Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaften und Höhlen in Australien / landscapes and caves in Australia
"Mit jeder Veränderung des Ortes
organisiert sich offenkundig der Blick auf die Welt neu. Überall
dort, wo "hier" ist, ist die Mitte der Welt. Plötzlich
überkommt den Reisenden die Erkenntnis, dies könnte an allen
Orten der Welt so sein.. Und wie kommt es, daß die Mitte in
derselben Weise wandert, wie ich mich bewege? Er gibt nur eine
Erklärung: Ich selbst bin die Mitte der Welt, und genau dies
teile ich mit jedem anderen Ich auf diesem Planeten.."
Wilhem Schmid, Die Kunst der Balance
"Australia is the driest,
flattest, hottest, most desiccated, infertile and climatically
aggressive of all the inhabited continents...
The people are immensely likeable - cheerful, extrovert,
quick-witted and unfailingly obliging...The food is excellent.
The beer is cold. The sun always shines. There is coffee on every
corner...Life doesn't get much better than this." (Bill
Bryson, Down Under 24)
Aborigines und Höhlen
Solche Gedanken liegen besonders nahe, wenn man sich bis nach Australien begibt. Schließlich sind dort unsere Antipoden, die "Gegenfüßler" (auf dem Betrachter gegenüberliegenden Seite der Erde wohnender Mensch..) Der lonely planet-Führer bezeichnet Australien als "intriguing enigma", also ein "fesselndes Rätsel", als "chunky bit of terra firma way down in the southern hemisphere", als "ein klobiges Stückchen Erde irgendwo weit unten in der südlichen Erdhälfte".
Im Vordergrund der folgenden Betrachtungen sollen
die Höhlen stehen. Die längste Höhle Australiens ist jetzt das
Bullita Cave System (Burke's Back Yard) bei Gregory N.P. in den
Northern Territories. 105 km Gesamtganglänge hat man schon
vermessen und sie ist nur mit spezieller Genehmigung zugänglich.
25 m beträgt der Gesamthöhenunterschied. Die tiefsten Höhlen
sind auf Tasmanien.
Ein richtiges aktuelles "coffeetable book" über die
Höhlen Australiens gibt es nicht. Vor 25 Jahren ist mal eines
erschienen, aber das ist heute schon gar nicht mehr
"veraltet" und anfangen, in dem Sinne, daß man sich
aufmachen könnte, damit eigene Höhlenerfahrungen zu machen,
kann man damit auch praktisch nicht. So heißt es, sich auf die
mühevolle Suche nach guten Informationen zu machen, wobei auch
das Internet heute schon benutzbar ist. Wer gut sucht, wird auch
tatsächlich einiges finden.
2008 war wir, das war diesmal meine Frau Norma
und ich, wieder in Australien unterwegs. Unser Gröbenzeller
Reisebüro hatte wieder alles punktgenau organisert und wir
konnten uns, nach Zahlung des sich im Rahmen haltenden
"Obolusses" an sie, für fast fünf Wochen durch den
Süden Australiens bewegen - von Perth nach Sydney.
Das ist keine der üblichen Touristenrouten durch diesen großen
Kontinent.
"Was den fünften Kontinent, die mythische terra australis,
anbelangt, von der das 16. Jahrhundert als dem größten und
reichsten aller Erdräume zu träumen begann, so war die
Geschichte ihrer Entdeckung - an den anfänglichen Hoffnungen
gemessen - eine lange Enttäuschungs- und Schrumpfungsgeschichte.
Es sollte Jahrhunderte dauern, bis die europäischen Seefahrer
und Globographen ihre australischen Phantasmen auf das
natürliche Maß reduziert hatten. Die Briten zogen hieraus die
Konsequenz, als sie aus dem versagenden Reich des Südens ihre
Strafkolonie machten; in ihr ließ sich der
"unverbesserliche, unerwünste Überschuß an
Verbrechern", den England reich hervorbrachte, in optimaler
Entfernung vom Mutterland mehr oder weniger definitiv
"deponieren."." (Peter Sloterdijk, Kapital)
War man mal selber dort, dann lesen sich solche
Zeilen ganz anders. Und mein speläologisches Grundinteresse
führte dazu, daß wir Gast von Norm Poulter in Perth und June
McLucas in Adelaide sein durften. Damit waren wir nicht mehr
einfach beliebig austauschbare "Touristen", sondern
bekamen die Gelegenheit, viel "tiefer" in die Lebensart
dort einzutauchen.
Wir haben die meisten speläologischen Highlights auf der
Südroute durch den Kontinent, die touristisch heutzutage
hervorgehoben werden, besucht. Dazu sind viele Kilometer
zurückzulegen. Als wir am Ende in Sydney das Wohnmobil von
APOLLO am Flughafen zurückgaben, da zeigte sich, daß wir über
8.000 km hinter uns hatten! Bei jeder Reise, die durch ein noch
so schönes Land führen kann, ist das Entscheidende das Wetter.
Und das Wohlwollen des "Wettergotts" scheinen wir
gewonnen zu haben. Von 30 Tagen Reisezeit waren 28 von blauem
Himmel, allenfalls verziert von weißblauen Wolken,
gekennzeichnet. Wenn bei uns Sommer ist, dann ist dort Winter. In
den Australischen Alpen hatte es 1,5 m Schnee und beste
Skiverhältnisse. Wir trafen 3 Engländer, die wollten in dieser
Zeit dreimal surfen: Im Wassser, auf den Sanddünen von Eucla und
in den Bergen - das war möglich! Im Klammern schreibe ich, daß
es ganz leicht auch ganz anders sein kann: Wir trafen zwischen
Adelaide und Melbourne ein paar Leute in Campers, die uns
erzählt haben, daß sie die gleiche Strecke wie wir
zurückgelegt hatten. Der Unterschied war nur, daß wir 3 Tage
meist dran waren. Sie hatten immer nur Kälte, Regen und Miesel.
Und wir: Wärme, Sonnenschein von Aufgang und zum Verschwinden
bis zum Horizont. Face the challenge.
You never know.
Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis ich meine Eindrücke
hier aufs Internetpapier gebracht haben werde. Morgen beginnt
wieder die Schule.... Das Prokustesbett...
"Good day" sagen sie oft, wenn man Australiern begegnet oder "Howyedoing". Sie sind sehr freundlich, offen, "easy going" ganz einfach.
Das war nur eine Erfahrung, die wir, Alfred Schlagbauer und ich, auf unserer großen Australienreise vom 1. bis 28. August 2006 gemacht haben, eine sehr gute.
Die Reise war gut vororganisiert durch das
"australia-travelteam", ein eigentlich prima
arbeitendes Reisebüro hier in Gröbenzell. Wir bekamen einen
Packen Tickets und Vouchers in die Hand gedrückt und konnten
losziehen, fast reibungslos.
Nur einen Schönheitsfehler gab
es, als die uns "vorsprochene" (ein Kunstwort von mir,
das "versprochen" mit "vorher besprochen"
mixt) kostenlose Stadtführung durch Hongkong, unserem
Umsteigeplatz, auf einmal 35 pro Person kosten sollte. In
Hongkong wurde uns kundgetan, daß wir bereits in Frankfurt die
Führung hätten beantragen hätten sollen. Und das hätten wir
nur tun können, wenn wir einen Voucher vom Reisebüro dabei
gehabt hätten, den die sofort ausgestellt hätten, wenn ich
ihnen, den Leuten vom Reisebüro, ausdrücklich gesagt hätte,
daß ich die Führung überhaupt hätte wollen. Das ich das denen
überhaupt hätte sagen sollen, das stand nur in den
schriftlichen Vertragsbedingungen von Quantas, die ich einfach
zugeschickt bekommen hatte und ich unbedingt hätte "lesen
sollen", laut Reisebüro. Aber wer denkt denn bitte daran,
daß die ansonsten völlig ausreichend im Mündlichen vollzogene
"Vertragsverhandlung" so einen Knick ins Schriftliche
hat. Im Grunde ist das ein fieser Trick, um dem ahnungslosen
Kunden die Schuld zuzuschieben. Also Vorsicht!
Aber das war wirklich nur eine ärgerliche Kleinigkeit im Vergleich zum ansonsten perfekt abrollenden selbstgestrickten Programm: 2 Wochen Tasmanien, 3 Tage red center und dann noch zum Ausklang Queensland. Mehr brauchts nicht. It was blowing my mind.
Unser Schwerpunkt lag auf dem Naturerlebnis und das kann down under überwältigend sein. Wenn ich meine Erwartungen auf einer Skala zwischen 1 und 10 eintragen sollte, dann muß ich sagen, sie wurden mit "30 something" weit übererfüllt. Wir haben viel mehr erlebt, als ich je erwartet hätte.
Höhlenmäßig haben wir nicht viel gemacht, was man allein daran schon erkennen kann, daß der mitgeführte Schlaz nie ausgepackt werden mußte. Die kleine Petzllampe reichte völlig aus, um ein paar richtig finstere Ecken noch zu erkunden, die 20-m-Reepschnur kam nur in Chillagoe einmal zum Einsatz, um eine etwas unsichere steile Strecke einer sehr bekannten Höhle zu bewältigen, die von den Behörden als "difficult" eingestuft wurde, siehe Internet. In Tasmanien hatte ich über das Internet Kontakt mit Gavin Bratt, dem "president" des örtlichen Höhlenvereins aufgenommen. Das hat richtig gut geklappt und hat uns zu einigen unvergesslichen Höhlentouren verholfen. Danke Gavin. Bei dem knappen Zeitbudget standen vor allem Schauhöhlen auf dem Programm und da waren einige sehr gelungene Besuche dabei. Details dazu finden sich auf den Unterseiten. Und einen kleinen, noch immer schmerzenden Höhlenunfall gabs auch.....
Australien aus der Luft bei Melbourne |
|
auf dem Weg zum Uluruh |
1780 Webber, Museum in Canberra
"antipode"
Literatur:
Bryson, Bill | Down Under, A BLACK SWAN BOOK 2001 |
Chabert, Claude, Courbon, Paul | Atlas des Cavités non calcaires du Monde, UIS 1997 |
Ellis, Ross | Australian caves and caving, 1980 |
Fritsch, E., Eichbauer, E. | Die Höhlen von Queensland (Australien), Mitteilungen des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich, 1-1992, S. 18ff. |
Grimm, Willi | Höhlen und Höhlengebiete in Australien, Stalactite 2-1973, S. 2ff. |
Grimm, Willi, Ellis, Ross | Entlang der australischen Küste, Stalactite 1-1984, S. 4ff. |
Jennings, J.N. | MAN AND OTHER ANIMALS IN AUSTRALIAN CAVES AND SHELTERS: A REVIEW; Trans. British Cave Research Assoc., Vol. 6, No. 3, pp. 93-130 October 1979 |
lonely planet | Australia, 2004 |
Sloterdijk, Peter | Im Weltinnenraum des Kapitals, Suhrkamp-Verlag, Frankfurt a.M. 2005 |
Links:
Unser (fast perfektes) Reisebüro:
http://www.australia-travelteam.com/
Höhlenbezogen:
Allgemein:
http://www.australien-info.de/
*** WORK AND TRAVEL |
Australien
Australien Reise-Ratgeber: Umfangreich &
einzigartig
https://wayers.com/de/work-and-travel-australien/
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