Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen entlang der Loue und in den Seitentälern, Departement Doubs, F
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Der Französische Jura ist eine Region, in die ich seit vielen Jahren gerne fahre. So manches, was mich in meiner Umgebung stört, scheint es dort im Überfluß nicht zu geben. Zum Beispiel viele Ge- und Verbote, selbst wenn sie noch so "gut gemeint sein sollten". Vielleicht hängt es einfach auch damit zusammen, daß bei uns schon so viele Menschen auf so kleinem Raum zusammenleben müssen, und daß da dann Leute kommen, die auf diesem kleinen, winzigen Raum, dann auch noch die Fledermäuse, die Kolkraben oder sonst noch etwas schützen, gleichzeitig aber auch noch die dritten Spuren für die Autobahnen gebaut werden, die Nachtflugverbote auf den Flughäfen wackeln oder das Sonntagsfahrverbot für Lkws, weil "wir" alles "europaeinheitlich" haben wollen.
Da freut es mich, wenn ich nachts vor das "Gite de France" treten kann und den Nachthimmel darüber voller Sterne leuchten sehe, eine Luft atme, die sich aller Beschreibung durch mich einfach durch ihre bloße Jenseitigkeit aller Worte entzieht, meist ist es es auch richtig leise, nicht immer, auch dort gibt es Menschen, die sich durch das Brummen ihres Auspuffs ihrer Umwelt gegenüber kräftig beweisen müssen. Manche hören es, andere nicht, oder sie merken, daß es mehr stinkt oder lärmt.
Die Loue ist ein 122 km langer Nebenfluß des Doubs im Französischen Jura. Sie entspringt in 535 m Höhe auf dem Gemeindegebiet von Ouhans in einer spektakulären Karstquelle.
Ihr Wasser bezieht sie teilweise aus dem Doubs bei Portalier,
der ein wenig seines Wassers dort verliert. Erstmals nachgewiesen wurde diese
Verbindung durch einen unabsichtlichen Färbeversuch. 1901 brannte die
Absinthdestillerie PERNOD, große Mengen des Getränks ergossen sich ins Wasser
(Es ist von 1 Million Litern die Rede) und kamen Tage später in der Quelle
wieder zu Tage, wo sie das Wasser milchig-grün verfärbten. Eduard Martel
erbrachte kurze Zeit darauf den wissenschaftlichen Beweis mittels Färbeversuchs
mit grünem Farbstoff. Gustave Courbet war von der Örtlichkeit so fasziniert, daß
er sie mehrmals malte, z.B. 1864, und seine Gemälde davon schmücken heute große
Galerien der Welt (z.B. die Kunsthalle in Hamburg). Höhlentaucher sind
inzwischen schon weit ins Berginnere auf dem Weg der Höhle eingedrungen und
geben mittlerweile eine Gesamtlänge von 1800 m bei einer maximalen Tauchtiefe
von - 46 m.
Durchschnittlich kommen täglich 10,4 m³ aus dem Eingang, eine maximale Schüttung
1984 gemessen mit 78,2 m³, 1893 ist die Quelle für kurze Zeit vollkommen
versiegt gewesen, ein Ereignis das in einem Photo festgehalten wurde, das in
einem Restaurant in Ouhans abgebildet ist.
"In seiner theaterartigen Gestaltung der Natur ist die Quelle der Loue diese Schwelle, wo man den Ursprung sieht, oder eher, wo er sich zeigt. Zwar gibt es auch Zugänge, doch ich habe sie über den Weg erreicht, der von einem in einiger Entfernung angelegten Parkplatz unterhalb der Straße von Ouhans hinabführt, und wo der erste Kontakt mit der Quelle akustisch ist. Man ahnt sie eher als man sie hört, doch das Getöse wird immer lauter, und erst im letzten Moment offenbart sie sich, und in diesem Augenblick, ob mit oder ohne Courbet und obwohl sie sich angekündigt hatte, stellt sich eine Ergriffenheit ein. Es ist ein wenig wie am Pont du Gard, außer dass in diesem Fall der Mensch nichts damit zu tun hat und man sich vor etwas befindet, was einen übersteigt, weit über einen hinausgeht, nämlich vor dem Paradoxon einer fortwährenden Explosion, die im ersten Moment verblüfft....." (Bailly, Fremd gewordenes Land 280
Eine wilde tiefe Schlucht bildet die Fortsetzung des Louetals, die zu Fuß auf beiden Seiten verfolgbar ist. Man wird allerdings überall gewarnt, da der Mensch massiv in das Naturgeschehen hier eingegriffen hat und das Wasser der Loue zur Elektrizitätsgewinnung heute nutzt. Mittels eines Stausees wird es aufgehalten und über Tunnels zu einem E-Werk geführt. Sollten besondere Umstände dazu zwingen, die Wassermassen loszuwerden, dann könnte viele überflutet werden, obwohl z.B. herrlichstes Wetter herrscht und niemand erwarten würde, daß von irgendwo eine Gefahr herkommen könnte.
In dieser Zone gibt es mehrere sehr bedeutsame Höhlen, die zum Teil sehr bekannt sind und häufig aufgesucht werden, z.B. das System Faux-Moneyers-Source Pontet.
Bei Mouthier-Haute-Pierre, das seinen Zusatz zum Ortsnamen wegen des hohen Felsens hat, 182 m über dem Dorf aufragt und oben ein großes Kreuz trägt. Danach weitet sich das Tal, reiht sich eine Dorfperle an die andere, Lods wurde etwa geehrt, daß man es unter "Schönsten Dörfer Frankreichs" miteingereiht hat. Dann die erste Stadt, Ornans. Sie hat inzwischen Gustave Courbet, dem hier geborenen, einst verfemten und sogar ins Gefängnis gesteckten Maler, ein Museum im Stadtzentrum gewidmet und nützt ihn als Werbeflagschiff.
Von den Seiten kommen immer wieder bedeutende Seitenbäche und Flüsse, die Brême und die Lison zum Beispiel. Folgt man ihren Läufen, dann stößt man fast immer an ihrem Ursprung auf Höhlenportale. In vielen hat die Höhlenforschung schon große Erfolge erzielen können und mehrere Riesenhöhlen, also Objekte, die über 5 km Gesamtganglänge aufweisen, erkundet. Die Zahl der kleineren Höhlen ist kaum übersehbar.
Ein Bildspaziergang
Blick von oben in die Schlucht | ||
Die Louequelle | ||
Gorges de Nouailles | ||
Das E-Werk unterhalb der Faux-Monayeurs | ||
Loue kurz vor Moutier-Haute-Pierre | ||
Moutier-Haute-Pierre | ||
Lods | ||
Ein paar Höhlen...
Source du Pontet | ||
Baume Archée | ||
Nebeneingang in die Baume Archée | ||
Im Schlamm der Chauveroche |
Literatur:
Bailly, Jean-Christophe | Fremd gewordenes Land -Streifzüge durch Frankreich, Matthes und Seitz, Berlin 2017 |
CDS du Doubs | Inventaire Spéléologique du Doubs, Tome 3 |
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