Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Vadu Crisului, Muntii Padurea Craiului, Runänien


Will man etwa zur Pestera Vadu Crisului gelangen, dann darf man sich auf einiges gefaßt machen. Vom gleichnamigen Ort führt zuerst ein schmaler Fahrweg entlang der Bahnlinie Richtung Suncius vorbei am örtlichen Sportplatz und der Sporthalle. Daß danach noch was kommt, das weiß man vielleicht schon, wenn man Rumäne ist und davon im Heimatkundeunterricht mal was darüber gehört hat, oder man probiert halt mal aus, was sich da in der Schlucht zwischen den Felsen verbergen könnte. Immerhin gibts einen Wanderweghinweiser. Links neben der Straße ist auf einmal ein kleines Höhlenportal, aus dem ein Bächlein fließt. Ein Schild "Apa"steht dort, was "Wasser" bedeutet. 100 m weiter hört der Weg auf. Nun gibts nur noch die Bahngleise und ein paar Mal links und rechts schmale Trampelpfade. Es lohnt sich, aufzupassen, denn gelegentlich kommen hier richtige Personen- und Güterzüge vorbei. Sie tuten kräftig und spüren tut man die Erschütterungen ja auch. Dann muß man halt rechtzeitig in die grüne Umgebung fliehen, um nicht erfaßt zu werden. In den Felsenwänden sind immer wieder kleine Höhlenöffnungen zu sehen, die tatsächlich in einige natürliche Hohlräume führen. Schließlich kommt ein richtiger Eisenbahntunnel, den es zu durchqueren gilt. Er ist aber so breit angelegt, daß nie irgendeine Gefahr besteht. Schließlich kommt ein richtiger kleiner Bahnhof, der "Pestera" heißt. Ich habe nur Züge gesehen, die durchgedonnert sind, aber irgendeinen Sinn wird das Bauwerk doch haben. Dann kommen wohl Besucher mit dem Zug und steigen hier aus und werden wieder abgeholt, sehr ökologisch! Es gibt keine Straßenverbindung hierher, auch von der anderen Schluchtseite her, von Suncius. Eine breite Betonbrücke überspannt hier den Repede und ermöglicht eine trockenen Überquerung des Flusses. In unserer vergnügungssüchtigen Zeit ist das nicht genug. Es gab im Sommer 2010 auch noch einige gespannte Seile über den Fluß, genau an der Stelle, wo in einem spektakulären Wasserfall das Wassser aus der Höhle in den Fluß stürzt, an denen man abenteuerlustige Kinder hinüber auf die andere Flußseite schickte.
Ein kurzer ausgetretender Pfad, dann standen wir beim Schauhöhlenhäuschen aus Holz. Noch im Sichtbereich war da eine Häuserruine, das Gebäude, das früher hierfür in Betrieb war, aber das sich wohl wirtschaftlich nicht mehr rentiert. Ein paar Lei bezahlt und schon konnten wir ohne Führung losziehen. 680 m kann man ziemlich horizontal hineinwandern, 2,7 km soll die Gesamtganglänge sein. Im vorderen Teil gibt es etliche Sinterformen, später legt sich das und die nackten Felsformen dominieren.
Wir hatten Hochwasserzeiten, was sich auch in der Höhle deutlich zeigte. Der größte Teil der Höhle war damit für die allermeisten Besucher nicht zugänglich, aus ganz natürlichen Gründen. Denn wer zahlt denn, bitte, auch noch Geld dafür, daß er dann auf allen Vieren unter einer Felsdecke fast schon kriechen muß, und das mit Händen und Beinen im fließenden kalten Wasser? Das ist zwar nicht schlimm und auch nicht gefährlich. Aber wenn es Leute schon schreckt, wenn ein "Zug" herrscht, weil ein Fenster offen ist, dann würden die sie sich ja schon prophylaktisch hier schon ins Krankenhaus für 3 Tage begeben. Was könnte man sich hier denn nicht alles holen? Für uns war es "lustig", anregend, aufregend im positiven Sinne. Irgendwann waren keine geebneten Wege mehr vorhanden, es schien nur noch "wild" weiterzugehen. Genug.
1903 soll die Höhle entdeckt worden sein von einem Czaran Gyula und wurde bald darauf von einer örtlichen Touristengruppe für die Öffentlichkeit erschlossen. Besonders die Biospeläologen haben sich für sie interessiert. Es taucht sogar der Name von Benno Wolf in der Liste prominenter Fachbesucher auf. Als Eingangshöhe wird 305,6 m angegeben.

 

   
 
 
 

 

 

 

Literatur:

Bleahu, M. Decu, V., Negra, St., Plesa, C. Povará, I., Viehmann, I. Pesteri din Romania, 1976
Orghidan, T., Negra, St., Racovitá, Gh., Lascu, C. Pesteri din Romania, Ghid Touristic, Editura Sport-Turism, Bucuresti 1984
Pompei Cocean Pesterile Romanei, Cluj-Napoca 1995

Links:

http://www.karpatenwilli.com/images/dia20.htm

http://www.welcometoromania.ro/Padurea_Craiului/Padurea_Craiului_Pestera_Vadu_Crisului_r.htm

Landschaft und Höhlen in den Apuseni Mountains

Landschaft und Höhlen in Rumänien

 


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