Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Glitsch und Höhle

Höhle auf Madagaskar, aufgenommen mit defekter Digitalkamera

"Glitsch ist eine Störung in Bild, Grafik, Video oder Ton, die Fehlstelle in einem Prozess, das unerwartete Ergebnis eines Projekts, der Fehler im System."

Vom 1.12.2023 bis 17.3.2023 findet in der Pinakothek der Moderne in München eine Ausstellung mit dem Titel "Glitch. Die Kunst der Störung" statt. Nach Ansicht der Kuratorin Franziska Kunze gelte, "ohne Fehler und Störungen ist man kum angehalten, kreativ zu werden, um Dinge zu verbessern oder verändern..Fortschritt entstehe nur durch die Arbeit am Fehlerhaften. Insofern sollten technologiebasierte Fehler oder Störungen immer noch als prduktiv begriffen werden." (Beuthien 112)

So mancher Moment fällt mir da ein, der zu diesem Thema paßt.

• Auf einer Tour durch Madagaskar passierte mir in Bezug auf die Photoapparate eine Menge. In Antanarivo wurde ich von einem Mann überfallen und meines Apparata beraubt. Ein zweites Digital-Gerät fiel auf den Boden und produzierte nur noch für kurze Zeit vollkommen veränderte Bilder, bis es dann ganz den Geist aufgab. In einem kleinen Photoladen auf dem Lande konnte ich für 100 Euro eine kleine Minidigitalkamera erwerben, die eine zeitlang tatsächlich Bilder machte...
  Im Karstgebiet von Ankarana in Nordmadagaskar entstanden so einmalige Einzelstücke der Höhlenphotographie.

• Für die Kunstausstellung zum Thema "Höhle" anläßlich der Tagung des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher in Garmisch-Partenkirchen versuchte ich einmal, den Photokopierer zum Experimentieren einzusetzen. Ein Höhlenfoto aus einer Höhlenforscherzeitschrift wurde vergrößert und vergrößert und vergrößert...bis auf einmal das "Nasenloch" bildfüllend wurde.... > ../../kuenstler/lindenmayr/kn/kn.htm

•  In der Glitch-Ausstellung 2024 wurde auch ein Photo von Man Ray gezeigt.

Das erinnerte mich stark an mein SCHWARZ-Projekt, das aus 100 schwarzen Höhlenphotos bestand. Es gibt es noch heute - als 2 Plastikschachteln und 100 eingerahmten Originalbildern! Es wurde nur einmal öffentlich gezeigt - auf einem früheren HÖPHO-Treffen!

• Die Leuchtkreise - das ist wirklich eine "Störung" auf Höhlenphotos, und weist doch auf eine wenig gepflegte Art von Ästethik.

• Eduard Rauscher, ein Höhlenphotograph aus dem München der Nachkriegszeit, ist weitestgehend wieder vergessen. Seine 6x6 Höhlenphotos fielen als Erbe an den Verein für Höhlenkunde in München. In ihm sind etliche höchst seltsame Fotos, die einzigartig sind. Eddi, wie wir ihn alle nannten, machte da Bilder, die wohl niemand versteht, außer ihm. Er photographierte in alle möglich Ecken und Nischen in Höhlen, oft auch noch überbelichtet und unscharf, wobei sich da nicht wirklich erschließt, warum da jemand ein Bild von dieser Stelle gemacht hat, zumal da ja ziemliche Kosten verbunden waren, weil die 6x6-Photographie immer schon ein Luxus war. 
  
• Ein Bild aus der Glitch-Ausstellung....ziemlich verzerrt und damit ins Reich der Phantasiewesen führend...ein Kentaur..

• Ein Bild aus dem Jahre 1971 aus dem Frauenofen bei Salzburg - "zerstört" durch unglückliche Handhabung, jetzt aber zu neuen Ehren gekommen als "Glitch-Bild", unscharf und eingerissen!

Literatur:

Beuthien, Tanja (2023): Total gestört, ART Dezember 2023, S. 112

Links:

https://www.pinakothek-der-moderne.de/ausstellungen/glitch/

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