Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Weinberghöhlen bei Mauern


"Der Berg macht letztlich, was er will." Stefan Schneider, Geologe


Schon von der Straße Rennertshofen - Dollnstein aus sind die Eingänge zu den Weinberghöhlen im Westhang des Tales zu sehen. Man durchfährt den kleinen Ort Mauern und kann ziemlich nah mit dem Fahrzeug hinfahren. Ein kleiner Trampelpfad führt zu diesem sehr bekannten Höhlenkomplex. Insgesamt sind es 5 kleinere Höhlen und das "Saazer Loch", eine kleine Naturbrücke.

Früher konnte jeder einfach die Höhlen besuchen und durchstreifen, was seit etwa 30 Jahren nicht mehr geht. Damals hat man große Eisengitter vor die Eingänge gesetzt und läßt keinen mehr rein. Als Hauptgrund werden auf den deutlich sichtbaren Schildern "Steinschlag" angegeben, was ziemlich weit hergeholt erscheint. Allerdings gings da schon hoch her früher. In einem alten Fahrtenbericht vom 1. Mai 1973, als ich zum ersten Male, damals mit Georg Kellerer, dort gewesen war, schrieb ich:.
"Sehr unangenehm ist der Gestank, der in den Höhlen den Aufenthalt bald unerträglich macht. Man fühlt sich an eine öffentliche Bedürfnisanstalt erinnert. Außerdem verwechseln auch viele die Höhlen mit einem Müllabladeplatz. Den Rest gaben uns 5 Jugendliche, die ihr Domizil dort aufgeschlagen hatten und uns mit alten "Kinks"-Rockplatten die Zeit vertrieben. Resümee: Wir waren froh, als, wir wieder weg waren."
Die Höhle hat schon viel mitgemacht mit den Menschen. Man wollte sie 1870 schon abbauen und die Steine für den Eisenbahnbau auf der Trasse Ingolstadt-Treuchtlingen verden. Das konnte nur durch das Engagement eines Dortbewohners, dessen Namen nirgends leider steht, vermieden werden. 1911 wurde mal der Boden in der Haupthöhle einfach um einen Meter herabgesenkt, um mehr Platz für ein Schützenfest zu haben. Ende der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts gab es mal Pläne, im Bereich der Weinberghöhlen eine unterirdische Munitionsfabrik in die Felsen zu sprengen und dort politische Häftlinge arbeiten zu lassen. Auch dieses Vorhaben wurde von engagierten Bürgern verhindert.

Am bedeutsamsten sind natürlich die Ausgrabungen in der Höhle. Aus dem Jahre 1874 stammen die ältesten Aufzeichnungen über Lesefunde von Scherben durch den Lehrer Geist. 1937 fanden dann die ersten systematischen Grabungen durch das SS-Ahnenerbe mit Prof. R.R. Schmitt als Grabungsleiter statt und bestätigten die Annahme, daß sich dort Menschen aus der Steinzeit aufgehalten hätten. Die frühesten Funde reichen ca. 70.000 Jahre zurück. Weitere Grabungskampagnen folgten und brachten reiches Fundgut. Bedeutsamster wurde ist die "Rote von Mauern", eine Venusstatuette aus einem mineralischen Material, die in einer roten Umhüllung während der Grabungskampagne 1948 von Graf Voykffy geborgen werden konnte. Heute ist sie in der Prähistorischen Staatssammlung in München ausgestellt. Weitere Fundstücke werden im Schloß in Neuburg gezeigt.

Um den Weinberg kreisen auch ein paar Sagen, die noch überliefert sind, so die von dem Hirten aus Rohrbach, der sich in einer Christnacht aufmachte und die Höhlen besuchte. Der Berg öffnete sich gegen Mitternacht mit einem "knarrenden Geräusch" und ließ ihn ein in die Schatzkammern voller Gold und Edelstein. Am Ende war er doch froh überhaupt sein Leben gerettet zu haben.

Noch Mitte des 19. Jahrhunderts soll man die Schulkinder am Prüfungstag in das Loch geführt haben. Einmal soll es passiert sein, daß das "Wilde Gejage" aus dem Gang herausgezogen sei. Das habe die Kinder in solchen Schrecken versetzt, daß sie vor Schrecken davon gelaufen seien, worauf man diesen Höhlenbesuch eingestellt habe.

     

Im Neuburger Museum
 
Die "Rote"
Prähistorische Staatssammlung München
 
Zuchthausatmosphäre
     

Das Schild hat wohl schon viel mit "Aggressionen" ausgelöst! Man sieht es
ihm an!

Das selbe Schild, Jahre später, mit einer
Ergänzung: "Typisch deutsch" - "verboten"...als wenn man damit irgendetwas verbessern würde!
 

Kleine Wandzeichnung:
ein weibliches Symbol

 
Kaum zu erkennen und doch da:
ein Hakenkreuz
 
Ganz modern: ein Jakobsweg führt jetzt
auch daran vorbei
   
 
     
 
     
 
     
 
     
 

 

Literatur:

Assien Bohmers: Die Ausgrabungen in den Weinberghöhlen bei Mauern. In: Germanien 1, S. 151–156, mit 8 Abb.
Assien Bohmers: Die Ausgrabungen in den Weinberghöhlen bei Mauern. In: Forschungen und Fortschritte 15, S. 183–185
Bohmers, A.: Die Höhlen von Mauern. In: Palaeohistoria, Band 1, 1951, S. 3–107
Pfaff, Isabel (Protokolle): "Wenn ich auf den Berg blicke, werde ich schon manchmal wütend", SZ Nr. 202, 2./3.09.2023, S. 43
Wolf, S. (2022): Faszination Frau seit der Eiszeit - Weibliche Darstellungen des Paläolithikums, Bayerische Archäologie 1/2022, S. 14ff.
Zotz, Lothar (Hrsg.): Das Paläolithikum in den Weinberghöhlen bei Mauern. Bonn, Röhrscheid-Verlag, 1955

Links:

Weinberghöhlen

https://www.oberstdorf-lexikon.de/vojkffy-graf-christoff-von.html

Das Wellheimer Trockental und seine Höhlen

 


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