Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Der Jakobsweg in Spanien 1
von Saint-Jean-Pied-de-Port bis nach Burgos
mit den Augen eines Höhlenforschers gesehen
Am besten im Hintergrund mit Alvaro Solers "El Mismo Sol" zu hören......
2018 Morgen geht es los. Nach einer Unterbrechung von mehreren Jahren. Aber es wird Zeit, die Dinge abzuschließen. Die Form zu vollenden. Den Weg von Gröbenzell, dem Ort meines Bettpfostens, bis nach Compostella und darüber hinaus bin zum Ort, wo es landmäßig nicht mehr weitergeht, in Europa, zu erreichen. Noch geht es. Funktionieren meistens die Knochen und die Muskeln. Und der Geist.
Jeder geht seinen Jakobsweg. Und diese Wege sind sehr unterschiedlich - man muß sich nur die tatsächlichen Wege anschauen. Der verrückteste wäre, möglichst schnell das Ganze hinter sich zu bringen. Auch das gibt es - und gehört auch zur Ausgangsaussage.
Bei mir funken einfach immer die Höhlen dazwischen, spielen eine wichtige Rolle. Einfach nur durchdüsen, was wäre so etwas wie eine Naturlästerung für mich, analog zur "Gotteslästerung" aus früheren Weltanschauungen. Die Dordogne, die östlichen Pyrenäen, mit Höhlen gesegnete Landschaften. Ich freue mich darauf. Die erste zu besuchende Höhle liegt noch auf französischem Gebiet, ganz in der Nähe der spanischen Grenze, die grotte de l'Harpea.
Schon oft wurde ich gefragt, ob ich den Weg alleine gehen würde. Die zutreffende Aussage ist, daß man auf dem Jakobsweg kaum alleine ist, denn viele viele gehen ihn. Ich war auch schon mit Freunden unterwegs, einem, zwei, drei. Am Ende bin ich übrig geblieben. Einige können einfach körperlich nicht mehr, anderen ist zu anstrengend mit mir unterwegs zu sein. Ich liebe die Offenheit, das Bereitsein für das Abenteuer. Das ist schnell erreicht, wenn etwa das Quartier, das laut Führer offen sein sollte, z.B. noch zu hat. In good weather everybody can be a captain. Aber was tust du, wenn das mit dem guten Wetter nicht der Fall ist? Da zeigt sich dann schnell deine Fähigkeit, mit dieser Welt zurecht zukommen. Da gibt es viele Antworten, manche sind nicht meine. Zum Beispiel taggenau die nächste Unterkunft vorzubuchen. Oder gleich die ganze Unternehmung vom Reisebüro organisieren zu lassen. Dann ieber einmal ungeplant in einem offenen Stadel übernachten, besser gesagt, die Nacht durchfrieren bis es wieder hell ist....
"Wer sich bewegt, der bewegt immer mehr als nur sich." Sloterdijk, Eurotaiosmus, S. 29
Ich bin zurück. Heil. Hier ein kurzer Bericht davon.
1. Tag Saint-Jean-Pied-de-Port > Roncevalles In Saint-Jean Die ersten Aufstiegsmeter von 1.200 an diesem Tag
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Oberhalb von Orisson | ||
An der Grenze nach Spanien
> Am Weg zum Ibanetapaß |
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2. Tag Roncesvalles > Urdaniz http://www.alojamientosacayalla.com/ < Roncevalles > Espinal |
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3. Tag Urdaniz > Pamplona > Zariquiegui Albergue San Andrés http://www.alberguezariquiegui.com/ < Cafe in Zurain > Trinidad de Arre |
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Zwischen Cizur und Zariquiegui | ||
In Zariquiegui | ||
4. Tag Zariquiegui > Lorca La Bodega del Camino https://www.labodegadelcamino.com/en/ < Puerto del Perdon > Muruzabal |
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Santa Maria de Eunate | ||
Gottesanbeterin unterwegs
> Alte Römerstraße - noch in Benützung
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Puente la Reina
> Die Füße der bekannten Jakobsstatue in der Santiagokirche: Barfuß lief der echte Pilger offenbar! |
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Das Albergue "La Bodega del Camino" in Lorca | ||
5. Tag Lorca > Los Arcos La Fuente de Los Arcos http://www.lafuentecasadeaustria.com/deutsch/home/ < Die bekannte Wasser- und Weinquelle an den "Bodegas
Irache" > In Villamayor de Monjardin |
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Los Arcos | ||
6. Tag Los Arcos > Logrono Albergue Santiago Apostol http://www.alberguescaminosantiago.com/albergues /albergue-santiago-apostol-logrono-la-rioja/ < Torres del Rio > 6 laufen auf dem Jakobsweg - 2 arbeiten auf dem Feld (wovon einer mit dem Smarthphone telephoniert) |
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Abends in Logrono
"Cuevas" in Logrono in einem Schaufenster: |
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7. Tag Logrono - Najera Albergue Municipal de Peregrinos http://www.najera.es/turismo/najera-ciudad-del-camino.html http://www.lossellosdelcamino.com/index.php/ruta-del-
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Albergue de Peregrinos in Nájera | ||
Abends in Najera | ||
8. Tag Najera > Granon La Casa de las Sonrisas http://www.alberguescaminosantiago.com/albergues/ albergue-de-peregrinos-la-casa-de-las-sonrisas-granon-la-rioja/ |
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9. Tag Granon > Tosantos Albergue Parroquial Tosantos https://www.pilgerherbergen.com/herberge/ albergue-parroquial-tosantos/ |
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Am Ortseingang von Belorado
> Auch ein Hinweis auf eine geführte Höhle, die |
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Die kirchliche Herberge in Tosantos
> Blick in den Schlafsaal |
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10. Tag Tosantos > Atapuerca Albergue La Hutte in Atapuerca http://todosloscaminosdesantiago.com/albergue-la_hutte/ |
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In San Juan de Ortega | ||
Auf dem Weg nach Atapuerca | ||
11. Tag Atapuerca > Burgos Hier beendete ich diesen Teil der Jakobswegwanderung und möchte im Frühjahr 2019 dort weitermachen. Mein Weg führte mit dem Bus zuerst nach Irun, dann nach Hendaye. Erst am nächsten Morgen um 6.40 Uhr fuhr dann der erste Zug nach Norden. Nach dem Umsteigen erreichte ich wieder Saint-Jean, wo mein Auto seit längerem schon herumstand. In Etappen ging es dann wieder in Richtung Gröbenzell. |
Was gab es an Speläologischem zu sehen? Ein wenig etwas, wenn man den Blick dafür hat.
1. Höhlenwohnung in Los Arcos
Oberhalb des Ortes ragen fein geschichtete Felsen aus der Landschaft. Geht
man dorthin, dann stößt man gleich auf ein mit festen Gittern und Drahtseilen
abgesperrtes Gelände. In ihm sind die Reste einer früheren Höhlenwohnung zu
sehen, in denen sicherlich früher Menschen gelebt haben. Heute ist da kein
geregeltes Hinkommen möglich, aber man kann immerhin von außen hinschauen.
2. Kapelle Virgen de Cuevas zwischen Viana und Logrono
Warum diese Kirche auf dem Weg zwischen Viana und Logrono so heißt, das war
erst über das Internet zu eruieren. Bei Joos heißt es einfach: "Hier
finden sie an einem Rastplatz einen Brunnen." (S. 86). Tatsächlich ist
dort wohl die meiste Zeit des Jahres nicht viel los, aber am 25. April jeden
Jahres findet dort eine "Romeria" statt, ein großes Fest zu Ehren der
"Höhlenjungfrau", die ja auch an anderen Orten in Spanien verehrt
wird.
http://navarra.definde.com/ficha-evento/romeria-a-la-virgen-de-las-cuevas-en-viana-10824
3. Cuevas de Najera "el castillo"
In Najera, das einst als Residenzstadt der Könige von Navarra diente, fallen
sofort die hohen roten Felswände am Ufer des Rio Najerilla auf. Wer genau
hinschaut, der sieht an verschiedenen Stellen der Wände schwarze Löcher. Das
sind die Reste früherer künstlich geschaffener Räume, die man in das Gestein
gehauen hat. Die ziemlich unzugängliche Lage sollte wohl Schutz vor Feinden
bieten. Bei der ehemaligen Burg, dem "castillo" befindet sich eine
besonders große Anlage in den Felsen, die aber heute erst mit einem Gitter und
dann mit einer massiven Türe abgeschlossen ist. Den Schlüssel zu den Räumen
dahinter soll es im Museum geben.
http://www.vallenajerilla.com/legadomedievalnajera/cuevas.htm / http://www.najeraenred.es/najera/las-cuevas/
4. Künstliche Höhle im Kloster Santa Maria la Real in Najera
Das Kloster Santa Maria la Real wurde gleich neben einer künstlichen Höhle
angelegt, von der es heißt, dort habe der König von Navarra, Garcia Sanchez
III, eine Madonnenstatue gefunden. http://www.santamarialareal.net/
Wenn man sich den Baukomplex anschauen will, dann muß man sich an die
Öffnungszeiten halten und das bedeutet, daß erst um 10 Uhr der erste Zugang
möglich ist. Für einen Jakobspilger, der die Zeit nützen muß, wenn er
vorwärts kommen will, ist das viel zu spät, denn der bricht spätestens um 7
Uhr zur nächsten Etappe auf.
Die ausführliche Geschichte lautet so: "Der König sei auf einer Rebhuhnjagd gewesen. Ein Rebhuhn und ein Jagdfalke seien in einer Höhle in den Felsen verschwunden, "am steilen Prallhang des Najerilla". Der König sei nachgesetzt und habe die beiden Vögel friedlich vereint unter einem Madonnenbild entdeckt. "Da sei es nur folgerichtig gewesen, dass der König ein Kloster stiftete." (Büscher 89) Hinter dem interessantesten Sarkophag, dem der Königin Bianca, liege die "alte Kulthöhle, in der sich auch heute noch eine Marienstatue befindet." (Büscher 90).
Bei Andreas Drouve können wir das Ereignis noch viel
ausgefüllter und bildhafter verfolgen: "In der Höhle stand ein kleiner
Altar mit einem Bildnis der heiligen Jungfrau. Ein Bildnis, wie es der König
prächtiger nie gesehen hatte: Maria als Königin und Mutter, ihr Gesicht von
zarter Anmut, die großen Augen voller Liebe und Wärme, auf ihrem Haupt eine
goldene Krone, auf ihrem linken Knie den Sohn. Zu ihren Füßen erblickte Garcia
und seine Getreuern eine winzige Lampe mit dem ewigen Licht, eine Glocke und
eine terraza, eine Vase mit langen, weißen Lilien. Es waren herrliche
Madonnenlilien, die einen betörenden Duft verströmten. Größer noch war ihr
Erstaunen, als sie auf dem lehmigen Boden das Rebhuhn und den Falken in
friedlicher Eintracht entdeckten. 'Das müssen übernatürliche Kräfte sein',
sagte Garcia. Ehrfurchtsvoll warf er sich nieder, dankte Gott aus tiefstem
Herzen und betete das Bildnis an." (Drouve, Jakobsweg 91).
Ich habe das nicht mehr gesehen, denn ich eilte schon um 6 Uhr früh weiter, um
mein nächstes Ziel zu erreichen und möglichst viel Strecke schon gemacht zu
haben, ehe die Sonne gnadenlos herabbrannte.
5. Eremita Nuestra Senora de la Pena bei Tosantos
http://www.tosantos.es/lugares-de-interes/ermita-de-la-virgen-de-la-pena
In den Führern stand, daß man nachmittags zu den Höhlen in dem nahen
Karstgebiet fahren könnte. Davon war, als ich dort war, in keinster Weise die
Rede. Nirgends gab es eine Ankündigung, daß da irgend etwas angeboten würde.
Wenn man auf dem Camino unterwegs ist, dann geht etwas entweder einfach oder gar
nicht. So unterließ ich alle besonderen Anstrengungen. Der Weg führt ja in
Richtung Burgos hinauf in das Karstgebiet, das allerdings meist abgeriegelt und
als militärisches Übungsgebiet ausgewiesen ist, so daß das Betreten entlang
des Wegs meist verboten ist.
Typische Morgenstimmung unterwegs
Literatur:
Büscher, Tobias, Höllhuber, Dietrich | Wanderführere Spanischer Jakobsweg, DUMONT, Ostfildern, 4. Auflage 2018 |
Drouve, Andreas | Jakobsweg - Stille Winkel auf dem, Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2008 |
Drouve, Andreas | Der Jakobsweg - Ein Reisebegleiter, Insel-Verlag, Frankfurt a.M, Leipzig 2005 |
Joos, Raimund | Spanien: Jakobsweg Camino Francés, OUTDOOR, 19. Auflage 2016 |
Sloterdijk, Peter | Eurotaoismus - Zur Kritik der politischen Kinetik, edition suhrkamp, 3. Auflage 2016 |
Links:
http://www.gps-tracks.com/camino-francés-st.-jean-roncesvalles-pilgerweg-B03608.html
Speläologisches entlang des Jakobsweges
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