Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

LA VALLÈE TROGLODYTIQUE DES GOUPILLIÈRES; Touraine, F

In der Nähe von Azay-le-Rideau liegt ein unscheinbares Tälchen. Kein Mensch würde wohl normalerweise dorthin fahren, wenn nicht heute richtig massiv touristische Werbung dafür gemacht würde. Aber es lohnt sich.

Erst in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts soll er wiederentdeckt worden sein. Ein Kind habe ihn beim Spielen gefunden, versteckt unter lauter Brombeerhecken. 9 unterirdische Wohnungen hatten sich dort versteckt. 1984 wurde erst begonnen, das Gelände wieder zugänglicher zu machen, und allmählich kam eine Höhlensiedlung wieder zu Tage, deren Ursprünge aus dem Mittelalter stammten. Die Lage scheint ideal gewesen zu sein, Südhang am Fuß eines Hügels, geschützt vor Winden und wohl auch versteckt vor Feinden, in der Nähe eines Flüßchens, wo man Wasser herbekam und Fischfang betreiben konnte, in der Nähe des Waldes, wo Jagd und das Sammeln von Waldfrüchten möglich war. Außerdem konnte man Getreide und Wein anbauen. Steine als Baumaterial konnte man auch noch verkaufen - gibt es noch einen idealeren Ort?

Heute verdient man das Geld noch einfacher - heute kommen die Touristen, vor allem Familien mit Kindern. Alle Felsnischen sind voller Hausrat und landwirtschaftlicher Geräte und voller Tiere. Da sind Esel, dort sitzt ein Hase im Käfig, Hühner gackern, eine Ziege streckt ihren schmalen Hals zwischen Zaunlatten durch. Und wer sich selbst verwöhnen will, der kriegt zum Beispiel einen erstklassigen Apfelsaft in der Flasche gegen ein paar Euros mit auf den Weg.

Sogar für Erdstallfreunde gibt es was zu sehen. Ein kleines unterirdisches Gangsystem beginnt hinter einem tief gelegenen Portal, keine Schlupfe, aber vielleicht war da so etwas wie ein letztes Versteck, in das man sich zurückzog, wenn wirklich Feinde da waren und einem am Zeug flicken wollten.

	Der Eingang ins "souterain"

Literatur:

Links:

• Höhlenwohnungen im Tal der Loire und ihren Nebenflüssen