Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen in Meghalaya, Indien



In den Khasi Hills / Krem Liat Hati 2015


 


Höhlenexpedition Meghalaya2015
    Lumshnong / Jaintia Hills   Sohra-Cherrapunjee / Khasi Hills

Das Gebiet, das heute als "Meghalaya" allgemein bezeichnet wird, hieß auch schon einmal "Pandua hills", auch "Assam Hills" oder "Shillong Plateau" in den Arbeiten verschiedener Geographen. Erst 1936 verwendete Chatterjee dieses Kunstwort zum ersten Male in seiner Doktorarbeit und wollte damit die Hügelgruppe bezeichnen, die das Tal des Brahmaputra im Norden von der Surma im Süden trennt. "Megha" kommt von "Wolke" und "alaya" von "abode, home", so daß "Meghalaya" so etwas wie "dort, wo die Wolken ihre Heimstatt haben" bedeutet.

Heute steht Meghalaya für einen seit 1972 bestehenden Bundesstaat der Indischen Union, der vom angrenzenden Bundesstaat Assam abgespalten wurde. Er umfaßt nicht das gesamte ursprünglich gemeinte Gebiet, sondern nur die Garo Hills, die Khasi Hills und die Jaintia Hills (die North Cachar Hills und die Mikir Hills gehören weiterhin zu Assam).

Der Bundesstaat hat eine Grundfläche von 22.429 km² (Oberbayern 17.529 km²) und es leben schon mehr als 2,5 Millionen Menschen dort. Die Hauptstadt ist Shillong mit über 270.000 Einwohnern in 1.500 m Seehöhe. Ungefähr 300 km sind es von Ost nach West und 100 km von Nord nach Süd. Er grenzt im Süden an Bangladesh, im Westen an den indischen Bundesstaat Westbengalen und im Norden an Assam.

Charakteristisch für die Landschaft ist das "sanft hügelige Plateau mit Hügellandschaften und Weiden, Flüssen und Bächen; daneben (gibt es) tiefe Schluchten, markante Ausläufer, Flachland und Feuchtgebiete." Der höchste Punkt ist mit dem Shillong Peak mit seinen 1.965 m erreicht. Das Zentralplateau liegt durchschnittlich 1.500 m hoch. Die Entwässerung erfolgt entweder nach Norden Richtung Assam oder gen Süden ins Flachland von Bangladesch.

Geologisch gesehen wird das Shillong Plateau als der nordöstliche Rest der alten vorkambrischen Indischen Platte gesehen, die als ein einziger Block einst auf eine Höhe von 600 bis 1.800 m über dem Meeresspiegel gehoben worden ist. Der Kern besteht aus Gneiss und Schiefergestein. Später wurden dort Quarzite und Phyllite abgelagert und auch Granit und Basalt findet man. Als das Tethymeer die Gegend überspülte, da bildeten sich im Untergrund Gesteinsschichten, die aus alternierenden Sand- und Kalkgesteinen bestehen, in die dünnbankige Kohleflöze, Schiefer- und Mergelschichten eingeschaltet sind. Die Schichtstärke und -vielfalt nimmt tendenziell von Ost nach West ab.

Die Karstgebiete von Meghalaya gehören zu den vielversprechendsten und inzwischen auch schon gut erkundeten Höhlengebieten des Indischen Subkontinents. Der ca. 200 km lange Gürtel aus Kalkgesteinen bietet ein Tiefenpotential von über 500 m. Das feuchtheiße Monsunklima mit Regenfällen, die auf diesem Planeten Weltrekordwerte erreichen, bietet ein ideales Element für eine starke Höhlenbildung.

Die zugänglichsten Höhlen in Meghalaya waren den dort lebenden Menschen immer schon bekannt und wurden von ihnen aufgesucht und genutzt. Eine sehr profane Nutzung ist die Gewinnung von Nahrung, das heißt in diesem Falle, man holte sich die Tiere, die man in einer Höhle fangen konnte, um sie später zu verspeisen. Dazu gehörten die Fledermäuse, Fische, Frösche und Stachelschweine. Das Wasser aus den Höhlen wurde gelegentlich als Trinkwasser oder auch für die Bewässerung der Felder benutzt. Außerdem ließ sich mit ihn auch die Wäsche waschen. Aus einer Halle in der bat cave Dobhakol beim Dorf Siju holte man solange Guano für die Düngung der Felder bis nichts mehr da war.

Von einer Höhle in Syndai in den Jaintia Hills etwa heißt es, daß sie im Kriegszeiten Rückzugsort für die Familie des Rajas war. Eine andere Höhle, die Krem Raman in den Jaintia Hills, bot einen geheim gehaltenen Fluchtweg in Notzeiten.

Erste verläßliche schriftliche Aufzeichnungen über Höhlen in Meghalaya gibt es seit 1827. Damals vermaß ein Capitain Jones eine "Bhuban Cave" und gab deren Länge mit 1607m an. Auch in den Folgejahren wurden die Vermessungen und Veröffentlichungen darüber in den Zeiten britischer Besetzung Indiens fortgesetzt. 1980 unternahm erstmals Daniel Gebauer eine Tour dorthin, zu einer Zeit, wo einmal wöchentlich dort Aufständische Eisenbahnlinien in die Luft sprengten oder Gas- und Elektrizitätsleitungen gewaltsam unterbrachen. Die Eingänge der Mawnluh Cave und der Siju Cave wurden von ihm ausgemacht. 1992 wurde die MAA, die Meghalaya Adventurers' Association von Daly und Sylemlieh gegründet, und im selben Jahr startete die erste britische Höhlenexpedition in diese Gegend unter der Leitung von Simon J. Brooks. Seit diesem Jahr finden Expeditionen dorthin statt, die auch internationalen Charakter gewannen, seit auch Leute aus Deutschland, der Schweiz und vielen anderen Ländern daran teilnahmen.

Um  so manche Höhle rankte sich auch hier eine unheimliche Geschichte, was kein Wunder ist, da man überall in der Natur unsichtbare Wesen vermutete, Wesen wie Geister, Wassernymphen und Feen. In der Krem Wah Shikar nahmen manche an, daß dort ein Geist wohne, und in die Krem Moolale wurde mit einem alten Riesengeschlecht in Verbindung gebracht.

Auf Höhlen stieß man auch immer wieder, seitdem man das Muttergestein der Höhlen, hauptsächlich den Kalk, abbaut und nutzt. Man braucht den Kalk dringend für Bauzwecke, für das Weißwaschen der Wäsche und die Herstellung von pan, das man aus der Betelnuss gewinnt. Mit den Steinbrüchen ist der Konflikt mit dem Bestreben, die Höhlenwelt zu erhalten, programmiert. Bislang verliert der Höhlenschutz.

"With the new discoveries, the total of caves in Meghalaya is now 1,304, of which 811 are explored and 364 km of cave passage mapped, he said."  - hieß es noch in einer im  Internet 2011 zugänglichen Informationsquelle. Nach der "Abode of the Clouds Expedition" 2015 heißt es: "1580 caves and cave locations are known of which 970 have been explored to yield in excess of 427 kilometres of surveyed cave passage".

Aus einer im Internet veröffentlichten Liste ist zu ersehen, daß zur Zeit die längste Höhle in Meghalaya und damit auch auf dem ganzen indischen Subkontinent, die Krem Liat Prah/Um Im/Labbit M/Rubong mit 30.397 m ist. Als tiefstes Objekt gilt die Synrang Pamiang mit 317 m Gesamthöhenunterschied.

   
       
   
       

Im Herbst 2012 schrieb ich Simon Brooks an, und tat ihm mein Interesse kund, an der nächsten Expedition nach Meghalaya teilzunehmen. Früher war das ja nicht möglich gewesen, denn als Lehrer in Deutschland hat man halt nur in den Zeiten der Schulferien Zeit, um bei Expeditionen eventuell dabei zu sein. Und die fallen halt zum großen Teil in die Sommerzeit, genau dann, wenn in den Tropen Regenzeit herrscht. Jetzt, als Pensionist, wäre dafür nun Zeit. Leider bekam ich eine Absage, weil bereits die Höchstzahl der Teilnehmer erreicht sei.
Für kurze Zeit zeichnete sich die Chance ab, eine eigene kleine Gruppe zusammenzubekommen, die sich aus Leuten aus dem süddeutschen Raum zusammengesetzt hätte. Daniel Gebauer lieferte wertvolle Informationen über das speläologische Potential der Region. Es hätte was werden können. Leider erwies sich dann am Ende dann doch die "Personaldecke als zu dünn" und ich hätte am Ende alleine fliegen müssen.

"Nun scheint es im Januar 2015 zu klappen. Zwei deutsche Höhlenforscher (ein dritter ist schon wieder "weggebrochen", familiäre Ursachen) brechen nach Indien auf, Daniel Gebauer hat uns mit viel Informationen über "Hoffnungsgebiete" versorgt, Die Visas sind eingetroffen und die Flüge gebucht - es kann losgehen! Alte Kontakte in Meghalaya sind auch schon wieder geknüpft - es sieht gut aus!"

...wir sind gesund zurück. Das ist im Grunde das Wichtigste. Kein Unfall, kein Überfall. Viele Erinnerungen Auf meghalaya2015.htm steht etwas mehr darüber.

Ob ich wieder hinfahre? Das hängt davon ab, ob sich genügend Leute finden, die sich für eine solche Idee begeistern können. Und mit denen ich auf "einer Wellenlänge schwinge". Das Gebiet ist faszinierend und bietet große Möglichkeiten - gerade auch für Forscher. Und für "Foto-Künstler".

 


Literatur:

Abele, André Krem Um Lawan - im Karst des Wolkenlandes,  Das Jahresheft 1995 - Ausgabe zum VDHK-Jahrestreffen 1996 in Blaubeuren, Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten, Grabenstetten 1996, S. 198-201
Arbenz, Thomas, edited by MEGHALAYA Volume 1 Pala Range and Kopili Valley, Matzendorf 2012
Bäumler, Georg Expedition nach Sielkan, Höhlenkundliche Vereinsinformation 2018 Verein für Höhlenkunde Hallstatt-Obertraun 67-71
Bautze, Joachim K. Indien und seine Bundesstaaten, Komet-Verlag, Köln, ohne Jahresangabe
Brooks, Simon Caving in the Abode of the Clouds Expedition 2001, International Caver 2001, p 40-44
Brooks, Simon CAVING IN THE ABODE OF THE CLOUDS - MEGHALAYA, NORTH EAST INDIA; 2013 ICS Proceedings Exploration and Cave Techniques - oral, p. 36-40
Gebauer, Herbert Daniel Höhlen in Meghalaya, Indien, Mitteilungsblatt der Höhlenarbeitsgruppe Schwäbisch Gmünd, 2. Jahrgang 1980, Heft 1, S. 5ff.
Gebauer, Herbert Daniel Resources on the Speleology of Meghalaya State, India - Part 1 Overview, Berliner Höhlenkundliche Berichte Band 33, Berlin 2008
Gebauer, Herbert Daniel Resources on the Speleology of Meghalaya State, India - Part 2: Garo Hills, Berliner Höhlenkundliche Berichte Band 35, Berlin 2009
Gebauer, Herbert Daniel Resources on the Speleology of Meghalaya State, India - Part 3 West Khasi Hills, Berliner Höhlenkundliche Berichte Band 43, Berlin 2011
Gebauer, Herbert Danien
Resources on the Speleology of Meghalaya State, India. Part 4: East Khasi Hills. Section 1 + 2.
Gebauer, Herbert Daniel Resources on the Speleology of Meghalaya State, India. Part 5: Syndai, Nongtalang and Lakadong.
Harper, Rob The Abode of the Clouds, DESCENT (113) 1993, p 31-33
Prokop, Pawel The Meghalaya Plateau: Landscapes in the abode of the clouds.- in: KALE, Vishwas S (2014): World Geomorphological Landscapes (Dordrecht: Springer Science+Busines Media), part 4, pages 173-180
Smart, Chris In the Abode of Clouds, The International Caver (15) 1995, p 3-10
Weißmair, Rudolf Expedition zu den großen Wasserhöhlen Meghalayas (Indien), DIE HÖHLE 2013, S. 134ff.

Links:

allgemein:

speläologisch:

speläologisch/touristisch:

You-Tube-Filme:

allgemein:

Shillong (A short documentary by Jim Ankan) - YouTube
Cityscapes - Shillong - YouTube
The magical village - Mawlynnong , Meghalaya India - YouTube
MEGHALAYA - INCREDIBLE INDIA (SCOTLAND OF THE EAST) - YouTube
CHERRAPUNJEE - - YouTube

speläologisch:

Mawsmai Cave Cherrapunji Meghalaya - YouTube
UNDER SHNONGRIM Part 1 of 7 - YouTube
UNDER SHNONGRIM Part 2 of 7 - YouTube
UNDER SHNONGRIM Part 5 of 7 - YouTube
This is our video of the adventurous journey through the ... - YouTube


 

Höhlenquelle bei Sohra / Foto Herbert Daniel Gebauer


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