Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Proyecto Bellamar 2012
Zwei typische
Kopfbedeckungen während der Reise / Sonnenaufgang in der Cueva Martin-Infierno
Expediction Cuba 2012 - La Salle - 3D International Team
Philippe Crochet - Photographe > Nouveautés > Spéléo Cuba 2012
▶ Proyecto Bellamar 2012 - YouTube
Matanzas, Stadt, Landschaft und Höhlen bei.
Eine Höhle in der Schlucht des Rio Yumuri bei Matanzas
Die Cueva Saturno bei Mantanzas
Cenotes bei Bolondron, Matanzas
Die Cuevas de Bellamar und weitere Höhlenobjekte bei Matanzas
Das Vinalestal / valle de Vinales
Die Cueva Santo Tomas, Vinalestal
Havanna, die Stadt aus einer allgemeinen und einer stadtspeläologischen Perspektive
Die Cueva Martin Infierno, Provinz Cienfuegoscienfuegos
Roter Schlaz Tuta leggera possibilmente rossa / Combinaison en toile rouge / Red oversuit"
Seit 1990 gibt es eine besondere Vereinbarung zwischen dem italienischen und dem kubanischen Höhlenforscherverband bezüglich der gemeinsam Forschung in Höhlen. Über die Jahre hinweg haben sich so gute persönliche Verbindungen ergeben, die es immer wieder möglich machen, daß richtige Expeditionen in die kubanischen Höhlen stattfinden. Für das Jahr 2012 hatte sich "LaSalle", eine Gruppe von Höhlenforschern und -photographen, die sich insbesondere der 3-D-Photographie verschrieben haben, stark gemacht, daß wieder einmal eine Tour nach Kuba passierte.
Ursprünglich war vorgesehen, das Majaguas-Cantera-System in der Provinz Pinar del Rio aufzusuchen, um dort weiterzuforschen. Das Potential ist dort so groß, daß daraus einmal die größte Höhle Kubas werden könnte. Alle Anträge waren gestellt, die Leute geworben - und dann kam der "downturn". Es gab kein grünes Licht für eine Forschung dort.
Im Nu haben die wichtigen Akteure im Hintergrund ein neues Projekt hochgezogen. Schließlich hatten ja alle schon ihre Urlaube organisiert, ihre Flüge gebucht, ihr Leben schon entsprechend geplant. BELLAMAR 2012 - hieß das neue Ziel. Ein Dauerbrenner. Denn dort sind seit vielen vielen Jahren schon bedeutende Höhlen bekannt und es gibt wohl noch viel mehr zu entdecken.
Die rund 30 europäischen Teilnehmer aus Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland, der Schweiz und aus Russland kamen in 4 Wellen, versetzt jeweils um 2 Wochen in Havanna an und wurden dann in das Forschungsgebiet bei Matanzas gebracht. Als Drehscheibe und Zwischenunterbringungsort diente das Verbandsheim des kubanischen Höhlenforscherverbandes in einer alten Villa in Miramar, einem westlichen Vorort der kubanischen Hauptstadt.
Ein Frühstück auf Kubanisch |
Wichtige Nahrungsergänzungsmittel stehen auf dem Tisch: Bucanero und Havanna Club |
Ein Text an den kubanischen Höhlenverein, persönlich unterschrieben von Fidel Castro, aufbewahrt in einem Glasschrank |
Ursprünglich sollte die Unterkunft in Matanzas auf einem Campingplatz direkt am Meer beim "Faro de Maya" sein. Dann wurde umdisponiert und wir stellten unsere Zelte in den Jardines Bellamar auf, wo auch morgens und abends in der Landkooperative verköstigt wurden.
Eine gute Woche sollte jeweils im Bellamargebiet geforscht werden, dann war geplant, in ein anderes Höhlengebiet umzuziehen, um sich dort umzusehen und es zu erkunden. Zweimal sollte das in der Höhlenkundeschule im Nationalpark von Vinales sein, einmal sollte es in den Nationalpark von Caguanes gehen (fiel aus) und ein Großprojekt diente dazu, das Martin-Inferno-System neu zu vermessen und insbesondere die exakte Höhe des höchsten Stalagmiten der Erde zu ermitteln.
Auf kubanischer Seite war der wichtigste Mann Esteban Grau, der einen Großteil der Behördenarbeit erledigte und für die organisatorische Vorplanung und die praktische Durchführung sorgte. Das ist nicht einfach, denn auf Kuba gelten oft andere Regeln als bei uns. Die "Manana"-Haltung ist oft zu merken, passiert etwas heute nicht, dann vielleicht morgen. Aber von irgendwo kommt dann doch meist eine gute Lösung her, ob es sich nun um einen brauchbaren Schlafplatz handelt oder um ein Restaurant, wo man endlich etwas zum Essen und Trinken bekommt.
Michel Renda und Antonio Danieli waren die "capos" auf der europäischen Seite, die für jeweils 4 Wochen angereist waren, um jeweils zwei Gruppen zu betreuen. Sie sorgten dafür, daß genug passierte, damit man den beiden Hauptzielen nahe kam: "topo" und "photo". Alle neu gefundenen Höhlenstrecken wurde in "Lechuguilla-Manier" sofort dokumentiert: Der Ersterforschung folgte die Vermessung auf dem Fuß und ein Fototeam machte auch gleich die ersten Aufnahmen.
So wurden mehrere Kilometer neuen Gangstrecken in den Höhlen um
Bellamar ersterkundet und dokumentiert. Die Daten wurde sofort auch an den
kubanischen Höhlenforscherverband weitergegeben und damit gesichert. Der große
Tropfstein in Infernosystem ist 64 m hoch (erst, noch in der Höhle, in "the heat
of the moment", hieß es noch "68" m, aber die nüchterne Nachrechnung zuhause
ergab jetzt diesen Wert) . Zur Decke dürfte weniger als 1 m
Abstand sein, aber immerhin gibt es ihn, sonst wäre das ja "nur" eine
Tropfsteinsäule, und davon gibt es z.B. in China noch viel höhere, so daß das
dann keinen "Rekord" geben würde. (Bei der Nachschau auf meiner
eigenen Webseite mußte ich feststellen, daß längst schon ein Stalagmit aus China
als höchster Tropfstein der Erde in den Listen geführt wird. Sorry, Kuba).
Eine Sonderleistung wurde auch erbracht. In der Altstadt Havannas gibt es ein
kleines Theater im Haus des 3. Ordens. Dort wurde an einem Nachmittag eine
Sondervorführung von 3-D-Höhlenfotos gegeben vor rund 200 Kindern. Es war ein
enormer Kraftakt, aber er hat sich gelohnt und er wurde an anderem Orten
wiederholt (Naturkundliches Museum in Havanna).
Esteban und Michel bei der Verantwortungsübergabe | |
Der "Wawa" - unser unverwüstliches Transportfahrzeug - in den "Jardines Bellamar" | |
Die dritte Gruppe bei einem Ausflug in die Altstadt Havannas | |
Gemütliches Beisammensein bei der Cueva Saturno | |
Cueva Saturno | |
In der Bar der Cueva Saturno - Nachmittagstreffen | |
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Die Expedition "in full swing" am Strand |
Frühstück in den "Jardines Bellamar" - Zweite Gruppe | |
Nach der Martin-Infierno-Tour im Wawa | |
Nach der Martin-Infierno-Tour in Trinidad - unsere kubanischen Höfokollegen beim Abschied | |
Frühstück in Caleta de Munoz nach der Martin-Infierno-Tour | |
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Unsere Unterkunft in Caleta de Munoz |
Feines Speisen in einem kubanischen Restaurant in Caleta de Munoz | |
Im "Kindertheater" in Havanna bei der Vorbereitung der 3-D-Höhlenfotoshow | |
Ein Teil der 4. Gruppe | |
Etwas für Insider: der running gag "GURU GURU" | |
Dies war der allgemeine Bericht über die Tour, steigt man auf die persönliche Ebene, dann kommt mir das so vor, als würde die alte indische Geschichte von dem Maharadscha, der in einem dunklen Raum einen Elefanten verbarg und dann drei Leute hineinschickte, die dann vollkommen unterschiedliche Erlebnisbericht darüber dann herausbrachten, wieder zum Leben erweckt. Der eine erzählte, da sei ein großes Rohr gewesen, der hatte wohl den Rüssel erwischt, durch das dauernd Luft strömte, der anderen spürte einen beweglichen Lappen, der griff ans Ohr, und der nächste hatte sich am Schwanz festgehalten, der rührte sich wohl dauernd und hatte viele feine Haare.
Genauso disparat fällt sicherlich die Schilderung, dessen aus, was wir da selber
erlebt haben. Ich hatte mir gedacht, einen Woche länger in Kuba zu bleiben,
bevor die eigentliche Expedition starten sollte. Eine Woche vielleicht, wo ich
nach Vinales reisen würde, um mir in Ruhe dieses große Karstgebiet allmählich
vertrauter zu machen. Schon am Flughafen wurde mir schnell klar, daß der
bekannte "Hase" ganz anders laufen würde. Ein selbständiges Handeln unter den
vorgegebenen Bedingungen war praktisch kaum möglich, auch eigentlich nicht
vorgesehen, eher: "go with the flow". Ist ja manchmal auch ganz angebracht. Das
Programm für die Vorwoche war praktisch schon vorgeplant: Vinales, war da nicht
vorgesehen, am nächsten Tag würde ich gleich mit dem Bus nach Matanzas reisen
und diesen Trip mußte ich gleich auf dem Flughafen gleich am Vorabend buchen. Es
ging so weiter.... Go with the flow.. das war das beste Überlebensmittel.
Besonders wichtig ist die Sprachseite so einer internationalen Expedition. Die
gerne hochgehaltene "Körpersprache" bei der Kommunikation zwischen Menschen, die
nicht wirklich miteinander "Reden" können, enthüllt sich oft schnell als
ziemlich ungenügend. Das bleibt eben oft auf einer sehr oberflächlichen Ebene
und die vielen Einzelheiten kriegt man überhaupt nicht mit. Vielleicht ist das
ja manchmal auch gut, aber im Großen und Ganzen ist es sicherlich viel
Erfüllender, wenn man auch von den Feinheiten etwas aufnehmen kann.
Zwei Beispiele:
Nach einer sehr packenden Tour in Neuland in der Garibaldihöhle mußte dieses Erlebnis auch seelisch irgendwie verarbeitet werden. Die italienischen Höhlenforscher aus Catania und Bologna unterhielten sich darüber. Nur ein schmaler Streifen des Höhlenbodens sollte markiert werden, um ihn als das notwenige "Opfer" für den Zugang des Menschen zu diesem vorher vollkommen unberührt gebliebenen Teils der Welt auszuweisen. Daran entzündete sich das Gespräch. Ich habe zwar 4 Semester Italienisch an der Volkshochschule in Gröbenzell vor Jahren besucht, aber viel ist nicht mehr wirklich da. Aber ich habe ihnen ein bißchen folgen können, Vincenzo, Alessandra, Gentile, Antonio und Ago. Sollte man innerhalb der Linien natürlich, ich schreibe das mal auf Englisch: "SC Catania was here? Oder gar "La Salle?" Den Vogel nach Vincenzo abgeschossen. Der sizilianische humorvolle Höhlenphilosoph schlug vor: "Il sole e meglio". (Die Sonne ist besser). Spricht man die Sprache perfekt, dann ist das vielleicht nur ein kleines Apercu, das man gleich wieder vergißt, ringt man aber mit ihr, dann ist das was, worüber ich mich alleine schon gefreut habe, daß ich sie verstanden habe - und sie enthält ja auch viel von dem, was bei uns "Weisheit" heißt. Draußen ist es viel besser - auf der Erdoberfläche. Aber wem ist das denn wirklich bewußt? Und so eine Anmerkung von einem Höhlenforscher, der auch 10.000 km vorher zurückgelegt hat, um für ein paar Tage in den Kubanischen Untergrund einzutauchen.
Auch zwei Geschichten über Armando Lazzari fand ich einfach rührend. Er ist ja momentan das Traumfotomodell der Höhlenfotographen. Es muß einmal passiert sein, daß auf einem italienischen Höhlenkongreß das Gespräch auf ihn kam. Es fiel die Aussage, daß man ihn wohl mittels Photoshop in ein Höhlenbild einfach hineinkopiert habe, weil er gar so gut hinein gepaßt habe. Und dann tauchte Armando auf einmal leibhaftig dort auf, freundlich, offen, liebenswürdig, wie er halt ist. Und extrem photogen - vor allem wegen seines unübertrefflichen weißen Bartes und seines entspannten Gesichtes. Michel Renda äußerte einmal seine Verzweiflung, daß er immer den kürzeren ziehen würde, wenn er mal ein Bild von Armando machen würde und es irgendwo veröffentlichen wolle. Dann würde immer Armando als Assistent erwähnt und Antonio Danieli als Fotograf. Nicht er. Denn die Leute seien es inzwischen schon so gewohnt, daß Armando immer für Antonio gelungendst Modell stehen würde, daß eben ein veröffentlichtes Bild mit Armando immer nur noch mit Antonio assoziiert werden würde. Es heißt mit einer solchen Situation zurecht zu kommen.
Sollen solche internationalen Expeditionen weiter solche Erfolge haben, dann ist der Sprachförderung großes Augenmerk zu widmen. Alle profitieren sofort davon.
Ein wichtiges Thema ist, wie die Ergebnisse dieses Unternehmens nach außen getragen werden. Da haben viele Menschen mitgewirkt, haben vieles produziert, aber wie erfahren Außenstehende davon? Gibt es darüber irgendwo einmal etwas zu lesen? In einer der großen Höhlenpublikationen wenigstens? In Spelunca oder Speleologia? In einer kubanischen Publikation? Oder soll alles "geheim" bleiben?
Ein 3-D-Film wurde über die Expedition gedreht. Die große Frage ist ja bei allen Medienprodukten, wie man dann etwas davon mitbekommen kann. Ein Aufführungstermin soll jedenfalls auf dem nächsten nationalen Kongreß im Muototal in der Schweiz sein. Dann heíßt es wieder die Brillen aufsetzen und staunen!
Ein Bild aus einer kubanischen Höhle beim 1. Internationalen Höhlenfotographentreffen in Olargues / Südfrankreich 2011
Literatur:
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