Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und künstliche Höhlen bei Göreme, Türkei


Ballonfahrt bei Göreme

Uchisar und White und Love Valley


Göreme, 10 km von Nevsehir entfernt, war einst einmal ein Bauerndorf, heute eine boomende Touristenzone. Das ist kein Wunder. Wer einmal mitten im Ort gestanden hat, der wird wohl nie mehr das Panorama vergessen, das sich da vor seinen Augen ausabreitet: Flache Felsterrassen, auf denen oft Leute stehen und von oben die Gegend bewundern, insbesondere bei Sonnenauf- und -untergang, und bizarre durchlöcherte Kegeltürme, die frei in der Landschaft stehen. Reiseschriftsteller überbieten sich in ihren Beschreibungen: "geniales Gesamtkunstwerk", "ineinander greifender Triumph von Natur und Architektur".

Viele versuchen heute vom Boom zu profitieren. Noch gibt es keine häßlichen Neubauten, eher werden die alten Häuser renoviert und neuen Zwecken zugeführt. Reizvolle Hotels bieten ihre Leistungen an (wir waren im Cappadocia Holiday Cave Hotel im Sommer 2015 bestens untergebracht), der Magen bleibt auch nicht leer, viele kleine Restaurants bieten beste Küche, Souvenirs könnze man rucksackweise mit nachhause nehmen (auffallend viele Teppichhändler gibt es), viele Tourenvermittler bieten alle die gleichen Leistungen an, insbesondere die Ballonfahrten.

Pflichtziel bei einem Besuch von Göreme ist das Open Air Museum, das einige Kilometer außerhalb des Ortes liegt. Ein längerer Fußweg ist entweder von Nöten, wobei man an weiteren Höhlenwohnungen in den Feenkaminen vorbei kommt und am Startplatz für die Ballons, oder man benutzt ein Fahrzeug: das Taxi, den öffentlichen Bus oder halt das eigene Fahrzeug. Wer mag, der kann auf Kamelen bis zum Eingang in die umzäunte Schutzzone bei den Höhlenkirchen und -kapellen hinaufreiten. Eine satte Eintrittsgebühr wird einem abgeknöpft, dann kann man durch die Eingangsdrehsperre hindurch auf das meist mit vielen Besuchern gefüllte Gelände. Vorne, hinten, überall sieht man schwarze Öffnungen im Fels, die Reste der früheren Räume und Wohnungen in den Tuffelsen. Ein großer Teil davon ist ja inzwischen vom Zahn der Zeit wieder zerstört worden, so daß nur noch die kargen Reste übrig sind.
Sehr viel Mühe hat man sich bei der Erhaltung der zahlreichen Kapellen gegeben, die inzwischen wieder restauriert sind. Wächter sitzen drinnen oder draußen und überwachen, daß keiner den Malereien zu nahe kommt oder daß er Photos von ihnen macht. Man fürchtet um den Erhalt. So sieht man u.a. die St. Basilius-Kapelle, die Apfelkirche, die Barbarakirche, die Schlangenkirche, die Kirche mit dem Bauernschuh und die "Dunkle Kirche". Die ist so bedeutsam, daß man es sich leisten kann, noch einmal eine kleine Eintrittsgebühr bezahlen zu müssen. Es lohnt sich, denn dort sind die Fresken gehören zu den bedeutendsten Kappadokiens. Sie stammen wohl aus dem 11. Jahrhundert. Daneben gibt es auch noch etliche Nebenräume zu besichtigen, einfache Kammern, in denen das Personal offenbar heute noch lebt oder sie als Lagerraum nutzt. Mehrere Speisesäle gibt es zu sehen, in einem konnten 40 bis 50 Personen gleichzeitig essen, auch mehrstöckige Anlagen, schließlich gab es hier einmal richtige Klöster.

Viele andere Stätten und Täler gibt es in der Umgebung von Göreme außerdem noch zu besuchen, so daß man Tage damit zubringen könnte, alle aufzusuchen: das vergleichsweise ruhige Zemital, das Rosental mit seinen rötlichen Feenkaminen, das sog. Love Valley mit seinen phallusförmigen Felsgebilden, das nach Uchisar hinaufziehende schöne Taubental usw.

 

 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
< Ein seltener Blick auf das
open air museum: von der
anderen Talseite aus
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
Im Zemi Valley
     
 
     
   

 

 

 


 

Literatur allgemein:

Bussmann, Michael, Tröger, Gabriele Türkei, Michael-Müller-Verlag, 3. Auflage, Erlangen 2009
Gülyaz, Murat Ertugrul Das Welterbe Kappadokien, Digital Dünyasi, Istanbul 2013

Literatur speläologisch:

Dal Cin, Francesco, Bixio, Roberto, Traverso, Mauro, Caloi, Vittoria GROTTE NATURALI E GROTTE ARTIFICIALI IN CAPPADOCIA, Speleologia 40-1999, p 81ff.
Westerholz, S. Michael Das Unterirdische Mittelanatolien, Der Erdstall 21-1995 S. 94

You-Tube-Filme:

▶ Kapadokya Balloons - YouTube

Links:

www.Goereme.net - Wandertips für Göreme / Kappadokien
Goreme Open Air Museum, Goreme, Cappadocia
Wilkommen bei Kirchen in Kappadokien; Höhlenkirchen; Türkei; Olaf Gerhard
Kapadokya Balloons

Landschaft und künstliche Höhlen in Kappadokien

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