Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Schlotten im Schaubergwerk Wettelrode, Südharz
Unterhalb von Sangershausen und Umgebung gibt ein riesiges Bergmerk. Die Gesamtlänge der unterirdischen Stollenanlagen dürfte fast 500 km erreichen. Auslöser dafür war ein an der Erdoberfläche ausstreichendes Kupferschieferband, dem man über Jahrhunderte in die Tiefe folgte. Erst Ende des 20. Jahrhunderts nach der "Wende" wurde der Bergbau aufgegeben, nachdem gewaltige hydrologische Probleme den weiteren Betrieb vollkommen uninteressant machten. Ein Großteil der Stollen ist heute unter Wasser, ein kleiner Teil wird heute als Schaubergwerk betrieben.
Damit diese Teile heute noch zugänglich sind, mußte man erst tief unter der Erde in die alten Stollen Dämme bauen, die noch immer der oft 150 m höher sonst stehende Wasser zurückhalten. Für den Höhlenforscher ist besonders bemerkenswert, daß man beim Betrieb des Bergwerks auf zwei bedeutende Naturhohlräume gestoßen ist, sog. Schlotten, die auch heute noch über Sonderführungen zugänglich sind.
Anläßlich des HÖPHO 2006 hatten wir auf freundliche Vermittlung von Klaus-Jürgen Fritz einmal die Gelegenheit, die Segen-Gottes-Schlotte selber mal zu sehen. So ein Unternehmen kosten Zeit und Geld. Wir waren um die 7 Stunden unter der Erde unterwegs, eh wir in der gemütlichen Gaststätte des Schaubergwerks zusammen mit dem Betriebsleiter der Anlage, der uns begleitet hatte, eine Bergmannsmahlzeit, besteht aus Broten, belegt mit Harzer Käse, und Kaffee einnahmen. In den 7 Stunden waren wir nicht faul gewesen. Für wenig konditionsstarke Zeitgenossen ist so ein Trip zur wunderbaren Marienglasschlotte nix. Da darf man 3,5 km unterirdische Gänge zurücklegen, zwischendrin auch mal 150 m Höhenmeter rauf, dann einen guten Kilometer im Wasser watenm, über eine Holzleiter in die Naturhöhle steigen und durch niedere Gänge hineinkriechen - und am Ende geht alles wieder zurück, kilometerlang. Noch länger und anstrengender ist der Weg zur Elisabethschächterschlotte, die nicht weit entfernt ist.
Ein paar speläologische Daten zur
Segen-Gottes-Schlotte aus der Veröffentlichung von R. und C.
Völker: "..Sie liegt mit ihrer Sohle im Bereich von 140
-156 m NN. Das darüber befindliche Gelände steigt auf 349 m NN
an. Die Vorflut bildet der Grenzbach zwischen Wettelrode und
Morungen mit einer Höhe von 280 m NN... Die Höhle liegt also
etwa 200 m unter der Erdoberfläche und etwa 140 m unter der
Vorflug des Grenzbaches. Sie erstreckt sich in der Hauptachse auf
etwa 150 . Die beiden Haupträume erreichen Höhen um 10 m und
Breiten von 15 m. Stratigraphisch befinden sich die Räume im
Basal- und Sangerhäuser Anhydrit...alte Schicht- und
Kluftflächen sind mit Marienglas verheilt. Oft sind es
veräderte oder verästelte Verheilungen..".
Man weiß ganz genau, wann es zum ersten Kontakt des Menschen mit
dieser ansonst für ihn ja vollkommen unzugänglichen Höhle kam,
am 27. Februar1854. Damals beobachteten Häuser, daß durch
Einbruchsschlitze in den Wasserstollen, den man gerade dabei war,
vorzutreiben, "einige Wässer sickerten". Man bohrte
nach und schon bald darauf trat ein "heftiger
Wasserstrahl" daraus hervor. Um die "30 Kubikfuß"
traten da pro Minute über Tage hinweg zu Tage. Man bohrte
weitere Löcher in den Fels. Schließlich kamen gleich 130
Kubikfuß pro Minuten aus den noch vollkommen unbekannten
Hohlräumen oberhalb. Das Wasser wurde immer mehr, man errechnete
mal 245 Kubikfuß. Wochenlang ging das so, wobei auch
"schlechte Wetter" das weitere Vordringen behinderten.
Nach weiteren Lochbohrungen trat auf einmal ein starker frischer
Luftstrom auf, der in den unbekannten Schlotten verschwand. 7
Monate dauerte es, bis der tatsächliche Durchschlag in die
Schlotte passierte.
Für die Bergleute war in erster Linie wichtig, daß sie die Hohlräume daß sie dort den "Versatz" unterbringen konnten, das Gestein, das beim Stollenvortrieb anfiel. Das verstauten sie in den verschiedenen Höhlenkammern. Die Marienglasräume wurden von den "Bergleuten und Heimatfreunden ab und zu besucht und für Repräsentationzwecke höher gestellter Persönlichkeiten gezeigt".
Anfang er 80er Jahre des letzten Jahrhunderts war es Klaus-Jürgen Fritz, der sich aufmachte u.a. diese Schlotte in einem Film über das Bergwerk zu zeigen. Die Unternehmung gelang und so gibt es heute, 2006, sogar schon eine DVD-Version davon.
Schachteingang | |
Wegen dieser oft nur zentimeterdicken Schicht passierte das alles... |
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Hier wurde für ausreichend Luft mittels eines Gebläses gesorgt |
Hier wird der heutigen Stollen gegen das Eindringen der riesigen Wassermengen jenseits des Stautors geschützt |
Neuversinterung an Rohren und Decken |
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Ein altes Holzbboot | |
Pilze im Stollen | |
"Junge" Tropfsteine |
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Im Anhydrit | |
Aufstieg in die Schlotte | |
In der Schlotte | |
Marienglas |
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Der zweite Schlottenraum | |
Literatur:
Völker, R. und C. | Die Segen Gottes Schlotte, Karstmuseum Heimkehle und Arbeitskreis Höhlen - und Karstforschung beim KB der DDR, Heft 3, Pt 203/82 |
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