgang weiterfolgten, der in der Royal Cave weiterführte. Der Bach kommt dann noch in der Dukes Cave zum Vorschein, wo er endgültig die Erde in Form einer Karstquelle wieder verläßt. Deren Wasser speist ein großes Schwimmbecken, in die Besucher zur passenden Jahreszeit gleich baden können.
Eine weitere nicht geführte Höhle steckt im Moon Hill, der auf der anderen Seite des Fairy Creeks liegt. Ein Fußweg wurde von einer Jugendgruppe in einem Umweltschutzprojekt dorthin und bis hinauf auf den Hügel angelegt. Mehrere Eingänge führen zu einer horizontalen Höhlenstrecke, die bewettert ist. Bald darauf verschließt jedoch ein Eisentor den Weiterweg.
Auf dem Parkplatz beim Visitor Center stehen verschiedene Informationstafeln, auf denen u.a. für "Wilde Höhlentouren" geworben wird. Für ca. 50 AUS-$ pro Person kann sich da in eine wilde Höhle führen lassen. Der Name Wilson's Cave ist auch erwähnt, aber nirgends steht, wo sie sich befindet. Wir haben sie dann durch Zufall entdeckt. Die Straße von Buchan nach Bete Bolong/Orbost führt direkt über sie hinweg. Die Szenerie unterhalb von Buchan ist sehr abwechslungsreich, insbesondere durch die Felsszenerien in der Region, wo der Buchan River in den Snowy River mündet. Eine Informationstafel mit Plan und Beschreibung gibt nützliche Hinweise. Ein Bach verschwindet offenbar, sobald er das Karstgestein erreicht, sofort in einer großen Doline im Untergrund. Wer sich nicht durch die Engstellen auf dieser Seite zwängen will, für den gibt es einen ganz einfachen horizontalen Zugang. Man steigt auf einem Pfad bis vor zur Felswand, in der die zahlreichen Höhleneingänge liegen. Im Grunde reicht eine Taschenlampe für eine einfache Begehung der großdimensionierten horizontalen "Main Chamber". Nur an einer Stelle muß man seinen Bauch einziehen, falls ein solcher vorhanden ist, an einer Stelle, die den Namen "Fat Man's Misery" heißt. Wenn es stark regnet, dann strömt durch einen Teil der Gänge ein Bächlein. Wegen ihren leichten Erreichbarkeit und ihr langes Bekanntsein hat natürlich der Sinterschmuck der Höhle schon sehr stark gelitten.
Nördlich von Buchan liegt der Eingang in die Shades of Death Cave beim Murrindal. Sie wurde 1900 von E. Henham entdeckt. Schon zweimal ist die für den Tourismus geöffnet gewesen (1960-1969 und 1984-1994) und zweimal hat man sie wieder geschlossen. Offenbar hat sich der Wirtschaftsbetrieb nicht gelohnt.
Buchan
Höhlenmuseum |
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Duke's Cave
Fairy Cave + Federal Cave
Höhle im Moon Hill
Bei Murrindal
Royal Cave
Snowy River
Wilson's Cave
Literatur:
Henderson, Kent, Marise de Quadros | The Buchan & Murrindal Caves, Williamstown 1993 |
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