Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Nixloch und das Mausloch bei Hallthurm, Berchtesgadener Land


Das Nixloch gehört sicherlich zu den am längsten schon bekannten Höhlen des Berchtesgadener Landes. Es ist leicht von Hallthurm, das an der Straße und Bahnstrecke Bad Reichenhall - Berchtesgaden liegt, zu erreichen.

Eine der frühesten schriftlichen Berichte über einen Besuch der Höhle stammt aus der Feder eines Amerikaners, Edwin Swift Balch. Er war unter anderem im Salzburger und Berchtesgadener Land auf der Suche nach Eishöhlen, weil er nach Lektüre der Arbeiten von Fugger darauf aufmerksam geworden war. Sein Hauptmotiv war herauszufinden, warum sich das Höhleneis bildet. Am 2. Juli 1897 ließ er sich von einem Eisenbahnbediensteten, den er im Gasthaus traf, zur Höhle führen. 10 Minuten brauchten sie, dann war der große Kalksteinblockhaufen erreicht, in dem die Höhle liegt. Unübersehbar war auch für ihn das Steingebäude, das auf den Felsen thront, und die daran anschließende Hallmauer. Sie ist wohl schon um 1190 errichtet worden. Am Eingang ist Luftzug spürbar, sichtbar auch dadurch, daß er Rauch seiner Zigarre langsam in der Höhle verschwindet. "The Nixloch descends from the entrance for about two meters nearly sheer, and there is just room to get through." Daran hat sich auch heute nichts verändert. Weiter heißt es: "Dropping down through the hole, we found ourselves in a small cavern formed of rough limestone blocks overhead and underfoot." Dieser Zentralraum der Höhle mißt in der Breite rund 10 m, hat eine Länge von ca. 15 m und ist bis zu 2 m hoch. Seitlich gehen noch einige schmale Gänglein weg, auch zwischen den Blöcken am Boden kann man einige Meter in die Tiefe kraxeln.

Bei Balch heißt es, daß der Einheimische ihm erzählt habe, daß es früher einen zweiten Ausgang gegeben habe, der jedoch beim Bau der Eisenbahnstrecke zerstört worden sei. Das wäre schon eine ziemliche Sensation, denn 200 Meter sind es mindestens bis dort hinunter. Vielleicht hat Balch auch nur einiges falsch verstanden. Bereits Fugger berichtet von einer Felsöffnung hinter dem Gasthaus, die stark bewettert ist.

Auffallend ist der starke Luftzug, der in der Höhle herrscht. Bei Balch soll er so stark gewesen sein, daß der nach innen streichende Luftstrom sogar eine Kerze ausgeblasen habe. Damals betrug die Außentemperatur 28° Grad, in der Höhle wurden 20° Grad gemessen. Im Winter dreht der Luftzug und warme Luft streicht aus der Eingangsöffnung. Fugger hat bereits eine umfangreiche Meßreihe zu unterschiedlichsten Jahreszeiten dort gemacht, ausführlich darüber berichtet und theoretische Erörterungen bezüglich der Entstehung dieses Phänomens, das ja weltweit verbreitet ist, hinterlassen.

An den Höhlenwänden findet sich viel Montmilch oder auch "Nix" genannt. Daher der Höhlenname. Er wurde früher ja in der Volksmedizin verwendet und sollte bei Hautkrankheiten und Augenleiden Gutes bewirken. Richtige Abbauspuren konnte ich nicht finden, aber der Prozeß der Neubildung geht ja andauernd vonstatten.

Menschliche Hinterlassenschaften gibt es inzwischen auch. Mit blauer Farbe hat jemand wohl seine Initialen auf einen Felsblock gepinselt, zusammen wohl mit der Jahreszahl 17.9.50. Früher gab es an der Wand auch ein großes Hakenkreuz zu sehen, das allerdings 2013 nicht mehr da zu sein scheint. Auch die Esoszene scheint die Höhle entdeckt zu haben. Jedenfalls wird die Höhle in dem Buch "Magisches Berchtesgadener Land" erwähnt und dort steht dann folgende Bemerkung über die Höhle: "Auch in heutiger Zeit haben Besucher aus den vermeintlichen Höhlentiefen Stimmen und Lärm herauftönen gehört. Die Untersbergmandl sind also noch aktiv!" (S. 142f.)

Der Untersberg von Hallthurm aus

Höhleneingang

     
 
     
 
     
 
     
 

Das Mausloch war den Menschen der Umgebung sicherlich immer schon bekannt, liegt sie doch am oberen Ende eines Bachgrabens, dem Mauslochgraben. Man zweigt von der Hauptstraße Reichenhall-Berchtesgaden bei Pompoint in Richtung Untersberg ab und muß sich dann einen Platz suchen, wo man das Fahrzeug stehen lassen kann. Dann geht es zu Fuß weiter wobei eben gilt, den Mauslochgraben überhaupt erst einmal zu finden. Ein bezeichneter Wanderweg führt am Fuß des Untersbergs entlang und führt direkt daran vorbei. In einem kurzen Seitengraben in der Nähe der Quellfassung geht es 30 m bergauf und schon ist man da. Oberhalb einer Wasserfallstufe schaut die Doppelöffnung herunter. Seitlich kann man auf ausgetretenen Pfadspuren in den Eingang hinein. Danach geht es 9 Meter leicht geneigt hinein, dann geht hinunter in einen Schacht bis zum Wasserspiegel.
Dort wurde 1963 schon getaucht und wurde 5 m tief und 30 m weit eingedrungen. Ganz hinten stieg der Gang wieder an. 

Nach starken Regenfällen und bei Schneeschmelze tritt ein starker Bach aus.

2018 
2002
1976 mit Christian Deubner
1880

Skizze des Mauslochs, aus: Fugger

 


Literatur:

Balch, Edwin Swift Glacières or Freezing Caverns, Johnson Reprint Corporation, New York and London 1970, Erstausgabe 1900
Fugger, E. Der Untersberg, wissenschaftliche Beobachtungen und Studien, Zeitschrift des dt. und österr. Alpenvereins, Wien, Jg. 1880, S. 117-197
Ganss, Grünfelder Geologie der Berchtesgadener und Reichenhaller Alpen, Plenk Verlag, Bgd.
Gümbel, C.W Geognostische Beschreibung des bayerischen Alpengebirges und seines Vorlandes, hrsg. v. k. bayerischen Staatsministerium der Finanzen, Gotha 1861
Helm Hallthurm, Verlag Archiv des Bgd. Landes, 1960
Hofmann, Peter Untersberg 1 Höhlenmystik, Der  Schlaz 136-2023, S. 52f.
Höhne, Christian Das Nixloch 1339/39, ATLANTIS 3/87, 27-29
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg salzburger höhlenbuch band 1, Salzburg 1975
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg salzburger höhlenbuch band 6, Salzburg 1996
Limpöck, Rainer Magisches Berchtesgadener Land, Berchtesgaden 2012
Scherf-Deskau, Dagmar Intensivierung Deutsch 6 Gymnasium Bayern - Deutschbuch Schülerheft zum Wiederholen, 2005, S. 11 (Abbildung des Mauslochs, Foto F. Lindenmayr)
Wimmer, Herbert Felsritzzeichnungen rund um Hallthurm, Bgd-Land sowie über Bundesbahn und Grenzmauern, DER SCHLAZ 50-1986, S. 14ff.

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