Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Bärenhöhle bei Welschenrohr, CH


Es gibt viele Orte, in deren Ortsbild ein gut sichtbarer Höhleneingang zu sehen ist. Heubach am Nordrand der Schwäbischen Alb mit seinem Rosenstein gehört dazu, la Roque-Saint-Christophe nordwestlich der Grand Chartreuse in Frankreich, aber auch Welschenrohr im Schweizer Jura. Ein riesig scheinendes Portal ist dunkel dräuend in der weißen Felsmauer der Flue leicht auszumachen.

Bei Kennern berühmt ist diese Höhle wegen eines Gemäldes. Es stammt aus dem Jahre 1783 von Caspar Wolf und zeigt einen Mann, auf einem Felsen stehend in einem großen Höhlenraum.

Ich wollte mal sehen, wie sich die Örtlichkeit in Wirklichkeit ansehen würde und besuchte deshalb im April 2006 selber mal die Höhle. Von der Nähe aus war nicht mehr so gut auszumachen, wie ich denn zu der Höhle gelangen sollte. Nirgends fand ich ein Hinweisschild, das den Weg hätte leiten können. Ich fuhr ein geteertes, immer bergwärts führendes Sträßlein hoch, aber es schien mich immer mehr weg vom eigentlichen Ziele zu führen. Da kam mir in Gestalt eines alten Herrn, der seinen Hund spazieren führte, ein Helfer entgegen. Ich fragte ihn, ob er das Bärenloch kennen würde, was er natürlich tat. Allerdings mußte er selber sein Schweizerdeutsch erst einmal etwas in die deutsche Sprache übersetzen, damit ich ihn wenigstens ein bißchen wieder verstehen konnte. Ich solle dem Sträßlein weiterfolgen bis zu einem Parkplatzplatz. Ab dort war das Weiterfahren nicht mehr gestattet. Am Fuße der Wand führte ein Fußweg entlang, dem ich bis zu einem "Bänkli" folgen sollte. Von dort sollte ich nach links zur Felswand hinauf abbiegen. Ich tats und war erfolgreich. Je näher man zur Wand und damit auch zur Höhle kommt, desto steiler wird es. An einer Stelle haben Leute sogar einen Handlauf gebaut, der von zwei Lochsteinen gehalten wird! An einer besonders kritischen Stelle ist ein Geländer errichtet worden, um nicht eventuell 10 m die Wand hinunterzufallen. Kleine Stufen sind öfters auf dem Weg errichtet worden. Man kann sich an kleinen Baumwurzeln festklammern, um sicherer hinaufzukommen. Das viele Laub, das auf dem Weg noch lag, machte es ein wenig riskant, voranzukommen. Dann ist das große Portal nicht mehr zu übersehen. Noch einmal geht es zickzack steil nach oben. Dann hat man es geschafft und steht in dem mehr an eine Naturbrücke erinnernden Höhlenraum. Wo war nun der großen Höhlensaal, den Wolf gemalt hat? Er existiert nicht! Nach links zieht ein horizontales Gänglein, das gleich wieder endet, da ist er nicht. Und nach oben zu ist der Himmel. Mit ein bißchen Phantasie kann man den Ort ausmachen, von wo aus Wolf die Grundposition für sein Motiv sich gedacht hat, aber mehr auch nicht. Irgendjemand hat sich ein Bänklein im Eingang aus Stein gebaut und ein paar dünne Stecken standen aufgereiht an der Wand. Mehr war da nicht zu sehen.

Dann heißt es wieder zurückzukehren ins Tal, was man besser sehr vorsichtig macht, denn es geht so weit so steil hinunter, daß man sich sehr weh tun könnte, würde man da ausrutschen im Gelände.

Die Natur an diesen Felsen hat eine außerwöhliche Qualität, die zu erhalten, man heute einiges unternimmt. Wer mehr drüber erfahren möchte, sollte unter den passenden Internetlinks zu "Welschenrohr" nachschauen.

 
Blick zum Röti
 
Den Handlauf mit den Lochsteinen

Liest man in Bernasconi die Beschreibung der Höhle, dann gibt es eigentlich keinen Zweifel. Auch ich dachte lange so. Da hat sich der Maler halt große Freiheiten genommen und einen Hohlraum gezeichnet, der nur wenig mit dem tatsächlichen im Gelände vorkommenden Höhlenraum zu tun hat.

Dann habe ich im Internet nachgelesen und erstmals vom Mueterloch etwas erfahren. Es liegt ja nicht weit vom Bärenloch entfernt - und ist offenbar die eigentlich gesuchte Höhle, die die Vorlage für das Gemälde von Wolf geliefert hat. Wenn ich einmal selber dort gewesen bin, wird mehr darüber hier stehen.


Literatur:

Bernasconi-Schwartz, Christine und Reno, Högl, Lukas, Perret, Danielle, Santschi, Catherine La grotte dans l'art suisse du XVII^au XX siècle, Ausstellungskatalog zur Exposition organisée dans la cadre du 12e congrès international de spéléologie 10 - 17 aout 1997, La Chaux-de-Fonds
Pier Hänni Magischer Jura. Wanderungen zu Orten der Kraft von Schaffhausen, über Basel bis zum Neuenburger Jura, AT Verlag, Baden und München, S. 152-153.

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