Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen im Südharz
Typische Südharzlandschaft beim Bauerngrabenponor
Jettenhöhle
Die Heimkehle
Die Schlotten
im Schaubergwerk Wettelrode
Kyffhäuser
Hainholz
Meist nur "gewellt" ist die Landschaft im Südharz. Ihr fehlt jegliche Dramatik. Die nach Norden zu leicht geneigten geologischen Schichten tauchen allmählich unter den Buntsandstein, der flach darauf lagert. Ein rund 100 km langer Gürtel umgibt den Harz, der es aber in sich hat. Die Fachleute bezeichnen ihn "als einmalig in Europa" und schon 1588 schrieb Johannes Thal in der "Sylva Hercynia", der ersten publizierten Flora Deutschlands, "daß das Gebiet des Südharzes seinesgleichen suche".
Das kommt daher, daß hier Zechsteinablagerungen
mit gut wasserlöslichen Gipsen, Anhydriten und Salzen an die
Erdoberflächer treten. Seine Breite ist manchmal wenige hundert
Meter, mal einige Kilometer. 2000 Karsthohlformen hat man dort
schon erfaßt, Erdfälle, Dolinen, mehr als 200 Höhlen, viele
Bachschwinden und Karstquellen, Felswände, Magerrasen,
Streuobstwiesen, als Weiden genutzte Talflächen mit einigen
Siedlungen.
Wer sich den Kopf mit Informationen darüber füllen will, der
findet von der Interseite über zahlreiche gedruckte
Publikationen und eine Ausstellung in den Räumen der
Biosphärenparkverwaltung in Sangerhausen vieles. Wer die
Landschaft erleben will und sich den eigenen Sinnen die Gegend
erschließen will, für den hat man ein besonderes Projekt
verwirklicht: einen rund 50 km langen Karstwanderweg. Überall,
wo was Wichtiges zu sehen ist, da stehen Erklärungstafeln, die
einem einleuchtend nahebringen, was man gerade vor der Nase hat.
Der Weg ist gut beschildert und die Beschilderung wird auch
gepfegt, so daß es keine Schwierigkeiten machen dürfte, ihm zu
folgen.
Ein besonderer Höhepunkt ist der Bauerngraben, "eine etwa 10 bis 15 m tiefe Senke, welche nach Süden durch einen 60 m hohen Steilabfall begrenzt wird. Er liegt zwischen den Ortschaften Breitungen und Agnesdorf, die 4 km nördlich von Roßla" liegt. "Das Becken ist etwa 350 m lang und 100 m breit. In das Becken mündet ein Bach, der sogenannte Glasebach, der in den Gesteinen des Harzpaläozoikums seinen Ursprung hat." Selten füllt sich dieses Becken, dann nehmen die Schlucklöcher die herangeführten Wassermassen nicht mehr auf, alles staut sich zurück, ein 3,4 ha großer See entsteht, der ungefähr 200 000 m³ Wasser enthält, ganz selten noch mehr. Wenn man im Kopf hat, daß in einem Kubikmeter Wasser 2 kg Gips gelöst sind, dann kann man sich ein bißchen ausrechnen, was hinter dieser Schluckstelle für eine riesiger Hohlraum sein muß. Tatsächlich sind ja Bergleute beim Vortrieb eines Entwässerungsstollens schon einmal auf gewaltige, vollkommen wassergefüllte Räume gestoßen, die sich aber jeder Betretbarkeit entzogen. Vielleicht gelingt aber eines Tages mal, da hineinzukommen. Dann heißt es wohl wieder einmal: Staunen!
Gips ist auch ein wertvoller Rohstoff, der für viele Zwecke dient. Ihn abzubauen, das haben die Menschen schon seit langem getan, in ganz großem Maßstab war das erst möglich, seitdem es die technischen Voraussetzungen gibt. Deshalb ist es kein Wunder, daß in Blickweite der Heimkehle, dieser großen Gipshöhle dort, der größte deutsche Gipsabbau liegt, der von der Firma Knaus betrieben wird. Der Name ist Höhlenforschern, die sich mit Gipshöhlen beschäftigen, bestens bekannt. Überall rücken diese Gipsabbaue in extreme Nähe zu bekannten bedeutenden Höhlen, seien es die Höllern bei Marktnordheim im Fränkischen oder auch mal die Riesenhöhlen in Podolien in der Ukraine.
Geologische Schichtenmodelle der Gegend in den Räumen der Verwaltung des Biospären- reservats in Sangershausen |
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Das verkarstungsfähige Gipsgestein | |
Bei der Dinsterbachschwinde | |
In Questenberg | |
Der bekannte hölzerne Roland in Questenberg |
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Die schaurige Fortsetzung | |
Eine starke Karstquelle | |
Der Bauerngrabenponor | |
Der größte Gipssteinbruch Deutschlands |
Literatur:
Völker, Christel und Reinhard | Schauhöhlen in historischer Zeit, Mitteilungen des Karstmuseums Heimkehle, Heft 14, ohne Jahres- und Ortsangabe, ISSN 0233-1853 |
Völker, Christel und Reinhard | Ponore des Südharzes, Mitteilungen des Karstmuseums Heimkehle, Heft 18, ohne Jahres- und Ortsangabe, ISSN 0233-1853 |
Förderverein Gipskarst Südharz e.V. | Gipskarst Südharz, Heft 2000 |
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt | Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Sonderheft 1998 Karstlandschaft Südharz |
Völker, Christel und Reinhard | Gipskuppen und Gipsbuckel - Elemente der Sulfatkarstlandschaft, Mitteilungen des Karstmuseums Heimkehle, Heft 19, ohne Jahres- und Ortsangabe, ISSN 0233-1853 |
Völker, Christel und Reinhard | Der Bauerngraben, Mitteilungen des Karstmuseums Heimkehle, Heft 5, ohne Jahres- und Ortsangabe, ISSN 0233-1853 |
Völker, Christel und Reinhard | Schauhöhlen - Höhlenführer - Touristen, Mitteilungen des Karstmuseums Heimkehle, Heft 20, ohne Jahres- und Ortsangabe, ISSN 0233-1853 |
Völker, Christel und Reinhard | Dolinen und Erdfälle im Sulfatkarst des Südharzes, Mitteilungen des Karstmuseums Heimkehle, Heft 15, ohne Jahres- und Ortsangabe, ISSN 0233-1853 |
Völker, Reinhard | Die Erschließung der Heimkehle, Mitteilungen des Karstmuseums Heft 10 |
Völker, Reinhard | Die Diebeshöhle, Mitteilungen des Karstmuseums Heft 8 |
Völker, Reinhard | Zur Geschichte der Pölsfelder Kupferschieferreviere, Die Brandstätter Schlotte bei Pölsfeld, Mitteilungen des Karstmuseum Heimkehle Heft 6+7 |
Völker, Christel und Reinhard | Die Suche nach Schlotten, Mitteilungen des Karstmuseums Heimkehle Heft 12 |
Scheffler, Dr. Horst, Knappe, Dr. Hartmut | Korallen, Kalk und Höhlendunkel, Harzmuseum Wernigerrode 1986 |
Knappe, Dr. Hartmut, Gaevert, Horst, Scheffler, Dr. Horst | Schaubergwerke im Südharz, Harzmuseum Wernigerrode 1983 |
Links:
Gipskarst-Landschaft Südharz > http://www.bund-niedersachsen.de/service/info/download/index.html
Knauf - Der Gipsabbaubetrieb
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