Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Grotte du Saint-Marcel, Ardèche, F


Auf das Jahr 1835 (andere schreiben 1838) wird die (Wieder)Entdeckung der größten bislang entdeckten Höhle im Ardèche-Gebiet datiert. Ein Jäger aus Aiguèze sei auf der Jagd nach einem Hasen als Erster auf sie gestoßen. "Wieder", weil bereits in der Steinzeit die Menschen dort gewesen waren und ihre Spuren immer noch von den Archäologen dort ausgegraben werden.

Ein Tunnel, der seinesgleichen sucht, führt über lange Strecken horizontal tief unter die Hochfläche und ist doch nur eine kleiner Teil des inzwischen auf 65 km Gesamtganglänge erforschten Labyrinths. Schon 1839 wurde sie für die Öffentlichkeit erschlossen, in dem man etwa Holzleitern zur Überwindung der Niveauunterschiede einbaute. Touristenführer begleiteten mit Lampen die Leute, die oft von weiterher kamen, weil sie sehr bekannt war. Damals galt sie als viertlängste Höhle der Erde! Der Ruhm verblaßte aber allmählich und es trat ein starker Besucherrückgang ein, was zur Aufgabe des Schauhöhlenbetriebs führte. Mal stand sie danach einfach offen und war für jeden einfach zugänglich, dann wurde sie rigoros auch wieder abgeschlossen und niemand konnte sie mehr besuchen.

Erst in den 80er Jahren begann man erneut damit, die Höhle touristisch zu nützen. Ein künstlicher Tunnel wurde in den Kalkfels gesprengt, und nun ist die Begehung des schönen Mittelteils mit den großen Sinterbecken sehr erleichtert. Die Lage an der großen Touristenstraße an der Südseite der Ardècheschlucht ist gut, liegt sie doch nur 200 m vom berühmten Aussichtsplatz "grand Belvédère" auf die Ardècheschlucht entfernt. So mancher kommt hier vorbei und macht Halt. Sehr groß ist der Betrieb aber wohl noch nicht. Eine starke Konkurrenz durch die anderen Schauhöhlen in der Umgebung ist einfach vorhanden. Keiner wird sie alle besuchen. Allein schon die Preise für den Eintritt verbieten das. Um die Attraktivität zu erhöhen, hat man neben der Höhle einen Wanderweg angelegt, der sowohl auf die Besonderheiten in der Natur als auch des megalithischen Erbes (Dolmen, Menhir von 3,50 m Höhe).

 

Schauhöhlenwerbung

2007

Das Schauhöhlengebäude

2007 und 2022

Das Schauhöhlengebäude von innen

Der Höhlenplan im Schauhöhlengebäude

Die Kasse - das wichtigste Requisit in einer 
Schauhöhle heute

Der Höhleneingang 2007 - der gestalterische Ort für 
jegliche Höhlenromatikernüchterung

2022 mit Handreiniger wegen Corona

 

In den Tunnelverengungen

Sinterbecken

 Alte Inschriften von Besuchern

- waren wohl viele

2022
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ich bin erst zweimal in der Höhle gewesen. In den 80er Jahren hörten wir das Gerücht, daß gerade die Saint-Marcel-Höhle offen stehen würde. Irgendjemand hatte sich über den Verschluß so geärgert, daß er mit Sprengstoff den Eingang geöffnet hatte und ihn hinterher nicht mehr zubekam. So war es möglich, einfach spazierenderweise in den großen Tunnel hineinzulaufen und der Fotoleidernschaft zu frönen.
Im März 2007 gab es in Salavas ein Treffen der Höhlenforscher der Region. Aus diesem Grunde war es möglich, nachdem die Höhlenforscher aus der Region den oberen Eingang des Systems mit Seilen eingerichtet hatten, ganz offiziell oben hineinzusteigen und nach 9 km Strecke unter Tage am Originaleingang wieder herauszukommen nach vielen Stunden Unterwegseins. Eigentlich wollten wir ja diese Tour unternehmen, aber unsere französischen Freunde Philippe Crochet und Annie Guiraud, die eigentlich unsere Führer hätten sein sollen, wurden dann doch im letzten Moment schwankend. Es sei nämlich gar nicht so einfach, der richtigen Weg zu finden, da im oberen Teil ein verwirrendes Labyrinth an Gängen die Orientierung sehr schwierig macht. So wurde "nur" ein Fototour vom Schauhöhleneingang draus, aber die Ergebnisse sich so gut, daß wir gut auf den Besuch eines Großteils der Höhle verzichten konnten. Auffallend war, wie rutschig es überall in der Höhle war. Höchste Aufmerksamkeit war dauernd gefordert, um es nicht zu einem Unfall kommen zu lassen. Einmal passierte es dann doch, die Person knallte auf den Boden, konnte sich zwar wieder selber erheben, aber weh tats trotzdem.

Anläßlich des Internationalen Höhlenphotographentreffens 2022 an der Ardèche fanden tägliche Begehungen verschiedenster Teile der Höhle statt, um dort zu photographieren. Die riesigen Höhlengänge sind ein ideales Eldorado für so ein Unterfangen.


Der Einstieg in die Schauhöhle
Das Weinlager

2. Tour

Zerstörter Sinter

Durchleuchteter Sinter

Beleuchteter Sinter ( Becken)

Man sollte nicht glauben, daß so ein Ausflug völlig ungefährlich wäre. Ausgerechnet der einzige Unfall während unserer Tage in der Schauhöhle, beim Abstieg im Stiegenhaus, nachdem der Tunnel bewältigt war. Ein kurzer Moment genügte und ausgerutscht war schnell. Eine auskugelte Schulter war das Ergebnis und die Sanitäter hatten gleich etwas zu tun. Direkt ins Krankenhaus ging es und eingerichtet war der Arm auch bald wieder. Schon Tage darauf war alles wieder in Ordnung. An den vielen rutschigen Stellen in den "wilden" Teilen der Höhle hätte das wieder und wieder passieren können - geschah aber nicht. Glücklicherweise.


Höhlentour im 19. Jahrhundert in der St-Marcel-Höhle


Literatur:

Audra, Philippe, Faverjon, Marc, Mocochain, Ludovic La grotte de Saint-Marcel d'Archèche n'est pas fossile! Spelunca 107-2007, S. 27ff.
Audra, Philippe, responsable d'édition Grottes & karsts de France, Karstologia Mémoires, n° 19 2010
Minvielle, P. Grottes et Canyons, Ed. Denoel, Paris 1977
ouvrage collectif sous la coordination de M. Faverjon, P. Brunet et B. Dupré, coédition avec le CDS 07 La grotte de Saint-Marcel d'Ardèche, 2008

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