Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Labertouche Caves, Victoria, Australien


Die Labertouche Caves sind schon was besonderes. Im Internet steht, daß es sich dabei um die meistbesuchte "Wilde Höhle" im Bundesstaat Victoria handelt und daß sie weniger als 100 km vom Stadtzentrum von Melbourne entfernt sei. Wer dort nachsieht, der findet eine erstaunlich große Anzahl an Links darauf - alle allerdings mit einem wesentlichen "Schwachpunkt": Nirgends gibt es eine richtige Beschreibung des Zugangs und der Höhle.

Was sich findet, das sind die üblichen Befahrungsberichte junger Leute, die mal "rein und raus" sind, Angebote gewerblicher Firmen, die für Geld die Leute durch die Höhle führen und ein "Masterplan", mit dem man einerseits die Sicherheit der Leute, die die Höhle besuchen, mit den ökologischen Belangen eines "fragile and significantly diverse surrounding ecosystem" in Übereinstimmung bringen will. Ob das gelungen ist?

Ich kann darüber keine Aussagen machen, weil ich zwar intensiv versucht habe, dorthin zu kommen, aber das ist mir/uns nicht gelungen.

Im "Atlas des cavités non calcaires du monde" gibt es einen ganz kleinen Hinweis auf die Höhle: "Labertouche Cave (Gippsland Zone, Victoria...200m Grotte-éboulis à deux entrées". Damit hat es sich auch schon wieder.

In Willi Grimms Artikel über die "Höhlen und Höhlengebiete in Australien" steht mindestens dieser Satz: "Eine ungewöhnliche Höhle im Granit befindet sich in Labertouche. Die Höhle erstreckt sich über 200 m und folgt einem Flusslauf der sich durch Granitblöcke zieht und das verwitterte Material ausräumt."

Auf einer Straßenkarte war schnell der Ort "Labertouche" östlich von Melbourne gefunden. Ich steuerte unser Gefährt dorthin, ganz in der Hoffnung, daß sich schon irgendein Hinweis vor Ort finden lassen sollte. Es kam anders. Labertouche ist kein Ort, höchstens eine verstreute Ansiedlung von Häusern in einem hügeligen Gebiet. Irgendwann war tatsächlich mal jemand nicht nur in seinem Haus, sonder auch davor. Der wurde gleich angesprochen und er kannte tatsächlich auch die Höhle. Da müßten wir nach links fahren, dann geradeaus, wieder links und weiter und wieder links..... Wir folgten den Hinweis, soweit das möglich war und landeten in Jindivick an einer Tankstelle mit Cafe dabei. Auch die kannten die Höhle und schickten uns wieder den Weg ein Stück zurück. An einer Abzweigung sollten wir nach rechts, dort wo eine Allee die anfangs noch geteerte, später nur schon als Schotterweg Wegstrecke begleitete. Es ging aufwärts und abwärts, immer tiefer ins Gebirge hinein - ohne auch nur den geringsten Hinweis. Und dann: Tatsächlich war da mal ein Schild "Labertouche Caves" und ein Pfeil dazu. Wir waren nicht völlig verkehrt. Der Weg nahm allerdings schnell an Qualität ab. Um nicht mit dem Wohnmobil in Kalamitäten zu kommen, beschlossen wir zu Fuß den Rest bis zur Höhle zurückzulegen. Bald zeigte sich, daß das keine schlechte Entscheidung gewesen war. Allenfalls mit einem 4Wler wäre hier noch weiterzukommen gewesen. Wir wären heillos unterwegs liegen geblieben. Tatsächlich kam uns auch ein Fahrzeug entgegen, das einen frisch geschossenen Hirschen auf der Ladefläche hatte. Kilometerweit ging es erst gerade aus, dann abwärts, hinein in eine Talung und drüben wieder heraus, weiter, weiter, weiter. Alle paar hundert Meter ein Zeichen "Labertouche Caves", aber keine Höhle. In einer Beschreibung heißt es, daß 4 km zurückzulegen sind. Wir sind jedenfalls 1 Stunde gelaufen, ohne die Höhle zu erreichen. Da es dort im August Winter ist, wird es auch entsprechend früh schon dunkel und wir drehten lieber um, um nicht in der Nacht den teilweise sehr schlammigen Weg zurücklaufen zu müssen. Ein wenig enttäuschend war das schon, so weit zu laufen, und dann gar nichts zu finden, aber es war einfach das Vernünftigste.

Es ist ja sehr die Frage, ob ich überhaupt in die Höhle weit alleine gekonnt hätte. In den Beschreibungen ist immer wieder die Rede von einem Eingangsschacht, durch den die Besucher mit einer Stahlseilleiter eingestiegen seien. Eine solche hatte ich ja ohnehin nicht dabei. Ich hätte es ja am unteren Ende auch probieren können, aber es wurde halt gar nichts daraus. Egal, es gibt auch in unseren Breitengraden diesen Höhlentyp, z.B. in der Saubachlhöhle in Niederösterreich.

 


Die Umgebung

Literatur:

Chabert, Claude, Courbon, Paul Atlas des cavités non calcaires du monde, UIS 1997
Grimm, Willi Höhlen und Höhlengebiete in Australien, in Stalactite 2-1973, S. 3

Links:

 

 

 


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