Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Speläologisches um Rinnenbrunn/Bärnfels, Fränkische Alb
Bismarckgrotte
Aus dem Huber-Katasterbuch: "verzweigtes und verwickeltes, in mehreren Etagen ausgebildetes SpGSystem mit hallen- u. kammerartigen Raumerweiterungen auf einem Raum von 107 m L., 88 m B. und 53 m H., 2 Eingänge in 487 m ü. NN. und 510 m ü. NN. Entdeckt 1890 vom Forstpersonal. Erschließung 1890/91 u. Namengebung "Bismarckgrotte" durch Förster C. Reichel-Rinnenbrunn. 1958 vergebliche Suche nach dem Göring-Schatz." So steht es im "Huber-Kataster". Neischl berichtet davon, daß das 1888 passiert sei. Man habe "die Eingangsspalte durch Sprengung erweitert und sodann eine Zugangstreppe eingesetzt." (Neischel 91). Außerdem habe man verschiedene Treppen in der Höhle angebracht, um "sie für den Besuch bequem gangbar zu machen" (Neischel 91). Reichel war es auch, der der Höhle den Namen "Bismarckgrotte" gegeben hat, nachdem sie früher "Montmilchhöhle" zum Beispiel geheißen hat. Die Höhle war ja schon lange bekannt gewesen.
1904 wurde sie erstmals vermessen - von dem ersten systematischen Vermesser der Höhlen der Fränkischen Schweiz, Adalbert Neischl.
Von ihm wurde sie als gutes Beispiel für eine "Zerklüftungshöhle" im fortgeschrittenen Stadium, angesehen,
"Zerklüftungshöhlen sind, wenn der Raumerweiterungsprozeß noch nicht so weit fortgeschritten ist, daß die Felsenpfeiler schon völlig abgetragen und benachbarte kleinere Räume bereits in einen großen, hallenartigen Raum aufgegangen sind, gewöhnlich Labyrinthhöhlen, und zwar meist sehr unübersichtliche." Kyrle, Theoretische Speläologie 41
Kyrle schreibt: "Unschwer kann man aus ihrem Grundriß erkennen, daß eine mächtige Zerklüftungszone von zwei knapp nebeneinander parallel liegenden, von Norden nach Süden verlaufenden Hauptspalten beherrscht wird, die sich aber nicht mehr so stark wie in der Schönsteinhöhle auf die Gestaltung des Höhlengrundrisses auswirkten, weil infolge der stärkeren Zerklüftung sich von allem Anfang an bereits viel mehr verschiedene Nebengänge und Nebenhallen bildeten und dadurch die raumtrennenden Felsenpfeiler viel unregelmäßiger und weniger einheitlich geordnet liegen." Kyrle, Theoretische Speläologie 42
Wenn ich eine Bemerkung wie die folgende im Internet lese, dann fühle ich mich nicht wohl: "Die Bismarckgrotte ist eine der schönsten Höhlen zum Abseilen und Klettern in der fränkischen Schweiz (Landkreis Amberg-Sulzbach)." Da kommt genau durch, was schon manchem aufgefallen ist: Die Natur, was immer das auch ist, wird nur noch unter dem Nützlichkeitsaspekt gesehen. Hier verkommt eine Höhle zu einer Art unterirdischen Kletterhalle, wo man am Ende vielleicht auch noch Wettkämpfe abhält und dann ermittelt wie schnell der Schnellste hindurchgesaust ist. Das gibt es ja andernorts auch schon.
Andere sehen in der Höhle hauptsächlich den Überwinterungsort von Fledermäusen und haben deswegen ein Winterbetretungsverbot verhängt. Dazu hat man sie auch schon einmal vergittert gehabt und damit genau das Gegenteil bewirkt. Zwischen den Gitterstäben kamen die Tiere nicht mehr ihr Quartier und fanden, wenn sie Glück hatten, noch ein Ersatzquartier in einer nahe gelegenen noch offenen wilden Höhle. Heute wurde dieser Unsinn schon wieder korrigiert und genügend große Öffnungen gelassen.
November 2019
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Informationstafel am Parkplatz |
Historische Daten:
1890 | "Entdeckung" durch Forstpersonal | |
1890/91 | Namengebung "Bismarckgrotte" durch Förster C. Reichel aus Rinnenbrunn, Erschließung der Höhle mittels Treppen | |
1904 | Erste Vermessung der Höhle durch Neischl | |
1958 | Vergebliche Suche nach dem "Göring-Schacht" | |
21-22-Mai 2022 | Rettung eines 29jährigen "niedersächsischen Wanderers" nach einem Sturz in der Höhle durch die Höhlenrettung | PRZ, Bergwacht rettet Wanderer aus Höhle, Süddeutsche Zeitung, 23. Mai 2022,, R10 |
Distlergrotte
Die Distlergrotte ist altbekannt. Sie wurde früher auch schon als Bierkeller genutzt und als Schauhöhle geführt. Heute ist sie mehr oder weniger verschlossen, im Winterl ganz aus Fledermauschutzgründen, im Sommer können Schlanke sich durch den schmalen Schlitz zwängen, der in der Mauer gelassen wurde. Dahinter tut sich ein großer Hohlraum auf, der in seitliche Kammern führt. Ungewöhnlich ist der Abstieg in einen Raum, der nach unten zu keinen Boden, sondern einen richtigen Höhlensee hat.
Frühere Bilder | ||
Literatur:
Cramer, H., Kolb, H. | Höhlenentwicklung und Eisenerzbildung in der Bismarkgrotte (Opf.), NHG 1927 |
Forster, Peter | Bismarckgrotte, Der Schlaz 108-2006, S. 23ff. |
Glaser, Stefan | Hypogene Höhlengenese: Aufsteigendes Grundwasser und Erdwärme als Antrieb der Entstehung labyrinthischer Höhlen in der Nördlichen Frankenalb, in: Laichinger Höhlenfreund, 48. Jahrgang, 2013, S. 39-68 |
Harder, Martin | Neues von der Bismarckgrotte, Der Schlaz 126-2018, S. 54f. |
Huber, Fritz | Jahreshefte für Karst- und Höhlenkunde, 8. Jahresheft - 1967, Die Höhlen des Karstgebietes A Königstein, 2. Band, München 1967 |
Kyrle, Georg | Theoretische Speläologie, Wien 1923 |
Lang, Stefan | HÖHLEN IN FRANKEN - Ein Wanderführer in die Unterwelt der Hersbrucker Schweiz und des Oberpfälzer Jura, Verlag Hans Carl , Nürnberg 2002 |
Leja, F. | Die Bismarckgrotte im Landkreis Amburg-Sulzbach, Oberpfalz (Franken), Mitteilungsblatt der Abt. f. Karst- und Höhlenkunde der NHG, München 1988 |
Neischl, Adalbert | Die Höhlen der Fränkischen Schweiz und ihre Bedeutung für die Entstehung der dortigen Täler, Schrag, Nürnberg 1904 |
PRZ | Bergwacht rettet Wanderer aus Höhle, Süddeutsche Zeitung Nr. 118, 23. Mai 2022, R10 |
Links:
https://www.fhkf.de/hoehlen/bismarckgrotte/
Höhlen in der Umgebung von Krottensee
Landschaft und Höhlen der Hersbrucker Schweiz
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