Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Wildemänner-, Wildefrauen- , Wildeleute - höhlen/löcher
Darstellung einer "Wilden Frau"
in der Bergstation der Untersbergseilbahn
Das Motiv tritt öfters auf. In den Alpen finden wir ein paar Höhlen, die in ihrem Namen "wild" tragen und die dann entsprechend "mann" oder "frau" - loch heißen.
Was hat es damit auf sich?
Vor 250 Jahren stand in einem Lexikon: "Wildnis: die Wohnstätte des Wildes". Wildnis bezeichnete das "Unmoralische, Gefahrvolle, Ungemütliche, die Naturkatastrophe, die es abzuwenden galt. Der bedrohlichen Wildnis stand die gefahrlose, heimische Kulturlandschaft gegenüber." (Trammler)
Wildnis ist heute die "funktionierende Anarchie", in der ohne äußere Kontrolle das Leben fließt. Wildnis ist das Unbeherrschte, Unberechenbare, das freie Naturgeschehen, was sich Regeln und Gesetzen entzieht und sich nach eigenen Regeln souverän organisiert.
Alte Sagen und Geschichten erzählen von Menschen, die so gelebt haben... auch in Höhlen.
Ein paar Örtlichkeiten:
Ochsenbergbalmen bei Tiefenbach im Allgäu
Höhle im Wildfräuleinstein, Allgäu
Wildfrauen und Saligen im Untersberg
bei Salzburg
"Wilde Frauen lassen sich oft am hellichten Tag,
nackend mit langen Haaren am Untersberg sehen. Sie
stehlen manchmal den Bauern das Essen vom Herd".
"Aus der Höhle "Die eiserne Thür" kommen
Wilde Frauen heraus und hängen rote und weiße Wäsche
auf."
"Beim Vierkaser hört man die Wilden Frauen die
Wäsche Kaiser Karls mit den Brettchen schlagen."
"Ein geplagter Ehemann klagte einer halb weißen
halb schwarzen Wilden Frau in der Frauenhöhle sein
Unglück. Er fand am nächsten Tag seine Ehegattin
völlig verändert vor."
Bärenloch im Tennengebirge, Salzburg
"Mehr Glück hatten die weißen Frauen im Bärenloch
im Tennengebirge. Sie scheuten den weiten Weg nach
Fürstenbrunn nicht und ließen sich dort bei einem
Knaben nieder, der das Vieh hütete.....
Niederösterreich: Da gibt es eine Wildfrauenhöhle, eine Wildfräuleinhöhle, eine Wildfrauenhöhle, 2 Wildfrauenlucken...
Im Piemont gibt es eine "garb della donna selvaggia", was nichts anderes als Wildfrauenhöhle heißt. Soll ziemlich "gut" sein.
der "Willeweiwer-Backowe" bei
den Erdbacher "Steinkammern" in Hessen
Die Sage berichtet davon, daß ein Bauer aus dem Dorf ein
schönes weißes Frauenhemd gefunden habe und es seiner
Frau als Geschenk mitgebracht habe. Diese Hemd gehörte
aber einer "Wilden Frau", die es zum Bleichen
und Trocknen nur aud die Wiese gelegt hatte. Am Abend
habe auf einmal ein heftiger Sturm an den Fensterläden
des Bauernhauses gerüttelt, die Tür sei aufgeflogen,
und eine bedrohliche Stimme hätte gesagt: "Wo ist
mein Hemd?" Der Bauer wurde an den Haaren aus dem
Bett und vor das Haus gezerrt. Das Hemd sei wieder aus
dem Kasten verschwunden gewesen und draußen habe es zu
Ostern auf einmal Schnee gehabt.
Wilde Leute Loch unter der Seiser Alm, Südtirol, Italien
Höhle der Wilden Männer im Grödnertal, Südtirol, Italien
Wildmännlisloch oder Wildemännleinsloch über Viktorsberg (Rheintal), Vorarlberg, A
Im Gamperdonatal, an der Staatsgrenze zwischen Vorarlberg und Liechtenstein nordwestlich über dem Nenzinger Himmel, befindet sich am Südfuß des Rauhen Berges über dem Trübbachtobel (Rätikon)das Felstor am Rauhen Berg, auch Wildmännlesloch, Wildmannskirchli, Chilchli und Sareiser Tor (Hinweis Elsensohn)
Wildfrauenhaus bei Eschenrod (Hessen)
Von der Frauenlucke, Kat.Nr. 1863/9 in Niederösterreich, einer 16 m langen Durchgangshöhle nordwestlich von Maiersdorf am Frauenluckensteig, gibt es eine Sage. In der Höhle hätten einstmals Wildfrauen gehaust, die aber von den Hüterbuben auf den Maiersdorfer Weiden durch Peitschenschnalzen vertrieben worden sein.
Paulihöhle in der Gemeinde Wiel-Fresen, Steiermark
Lieglloch oberhalb von Tauplitz / Totes Gebirge, Steiermark
..wird fortgesetzt
Literatur:
Koch-Weser, Sylvia, Lüpke, Geseko von |
Vision Quest, Aristion Verlag, Kreuzlingen, München 2000 |
Trammler, Gerhardt | Politische Ökonomie: Wa(h)re Wildnis, Ausg. 4/99, S.8 |
Rausch, Elke | Wilde Männle im Allgäu, Verlag für Heimatpflege, Kempten 1967 |
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg | Salzburger Höhlenbuch Band 1, Salzburg 1975 |
Kittel, Erika | Höhlensagen, Rudolf Trauner Verlag Linz, 1970 |
Hartmann, Helga und Wilhelm, hrsg. vom Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich | Die Höhlen Niederösterreichs, Wien 1990 |
Schmölers, Claudia | Wilde Frauen. Geschichten zum Staunen, Fürchten und Begehren. Heinrich Hugenduubel Verlag, 2000 |
Stütz, Carsten | 3000 Jahre in der Wildnis - Eine Chronik, in: DU Mai 2002, S. 47ff. |
Ziemann, Johanna Maria | Die Schwarzen Führer HESSEN-Südlicher Teil, Eulen Verlag 1999 |
Innerebner, Dr. Ing. Georg | Höhlen in Südtirol, Der Schlern 1948, S.405ff. |
Lingenbrügger, hg. von Barbara | Wo wilde Weiber wohnen |
Holzmann | Höhlenansichtskarten |
Graf, Günter, Weißensteiner, Volker | Die Paulihöhle, Mittelungen des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier, Bad Mitterndorf 2012 |
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