Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Auf dem Mekong von Houay Xai nach Pakbeng und weiter, Laos
Der Mekong gilt als die "Lebensader des kontinentalen Südostasiens (Wikipedia). Wie lang er ist, das ist Auslegungssache, denn er entsteht aus dem Zusammenfluß mehrerer kleinerer Flüsse in schwer erreichbaren Gebieten. Je nach dem wird eine Länge zwischen 4.350 km und 4.909 km. Für manche liegt die Quelle im Hochland von Tibet, andere nehmen eine Quelle in der chinesischen Provinz Qinghai an. Damit zählt er zu den zehn längsten Strömen der Erde. Das Einzugsgebiet wird mit 800.000 km² angegeben. In den Zeiten des Monsuns steigt der Wasserstand gewaltig an. In den Sommermonaten kann er 10 bis 15 m höher liegen als bei Niedrigwasserstand.
Die Wasserführung im Mittellauf hat sich gewaltig verändert, seit die Chinesen im Oberlauf große Stauseen errichtet haben und viel Wasser nun woanders hin fließt. Es gibt auch Pläne der Laoten Stauseen zu errichten, wogegen sich natürlich Widerstand aus Naturschutzgründen regt. Der erzeugte Strom soll hauptsächlich nach Thailand verkauft werden!
Der Mekong gehört zu den fünf artenreichsten Flüssen der Welt. 1.200 Fischarten sind bereits bekannt, darunter Riesenfische wie der Mekong-Riesenwels und der Süßwasserstachelrochen, die wohl die größten ständig im Süßwasser lebenden Tiere der Welt sind.
Zwischen den Orten Houay Xai und Luang Prabang besteht eine regelmäßige Schiffsverbindung, die inzwischen sehr beliebt bei Touristen ist. Es kann aber vorkommen, daß sie zum Erliegen kommt in den Monaten März/April, wenn zu wenig Wasser nur noch zur Verfügung steht durch die chinesischen Dammbauten. 2010 war das mal der Fall. Sie wird so geschickt getimed, daß man zwei Tage unterwegs ist und meist in Pakbeng übernachtet und am nächsten Tag erst den zweiten Abschnitt bewältigt.
Es gibt zwei Arten von Schiffen, die "speed boats" und die "slow boats". Warum man sich ausgerechnet dort ein "speed boat" nehmen sollte, leuchtet mir überhaupt nicht ein. Es kostet mehr, man riskiert mehr und schnell ist das dann auch vorbei. Warum ist man dann überhaupt dahin gefahren? Um zu Hause erzählen zu können, man habe nur 10 Stunden gebraucht, was andere in 25 machen? Seltsame Verhaltensweisen sieht man noch mehr. Da treffen rudelweise Leute mit Sitzkissen unter dem Arm auf dem Boot ein. Die haben wohl alle brav ihre Reiseführer gelesen, wo der angeblich kluge Ratschlag gegeben wird, man solle mit einem solch poschonenden Ding auftauchen, um die Reise auf den Holzbänken gut zu überstehen. Und dann sind auf dem Boot keine Holzbretter mehr, sondern richtige gepolsterte Sitze. Der ganze Aufwand völlig umsonst, außer für die Händler in Houay Xai, die ein schönes Geschäft gemacht haben.
Stundenlang geht es beschaulich flußabwärts. Erst ist die Landschaft ziemlich flach nur, grüne Auen links und rechts. Später steilt sich das Gelände immer mehr auf, Bergketten sind in einige Entfernung sichtbar, kleine Dörfer, viele Fischer, Wasserbüffel. Der Steuermann muß schon sein Handwerk wirklich verstehen, denn es geht gelegentlich schon recht knapp, auch wegen des niedrigen Wasserstandes, an Felsen vorbei, die weit höher als das Boot sind. Manche Dörfer sind wohl nur auf dem Wasserwege erreichbar und so erfüllen die Boote eine echte Transportfunktion für die Menschen am Fluß. Immer wieder hält das Boot, läßt Leute aus und wieder zu steigen. Diese Momente nutzen die Händler, insbesondere die Kinder, um Lebensmittel und Getränke an die Schiffstouristen zu verkaufen.
In Pakbeng ist meist erst einmal Schluß für den
Tag. "pak" heißt "Mündung", und genau dort
mündet der Fluß Nam Beng in den Mekong. Im Loose-Reiseführer
heißt es, dies sei ein "skurriler Ort, in dem der herbe
Charme eines Holzverladehafens mit der Atmosphäre eines
Traveller-Hotspots zusammenpralle". Man kommt ja erst abends
an und ist mit Frage sofort konfrontiert, wo bleibe ich nun?
Früher haben sich die Leute einfach an den Strand des Mekong
gelegt und so die Nacht verbracht. Heute wird einem schon in
Houay Xai ein wenig Angst gemacht, daß man sich am besten schon
dort um eine gute Unterkunft kümmern solle, um nicht am Ende
ohne Dach über dem Kopf zu bleiben. Außerdem wird man auch vor
den Dieben gewarnt, die es dort gäbe, so daß die Drohkulisse
schon ganz schön krass gezeichnet ist. Die Lösung: Mancher
bucht sofort beim vermeintlichen "Helfer" zu Preisen,
die vergleichsweise ziemlich überhöht sind.
Läßt man es darauf ankommen, wie bei uns im Februar 2011, dann
erlebt man einmal so richtig was. Kaum hat das Schiff
festgemacht, stürmen Kinder und junge Männer das Boot und
preisen die Übernachtungsstätte lauthals und anschaulich durch
kleine Tafeln allen an. Und gleich war auch einer neben mir, der
hätte mir Marihuana verkauft. Kein Bedarf, die Welt ist
aufregend genug.
Ist eindlich das Boot entladen und die Rucksäcke aus dem Bauch
des Schiffes draußen, dann heißt es entscheiden. Ein Quartier
zu finden, das war überhaupt nicht schwer. Das erste Guesthouse
links am Weg hatte noch etliche Zimmer frei - zu einem Preis, der
nur die Hälfte ausmachte, wie bei den anderen. Das Zimmer hatte
Mekongblick, was wollten wir mehr. Gegenüber war ein
ausgezeichnetes indisches Restaurant, das preiswert und prima uns
verköstigte. Der Ort zieht viele an, für eine Nacht. Gegenüber
schliefen 10 französische Paare, die alle gemeinsam 4W-Touren
unternahmen, in 10 4Wlern mit jeweils ihren Vornamen an die
Autotüren geschrieben. Marc + Sylvie, Jacques + Martine... In
welchem Gebiet suchen die das Abenteuer?
Um 8 Uhr in der Frühe in Pakbeng auf dem Grill |
Für uns war in Pakbeng bereits die Schiffsreise zu Ende. Normalerweise geht es noch einmal 7-8 Stunden auf dem Fluß weiter bis Luang Prabang. Wir zweigten ab und erreichten zu Fuß nach einem guten Fußmarsch von einigen Kilometern mit dem Rucksack auf dem Buckel die Bushaltestelle. Dort geht immer um 9 Uhr ein Kleinbus nach Oudomxai, unserer nächsten Station. Der Fahrpreis ist 35.000 Kip gewesen, gerademal 3 Euro 50 Cent für uns. 3,5 Stunden ist man unterwegs durch eine hügelige bis gebirgige Landschaft, vorbei und hindurch durch viele Dörfer, die so ganz anders sind als bei uns. Stelzenbauten gibt es überall, so wie bei uns zuletzt in der Jungsteinzeit. Das geschieht nicht aus Unwissenheit, sondern darin steckt ein altes Wissen. Die Häuser sind dem dortigen Klima sehr gut angepaßt. Man kommt so ohne die engergiefressenden Klimaanlagen gut übers Jahr und hat keine Baukosten, die einen ein Leben lang in Schuldenverstrickung bringen.
Unterwegs im Bus von Pakbeng nach Oudomxay | |
Literatur:
Loose, Stefan | LAOS, 4. Auflage, 2010 |
Schultze, Michael | Laos, REISE KNOW-HOW, Bielefeld 6. Auflage 2006 |
Links:
http://www.mekongboatcruise.com/
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