Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen auf Sardinien, I
"Die Insel ist ein Resonanzkörper. Grundrauschen des Meeres, an Steilküsten paukende Wellen, Wirbel trommelnder Mufflonschafe, Steinschlag in verborgenen Höhlen, Triolen von Grillen aus der Machia..."
aus: Asam, Markus, Lebensläufe, MERIAN Sardinien April 2002, S.55 Eine Portrait von Elena Ledda
Im Sommer 2016 war im Internet folgende Nachricht verbreitet: Die längste Höhlen Italiens liegt auf Sardinien! So etwas ist oft nur von kurzer Dauer, aber immerhin:
"Grande anticipazione su facebook da Ughetta Bogliolo: Dal lavoro di più
gruppi sardi arriva la notizia tanto attesa e cercata, Il sistema di Codula di
Luna diventa la grotta più lunga d’Italia grazie alla congiunzione effettuata
con Su Palu, Monte Longos, Su Molente, Bue Marino.
Grazie alla Federazione Speleologica Sarda, il sistema sotterraneo entra di
prepotenza nella speciale classifica delle grotte più lunghe d’Italia,
strappando il primato detenuto per qualche anno dal complesso lombardo
‘Tacchi-Zelbio-Stoppani’ lungo ‘solo’ 64 km e rimane indietro al terzo
posto il toscano antro del Corchia che si sperava potesse ritornare in testa per
la mancanza di aggiornamenti dei dati di rilievo di zone mai misurate.
La congiunzione é avvenuta con l’esplorazione speleosubacquea di una zona
fortemente indicata come punto di giunzione. Il passaggio fisico di speleosub da
una parte all’altra ne attesta il congiungimento sicuro.
In attesa del resoconto preciso e della misura esatta attuale della grotta, da
Scintilena faccio i più grandi complimenti agli amici sardi! Raccontare questa
notizia mi emoziona e mi da i brividi! Ahiò!!!"
Sardinien, einst ein beinah unberührt wirkendes und nur wenig bekanntes Juwel im Mittelmeer, hat sich stark gewandelt. Es ist trotzdem noch immer, mit seinen ca. 1,5 Millionen Einwohnern, das am wenigsten dicht besiedelte Gebiet Europas, in dem aber etwa doppelt so viel Schafe leben.
Die Höhlen dort haben ein Format, das man suchen muß. Von den Riesenhöhlen bis zu den kleinen Schatzkästlein, von der seit Jahrtausenden fast unbetreten gebliebenen Begräbnishöhle bis zu überlaufenen Touristenmagneten, von der total ausgeraubten und vollkommen geplündeten Tropfsteinhöhle bis zum nur selten befahrenen Riesenschacht, alles ist da auf dieser schönen Insel im Mittelmeer.
Und hat man das Glück, mit den Sarden wirklich zusammenzukommen, so wird er Menschen kennenlernen, die eine unglaubliche Gastfreundschaft und wirklich, das gibts noch, Herzlichkeit, zeigen, auch dem "Fremden" gegenüber.
Ende der 60er Jahre war ich das erste Mal auf Sardinien, zusammen mit Mitgliedern des Vereins für Höhlenkunde in München und Heinzi Schober von den Linzer Höhlenforschern. Damals haben wir noch eine Welt dort erlebt, die heute vollkommen verschwunden ist. Wir haben uns noch mitten im "Banditenland" bewegt.
1967 Im Hafen von Genua, RORO war noch nicht erfunden: der BMW 700 an Haken eines Schiffskrans |
|
1967 unterwegs auf den Schotterstraßen Sardiniens | |
Heute ist dieser einmalige Charme der Insel verschwunden. Der moderne Tourismus hat auch hier zugeschlagen und alles verändert. Selbst in den scheinbar entlegensten Bergtälern gibt es schon Beschränkungen und Verbote wie überall sonst auf dieser Welt. Trotzdem, in seltenen Momenten, da kommt der Zauber schon noch durch.
Wer ein bißchen dieses ursprüngliche Sardiniengefühl bekommen will, für den gibt es eine einmalige Pflichtlektüre: Gavino Leddas "Padre Padrone".
Menschen
1967 - große Gastfreundschaft |
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Kultur
Nuragen |
|
Kirchen | "Grabstein" in Timias |
Feenhäuser + Ferienhäuser |
Natur
Der Pilzfelsen von Arzachena | |
Strände | Berge |
Höhlen
Zu Fasching 2007 war ich mal wieder dort. Lange habe ich mich anderen Zielen zugewendet gehabt. Auch dort gibt es wunderbare Landschaften und Höhlen. Vielleicht liegt es an meinem Großwerden. Mit 19 war ich das erste Mal dort, durfte, wirklich durfte, noch eine Welt kennenlernen, die heute, leider, leider, verschwunden ist. Platt gemacht, wie immer mehr der Rest der Erde. Sardinien wurde "in", auch bei Höhlenforschern.
An Weihnachten 2006 lag auf dem Weihnachtsgabentisch ein
ADAC-Reiseführer "Sardinien" von Michael, unserem
Sohn. Er schenkte uns, seiner Familie, eine Flugreise nach
Sardinien. Heute gehört ja oft mehr Gespür und Wissen zu
erfolgreichen Unternehmungen als "raw power (meistens
"money'") alone". Alles paßte, vor allem der
Zeitrahmen. Die Details erspare ich mir hier, es lief alles, so
wie es halt gerade läuft, gerade und krumm, erwartet und,
natürlich, unerwartet. (Wir hatten das gemietete Auto auf einem
fast leeren Parkplatz bei der Kapelle in San Giovanni di Sinis
abgestellt und wollten nur die Schilfhütten am Strand anschauen.
Als wir zurückkamen, da war was passiert, was sich keiner
wünscht. Irgendein "Wasweißich",
"Italiener", war zu schnell gefahren, hatte unser Auto
gerammt, wurde von anderen Italienern gesehen, ist rückwärts
gefahren, ist einfach abgedüst). Wir fuhren zu den Carabinieri
in
Wenn ich mir aber anschaue, was heute los ist, dann stehen mir
nur die Haare zu Berge, die ich inzwischen durch meinen Bart
"ergänze". Die Fahrt nach Cagliari kostete pro Person
6 , zurück wieder 6 . Das war nicht sehr viel.
Alleine zum Flughafen ab der Station LOHHOF zu kommen mit dem MVV
(oder vielleicht MVG?), das kostete alleine schon 6 Streifen. Wer
das in Verständliches übersetzen will, der sollte wahrnehmen,
daß die Überquerung eines "kleinen" Stücks der, ich
nenne es mal, Oberbayrischen Schotterebene, unendlich viel mehr
kostet, als die Überfliegung der Alpen, des Mittelmeers,
Korsikas, Sardiniens. Komisch, beim Rückweg fiel mir ein
wirkliches "Pamphlet" dieser Technikvortreiber in die
Hände. Schnell und sicher soll diese seltsame
Einschienen(hoch)bahn sein. Wer soll das noch bezahlen können?
Wahrscheinlich "wir" - wer ist das? (auch die
HARTZ4-Empfänger?................). Momentan, dauerhaft,
einigermaßen was? Ich komm zurück und beginne nachzudenken,
habe die Passauer Feiern nicht mitbekommen. Was stimmt hier
eigentlich noch?
Was war in Sardinien los? Das spiegelt sich hier in einem Spiegelbild. Wer mehr sehen will, der sollte selber hinfahren. Bei den unglaublichen Preisen....
Zu einem absoluten Höhepunkt unserer Reise wurde der "Sartiglia" in Oristano am Faschingssonntag. Da ist die Hauptstraße für das normale Leben gesperrt. Das Pflaster ist mit Sand aufgeschüttet. Links und rechts des schmalen Wegs sind Metallbarrieren. Dahinter drängen sich die Besucher. Eine Musikkapelle ist da, heizt das Geschehen durch seine maritalischen Klänge an, Trommeln, Trompeten. Auf einmal schießt wieder ein maskierter Reiter durch die Stadt, einen Säbel in der Hand und zielt im rasenden Galopp aufs Ziel - die winzige Öffnung eines Metallsterns, der von oben mitten in der Straße hängt. Viele der Reiter begnügen sich mit einem Schlag auf den Stern, der herunterfällt und einfach nach unten fällt, die Ehrgeizigen haben mehr vor und zielen direkt drauf, wenige schaffen es auch, bei diesem Wahnsinnstempo, das auch noch vorzulegen ist, den Stern schließlich auf ihrem Kampfgerät stolz in die Höhe halten zu können. "Un applauso.."
..wird fortgesetzt
Literatur:
Arrica, Silvia, Melis, Gianlucca, Loru, Roberto, Rinaldi, Anderea | Codula Ilune 2013 Colorazioni nel Supramonte Orientale, Speleologia 70, 2014, p 44-47 |
Fritsch, Erhard | Streifzüge durch die Unterwelt Sardiniens, Mitteilungen des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich, 1/2-1983, S. 33ff. |
Furredu, A., Maxia, C. | Grotte della Sardegna. Editr. Sarda Fossataro, Cagliari, 1964 |
Gobetti, Andrea | L'Italia in Grotta, Roma 1991 |
Ledda, Gavino | Pardre Padrone, dtv-Verlag, München 2003 |
Leja, Ferdl | Nachlese zum Bericht über die Sardinienfahrt 1969, DER SCHLAZ 3, 1970 |
Lindenmayr, Franz | Notizen von einer Sardinienreise, Der Schlaz 37-1982, S. 37ff. |
Maertz, U. | Sardinien-Sommer 78, Der Schlaz 27-1979, S. 20ff. |
Thein, Karl | 3. Höhlenkundliche Studienfahrt des Vereins für Höhlenkunde in München e.V. nach Sardinien vom 12. - 28.9.1969, DER SCHLAZ 2 1970 |
Stenuit, Michel, Chateau, Nathalie | Spéléo en Sardaigne, Regards n° 58, Janvier-Février 2005, p 13ff. |
Vittorio, Verole, Bozzello | Le Grotte d'Italia - guida al turismo sotteraneo, Bonechi Editore, Florenz 1970 |
Willemsen, Roger | Im Schatten der Agave, Süddeutsche Zeitung 24. Mai 2007, Reisebeilage, S. 1 |
Links allgemein:
http://www.sardiniapoint.it/194.html
http://www.nurighe.it/
http://www.alguer.it/info/itinerariarcheologici/grottaverde.html
http://www.sardegna-travel.de
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Villa, Hotel auf Sardinien, Flug, Fähre nach Sardinien,
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http://www.bbitalia.it/de/bed-breakfast/sardinien-15.html
http://www.fontesarda.it/us/index.htm
Links zu hörbarer Musik aus Sardinien:
Cordas
et Cannas - Sito Ufficiale - Benvenuti
Elena Ledda
Paolo Fresu
Links höhlenbezogen:
http://www.sardegnaspeleo.it/
Grotta dei Misteri
http://web.tiscali.it/gruppogrottenuorese/index.html
http://web.tiscali.it/speleoclubnuoro/
http://www.speleor.com/
http://www.geaspeleo.it/
http://www.geaspeleo.it/le_grotte.htm
http://web.tiscali.it/gruppospeleologicoss/
Sonnenaufgang auf der Fähre nach Olbia | Sonnenuntergang am Strand von Alghero |
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