Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Tham Ting und Tham Phum / Pak Ou Caves, Provinz Luang Prabang, Laos


Den Mekong abwärts von Houay Xai nach Pakbeng

Luang Prabang


"The cave is in a small village." Das lese ich auf einer Webseite im Internet (4.4.2011). Der Schreiber dieses Satzes war sicherlich nie selber dort, sondern hat aus irgendwelchen Quellen geschöpft, was da stand verkehrt verstanden und dann einfach was hingeschrieben. Es geht gerade um die Höhle Tham Ting, 25 km (andere schreiben 32 km, noch andere 130 km) oberhalb von Luang Prabang in Laos, direkt am rechten Ufer des Mekong gesehen, flußabwärts geschaut (Im Wikipedia-Artikel steht, die Höhle wäre am linken Ufer, ja, flußaufwärts gefahren! In einem französichen Artikel heißt es zutreffend. "grotte fossile...en rive droite du Mékong"). Andere versuchen es mit der Himmelrichtung und schreiben: "..at the riverbank of Mekong River west bank". Hoffentlich stimmt das. Ich hatte das Gefühl, daß es das Ostufer war, aber ich lerne auch heute noch gerne dazu!

Das Dorf auf der anderen Flußseite heißt Ban Pak Ou. Pak Ou bedeutet "Mündung des Flusses Ou", der dort in den Mekong strömt. Es ist von Luang Prabang auch mit dem Tuktuk oder Minibus erreichbar. Dann heißt es in eine Fähre umsteigen, die einen zum schwimmenden Landeplatz direkt unterhalb der steilen Felswand bringt, in der schon von weitem sichtbar der Höhleneingang klafft. Sehr viele Besucher kommen mit dem Flußschiff von Luang Prabang her. Bis zu 1 1/2 Stunden dauert es, bis sich das Boot, das meist nur maximal 6 Besucher mitnimmt, die Mekongfluten hinaufgerackert hat und man vor der Höhle steht.

Unterwegs wird heute gerne in Ban Xang Hai gehalten, einem früheren Töpferdorf, in dem nun auch Schnaps hergestellt und verkauft wird. Von dem ehemaligen Dorfleben ist nur noch wenig übrig. Fast alle Häuser sind zu Verkaufsbuden umgemodelt worden.

Die Pak-Ou-Höhlen, wie sie auch zusammenfassend heißen, bestehen aus 2 Objekten: das untere heißt "Tham Loum", das obere "Tham Theung". Einer Sage nach wurden die Tempel 1547 von König Setthathirat gebaut, der zur gleichen Zeit auf der anderen Flußseite auch den Vat Pak Ou errichten ließ. Es heißt jedoch, daß die Kultstätte noch viel älter sei. Früher hätten die Höhlen als Wohnungen des Flußgeistes (phi) gegolten und des Naga-Königs Chao Ulongkha, dem Wächter über die Mündung des Nam Ou. Magische Kräfte seinen dort am Wirken.

Im 17. Jahrhundert wurde die Höhle berühmt, weil der König des damals "Lane Xang" heißenden Reichs jeweils die Pilgerfahrten durch sein Reich dort begann. Um dem Ganzen ein besonderes Gewicht zu geben, stiftete er regelmäßig neue Kunstwerke für diesen Ort. Zu dieser Zeit gab es schon tausende von Buddhafiguren dort. Was wir heute in der Höhle sehen, das stammt zum größten Teil aus dem 18. und 19. Jahrhundert. 2.500 Buddhastatuen sollen es im Moment sein, die es dort gibt. Deren Zahl schwankt, nichtzuletzt durch Diebstahl. Von Einbruch kann man hier nie reden, denn kein Gitter "schützt" hier die Objekte. Natürlich gibt es auch hier die "Donation box", wo man etwas dazu beitragen kann, damit die Kunstschätze erhalten werden. Ganz auf Donations will man sich aber nicht mehr verlassen, sondern verlangt gleich von allen, die über den Bootssteg herankommen einen kleinen Obolus.

Speläologisch gesehen ist die Höhle gerade mal rund 50 m lang und hat einen Gesamthöhenunterschied von 25 bis 30 m. Die Schichten, die den Höhlenverlauf massiv bestimmen haben eine Neigung von 30 bis 45° in Richtung Wasserspiegel. Claude Mouret beschreibt sie so: "La grotte est un ancien réseau phréatique surcreusé localement à l'amont en régime vadose."

Nicht weit entfernt vom eye catcher ist über einen betonierten Weg mit körperenergiefressender Treppe ein weiteres anthropospeläologisches Highlight zu erreichen: die Tham Phum (heißt auch Tham Prakachy). Ihr Eingang liegt schon 60 m über dem Mekong. Ihre bescheidene Länge von 80 m sagt überhaupt nichts über ihre kulturhistorische Bedeutung aus. Ein kunstvolles Holztor verschließt den Raum. Noch unter dem Felsdach des Eingangs ist rechts eine dickbäuchiger Buddhafigur (Vielleicht sollte man dazu wissen, daß ein "Bauch" früher nicht als Makel, sondern eher als Auszeichnung verstanden wurde. Bauch = Weisheit, so war und vielleicht wird mal auch wieder die Formel!). Wer noch genauer hinschaut, der sieht eine kleinere Buddhafigur in einer rotgefärbten Nische auch noch dahinter.

Links neben dem Eingang steht ein Gebilde, auf das man sich wohl keinen Reim machen kann. Erst zuhause im Reiseführer hab ich dann erfahren, daß das eine Art "Buddhawaschanlage" ist. Einmal im Jahr werden die ganzen Buddhas aus der Höhle damit gereinigt, in dem man Wasser oben eingießt und wenn es aus der Art Nagahals wieder austritt, sich über die Figuren ergießt. Viele viele Details sind in der Höhle aufzuspüren, alleine die Atmosphäre mit den vielen Touristen ist wenig angetan, ein wenig mehr als Fotos mitzunehmen. Wer keine Lampe dabei hat, um auch in die hinteren, dunklen Winkel zu leuchten, dem werden Taschenlampen am Eingang angeboten.

 
 

 


Kleiner Ausschnitt aus "Die Übergabe" in: Christoph Ransmayr, Atlas eines ängstlichen Mannes, S.Fischer, 4. Auflage, Frankfurt a.M. 2012:

"Lae, der Dunkle....würde in der kommenden Nacht, schon auf der Rückfahrt, zwei Stunden stromaufwärts, ...das leere Boot an einem Landungssteg bei den Pak-Ou-Höhlen, den Höhlen der Tausend Buddhas, festmachen, um dort ein Opfer zu bringen. In diesen Karsthöhlen über dem Mekong hinterließen Wallfahrer seit Jahrhunderten Buddhastatuen aus Ton, Holz und Stein als Gaben der Demut und Dankbarkeit und auch, wenn sie einen neuen Lebensabschnitt begannen, und Lae würde diese ungezählte Tausendschaft um einen weiteren Buddha vermehren, eine Figur so groß wie ein Wasserkrug, gemeißelt aus einem Stein von den Schotterbänken bei Huay Xai." S. 145f.


 

Literatur:

Loose, Stefan LAOS, 4. Auflage, 2010
Schultze, Michael Laos, REISE KNOW-HOW, Bielefeld 6. Auflage 2006
Mouret, Claude Reconnaissances et explorations de 1992, Spelunca n° 52, 1993, p 4f
Dreybrodt, Joerg, Laumanns, Michael (editors) The unknown north of Laos (Karst and caves of the provinces Luang Phrabang and Luang Nam Tha) Berliner höhlenkundliche Berichte Band 16, Berlin 2005

 

Links:

http://www.asia-palooza.com/Laos/activities.html#PAK_OU_CAVES

http://www.foto-reiseberichte.com/2010/04/15/fahrt-zu-den-pak-ou-hoehlen-bei-luang-prabang-in-laos/

http://asiaforvisitors.com/laos/prabang/pak-ou-caves/index.php

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