Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Lochsteine und Durchkriechbräuche in Frankreich
Durchgreiföffnung im Dolmen von Mas d'Azil, Ariège | |
"La Crypte et le Tombeau de
Sainte Radegonde en 1822" Es wird erzählt, daß noch heute Studenten
vor ihren Prüfungen dort hindurch kriechen, um für ihre
Prüfungen den Segen der toten Heiligen zu bekommen. |
Grab der Heiligen Radegunde in der Krypta von Poitiers (Vienne) |
Durchkriechstrecke in einer kleinen Höhle bei der Eremitage von Saint-Pons (Montagne de Lure, Alpes de Haute-Provence)
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Foto Anne Pincus |
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aus dem Tourismusprospekt "Hte SAÔNE - 'ile verte" | |
Öffnung im Altar für den heiligen Cado, Bretagne | |
Gibt es noch unbekannte Durchkriechorte? Ich glaube
schon. Allerdings sind heute viele Spuren wieder getilgt,
ist die Überlieferung abgerissen, wurden die alten
Rituale entwertet. Die christliche Kirche versuchte über
Jahrhunderte, heidnische Naturkulte zu unterbinden
(siehe: Strauss, H., Strauss, P.F., Heilige Quellen,
Hugendubel-Verlag, München 1987). Manchmal wurden sie
einbezogen in die eigenen Glaubensvorstellungen, z.B. in
dem man eine Kapelle vor die Höhlenöffnung setzte. Dies
ist z.B. der Fall auf dem Weg zur Höhlenkirche des
heiligen Antonius in der Galamusschlucht in den
Pyrenäen. Kurz bevor man zur oft abgeschlossenen Anlage
kommt, ist rechts vom Weg der heruntergekommene Rest
einer winzigen Kapelle zu sehen. Über der Gittertür ist
eine Nische mit einer Madonnenfigur. Im Hintergrund
schließt gleich die Felswand an, die einen Schlupf hat.
Die Wände sind glatt gescheuert, was dafür spricht,
daß schon viele da durch sind. Warum? Und warum baut
man da ein Kapellchen davor? Eine kleine Bemerkung in
Minvielles Buch "Guide de la France Souteraine"
hat mich stutzig gemacht. Eine Glocke gäbe es da, in
einer Maueraussparung, die "sterile" Frauen
ziehen müßten, damit sie wieder "fruchtbar"
würden. Das spricht sehr dafür, daß es da einen alten
"Fruchtbarkeitsbrauch" gegeben hat, der halt
vielleicht nur sehr unzureichend weiterüberliefert
worden ist. Vielleicht ging es früher mehr um das
Durchkriechloch als um die Glocke, aber durch das
gegenseitige Abschreiben voneinander wird halt vieles
durcheinander gebracht. PS: Im April 2002 waren wir mal persönlich dort. Leider war die eigentliche Eremitenhöhle abgesperrt, so daß wir dort keinen Besuch durchführen konnten. Das Durchschlupfloch war aber offen und einer von uns "zwängte" sich tatsächlich durch. "Zwängen" stimmt nicht, denn so eng ist das Loch auch nicht. Was dahinter kommt, das weiß ich aus einem kleinen Bericht von Christoph Sattler: "Nach dem Schluf kam ich in einen kreisrunden höheren Raum, wo rechter Hand über einem Wall der Gang weiterführte. Ich folgte dem Gang noch ca. 10 m und mußte dann umkehren, da ich zumindest eine Schlaufe brauchte, da es einen Absatz (ca. 2 m) hinabging. Die Höhle wurde (wird) häufig besucht, da deutliche Abwetzungen an den Engstellen vorhanden sind." Wer "wetzt" also nun so häufig an den Höhlenwänden? Vielleicht gibt es da Spuren in der Überlieferung dazu |
Durchkriechöffnung bei der Eremitage Saint-Antoine de Galamus bei Saint-Paul, Aude |
Man durfte sich etwas wünschen, wenn man durch den Altar sich bewegte und glaubte daran, daß dann der Heilige einem beistehen würde | Altar von Saint-Yves in Minihy-Tréguier in der Bretagne |
Durchkriechaltar in der Kirche des Saint Sylvain in Ahun, Ain | |
Fundstück in Filitosa, Korsika | |
Speloncato / Korsika - wohl ein Steingewicht als Lochstein | |
Lochstein in Sisco, Korsika | |
Lochstein in einem Garten in Ornolac, Ariège | |
Lochsteinkunstwerk im Departement Pyrenées-Atlantiques auf dem Weg nach Isturitz | |
Durchschlupfbrauch mit nachgesagter Heilwirkung | grotte de Sainte-Eulalie (Espagnac-Sainte-Eulalie), Lot |
Lochstein mit Kreuz im Minervois, Hérault |
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Lochsteine in Minerve, Hérault |
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Ein Extrem"lochstein" - ein Felsriegel wird durch einen kurzen Tunnel durchlöchert Der "Trou percée" am Weg von Castellane nach Digne |
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Durchlöcherte Karrenplatte am Jakobsweg, F | |
Durchlöcherte Karrenplatte am Jakobsweg, F | |
Lochstein als Fensteröffnung in Querieres, Haute-Loire | |
Lochmühlstein an der Moulin de Louvigny am Jakobsweg | |
Lochsteinkunstwerk ZURA am Jakobsweg, Pyrenées-Atlantiques | |
http://www.gazettedorleans.fr/?Le-Mont-des-Elus-Mezieres-lez | La butte des Èlus |
Durchschlupf auf einem Spielplatz in Straßburg 2016 |
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Lochsteine für sehr praktische Zwecke: Dort wurden die
Stricke eingebunden, die die Tiere im Stall festhalten sollten
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http://www.port-mort.com/gargantua.htm | Le Gravier de Gargantua, Port-Mort |
Literatur:
Minvielle, Pierre | GUIDE de la FRANCE SOUTERAINE, Les Guides Noirs, Tchou, Éditeur, 1970 |
Gauchon, Christophe | Des cavernes & des hommes, KARSTOLOGIA memoires n°7-1997, Chambery 1997 |
Bordennave, Jean | prospection archeologique a Montaillou - recherches sur le folklore de la mort, Les Cahiers Tarnais |
ohne Verfasserangabe | allées sans retour - exposition du 16 juin au 14 janvier 1996, Musée Archéologique du Val d'Oise, Guiry en Vexin |
Lorenz, C., Saumande, P. | Un element caracteristique des souterrains du centre-ouesst de la France: le goulot menant a une salle terminale - resultats d'une enquete, SUBTERRANEA 86 - 1993, S. 37ff. |
Obereiner, Jean-Luc | Le legendaire du massif karstique lotois (Lot), Spelunca 120-2010, p 30 |
Links:
Lochsteine und Durchkriechbräuche
Holed Stones and Crawling through rites
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