Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Das Mangawhitikau-Höhlensystem / Die Spellbound-Tour, Waitomo, NZ
Nach dem großen Erfolg mit den Black Rafting Touren begann man zu überlegen, ob nicht anderswo auch noch Möglichkeiten wären im King's Country Karst, mit geführten Speläotouren auch wirtschaftlich zu reüssieren. Das passierte dann unter anderem mit dem zweitlängsten bekannten Höhlensystem in dem Gebiet. Es gibt mehrere Namen für sie. Im Höhlenkataster wird sie als Mangawhitikau Cave geführt und eine Gesamtganglänge von mehr als 8 km ist ausgewiesen. Dann gibt es da noch den Namen "Te Ana o te Atua", was übersetzt "Cave of the Spirit" oder Geisterhöhle bedeutet, und noch "Glowworm Cave", womit auf den Höhleninhalt Bezug genommen wird.
Die neue Firma "Spellbound" wurde von den gleichen Leuten gegründet, Libby und Pete Chandler, die schon Black Water Rafting gegründet, geführt und später an eine größere Unternehmensgruppe verkauft hatten. Man hatte auch eine andere Unternehmensphilosophie als alle anderen. Man will nicht Adrenalinstöße bei den Besuchern auslösen, wenn sie etwa in einen 100-m-Schacht hinuntergeschickt werden. Sondern man führt die Leute in kleinen Gruppen durch die Natur, läßt sich viel Zeit, immerhin soll die Tour 3,5 Stunden dauern, und kann deshalb auch um die 20 Minuten etwa auf dem Höhlensee im Boot die Glühwürmchen beobachten. Nicht zuletzt gehört auch die Teepause dazu, wo man zwischen den zwei Höhlenteilen, die man besucht und die einige hundert Meter auseinander sind, erst einmal Rast macht.
Heute macht man massiv Werbung damit, daß David Attenbourough, ein sehr bekannter Fernsehjournalist, für seinen Dokumentarfilm "Life in the Underground" gerade in dieser Höhle einen Großteil seiner Filmaufnahmen über Glühwürmchen gedreht hat. Sie kommen hier in noch viel größerer Anzahl als in der klassischen Gloworm Cave vor, und man kommt ausgezeichnet nah heran, um sie einmal aus der Nähe beobachten zu können.
Im August 2007 hatte ich mal die Gelegenheit, die Höhle zu besuchen. Phill Round kennt die Chandlers persönlich und über sie war schnell ein Platz in der nächsten Tour für uns freigehalten worden. Es können ja jeweils nur 12 Personen teilnehmen, so daß oft schnell der Bus voll ist. Es geht 11 km durch das weite Weideland, das für die Schaf- und Rinderzucht genutzt wird, und in Privatbesitz ist. Unser Führer war ein echtes Original und sehr engagiert. Um zu erreichen, was auf englisch "breaking the ice" heißt, sollte sich jeder Teilnehmer kurz mal vorstellen, damit auch die anderen wußten, mit wem sie gerade unterwegs waren. Das war ganz interessant, denn heutzutage kommen die Leute von einfach überall her, wenn man in so einer Gruppe zusammengewürfelt ist. Außerdem wars auch recht humorvoll, insbesondere als man aus Auskunft geben konnte/sollte, ob man vielleicht irgendwelche "psychologischen" Probleme hätte. Er sei auch Spezialist für so etwas.
Da wir ja praktisch in der Winterzeit dort waren, herrschte auch nicht so ein starker Betrieb, aber im Sommer geht es pausenlos in kleinen Gruppen durch die Landschaft. Während sich eine Gruppe in der Glühwürmchenhöhle aufhält, macht die vorangegangene gerade Pause in der überdachten Teestube und die noch vorangegangenere steckt schon in der sog. "Geisterhöhle". Die wurde im Dezember 2004 auch für die Öffentlichkeit geöffnet, nachdem einige Engagierte sie in monatelanger Arbeit mit betonierten Wegen und einer elektrischen Beleuchtung versehen hatten. So kann heute der Besucher unschwierig einem horizontalen Gang einige hundert Meter folgen. Links und rechts vom Weg sind kleine Sinterbildungen zu sehen, die typische dünne Kalkschichtung ist an einigen Stellen ganz besonders gut zu sehen, natürlich gibt es auch Tierknochen, insbesondere von Moas zu bewundern und es gibt mehrere schachtartige Tagöffnungen, "tomos" genannt, durch die das Licht von oben hereinkommen kann. Die Rückkehr nach Waitomo geschieht auf einer anderen Route, so daß man noch mehr von der sehr sehenswerten Karstlandschaft mitbekommt.
Technik kiwi-style: ein Lochstein als Gegengewicht, um eine Zauntür automatisch wieder zu schließen |
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Glühwürmchenfäden | ||
Fahrt auf dem Höhlensee | ||
Die Kaffee-/Teepause mit Zuckertrick! Gleich 2 Löffel auf einmal nehmen! |
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Moaknochen | ||
Literatur:
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