Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen links und rechts des Nam Ka,Vang Vieng, Laos

 


Westlich von Vang Vieng erstreckt sich eines der spektakulärsten Karstgebiete von Südostasiens. Vang Vieng liegt gerade mal 250 m über dem Meeresspiegel, das Bergmassiv des Pha Boua reicht bis immerhin 645 m hinauf, der höchste Gipfel des Pha Them-Massifs erreicht immerhin 1.363 m. Die Berge erreichen die Höhen nicht allmählich, sondern senkrechte schwarze Wandfluchten dominieren die Landschaft.

Vom Ort aus führen mehrere Übergänge über den Nam Xong. Der meistbenützte ist eine kleine mautpflichtige Brücke, über die man beim Hin- und Rückweg bezahlen muß. Bei niedrigem Wasserstand fahren manche ganz in der Nähe einfach durch den Fluß, was dann auch geht. Beim Vang Vieng Resort spannt eine weitere mautpflichtige Brücke über das Wasser, die hauptsächlich für den Besuch den meistbesuchten Schauhöhle des Vang Vieng-Gebiets dient, der Tham Chiang. Ganz in der Nähe mündet der Nam Ka in den Nam Xong. Der kommt aus dem großen flachen Gebiet, das zwischen dem Pha Boua und dem Pha Them-Massiv liegt.

In beiden Kalkstöcken gibt es Höhlen, viele davon schauhöhlenmäßig erschlossen.

Das Pha Boua-Massiv umfaßt 6 km² und weist drei Kalkgipfel auf. Die vielbesuchte Tham Chiang soll in der Vergangenheit Unterschlupf für die Bevölkerung gewesen sein bei Überfällen durch jiin haw, chinesische Piraten aus Yunnan, die erst den Mekong und dann den Nam Kong zu Beginn des 19. Jahrhunderts heraufzogen waren.

Rund 30 m oberhalb des Flußniveaus liegt der heutige Eingang im felsigen Gelände. Ein kurzer künstlicher Gang führt in den großen Hauptgang mit reicher Versinterung. Folgt man dem leicht abfallenden Tunnel, dann kommt man bald zum natürlichen Ausgang der Höhle in der Wand, wo man von einem Balkon aus einen herrlichen Ausblick auf Vang Vieng und die Umgebung hat. Wenige Meter in der Höhle ist eine kleine Kultstätte.
Bergwärts kann man in dem großen Gang auf betonierten Wegen auch etwa 100 m unterirdisch wandern. Die Beleuchtung ist gewöhnungsbedürftig, weil man an einigen Stellen z.B. die Tropfsteine kräftig grün anstrahlt. Ein anderes Grün gibt es auch noch, nämlich durch die Farnpflanzen, die gut im Licht der einfachen Lampen gedeihen. An einer Stelle im Weg ist ein steinerner Ring. In der Mitte ist ein Loch, das elektrisch ausgeleuchtet wird. Man sieht, daß man sich nur auf einem Zwischenboden befindet und es darunter hohl ist. In dieses Loch werfen nun viele Leute Münzen und Geldscheine hinein, wohl um sich was zu wünschen.

   
   
 

Dann ist der betonierte Pfad zwar nicht zu Ende, aber gesperrt durch eine Barriere. Da niemand da war, haben wir uns getraut, ein wenig weiter zu schauen mit unseren Lampen. Die Höhle setzt sich mit wachsenden Dimensionen fort.

Französische Höhlenforscher haben 513 m 2002 vermessen, wurden aber von der Schauhöhlenverwaltung daran gehindert, weiter zu forschen. Die Höhle ist wohl die wichtigste Höhle des Massifs, an der Oberfläche darüber gibt es auffallende Eintiefung von 80 m, die wohl in einem Zusammenhang mit ihr steht. Unterhalb existiert eine stark bewetterte Wasserhöhle, die Tham Nam Yen, mit der es vermutlich eine Verbindung gibt. So existieren hier sehr gute speläologische Perspektiven.

Vom Treppenzugang zur Tham Chiang sind es nur wenige Meter bis zu den starken Karstquellen, die am Fuße des Massivs entspringen. In dem klaren Wasser zu baden ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Eine richtige Höhle tut sich da gleich auf, die Tham Nam Yen, in die man auch hineinschwimmen kann. 116 m wurden von den französischen Forschern vermessen, dann gibt es an drei Stellen Siphone, die betaucht werden müßten. Der Loose-Führer kolportiert eine Interpretation, abgeleitet aus einer anderen Bedeutung des Wortes "chang", das auch "fest" und "steif" heißen kann. Bis in die 90er Jahre sei es immer wieder vorgekommen, daß Menschen, die "sich beim Schwimmen zu weit hineingewagt hatten" daraus nur noch tot hervorgekommen seien. Seither würde aber der Höhlengeist alle zwei Jahre mit einem Tieropfer befriedet, und seither sei alles in Ordnung.

Folgt man dem Bergfuß weiter, dann kommt man noch an zwei kleinen Höhlen mit Buddhafiguren vorbei, wobei die etwas weiter weg liegende, aufgegeben zu sein scheint. Die Figuren sind beschädigt und verstaubt.

Geht man vom Tham Chiang-Schauhöhlenkomples nordwärts, dann kann man auf einem ausgetretenen Weg um die Ecke der Felsmauer herum langsam ins Nam Ka-Tal hinein. Nicht weit davon werden jetzt (2011) zwei kleine Höhlen aus Schauhöhlen betrieben. Auf der besten Touristenkarte der Gegend, der HOBO MAP, fehlen sie noch. Wie sie heißen, weiß ich nicht. Ob der Name "Ticket Cave" stimmt? Oder ist es die "Kobra Cave". Jedenfalls ist diese Schlange als Relief in die Rinde eines Baumes eingeritzt gleich bei den beiden Eingängen. Man zahlt seinen Obulus für den Höhleneintritt und marschiert dann mit Führer zur Felswand, in der die kleinen Portale sind. Im voraus weiß man ja immer nicht, was kommen wird. Hinterher ist man ja regelmäßig gescheiter. In diesem Falle bedeutet das, daß ich mir den Besucher der kleinen Tropfsteinhöhle eigentlich auch schenken hätte können. Es geht hinauf und hinunter, mal auf allen Vieren durch einen niederen Gang, eine Leiter runter und drüben den Hang wieder rauf. Die Dimensionen schrumpfen immer mehr, grad mal 1 m ist der Raum groß, dann ist es eh schon aus. Heiß ist es drinnen, daß man aus dem Schwitzen nicht mehr herauskommt. Ich mach noch ein paar Bilder, dann nichts wie raus. Den Kopf kurz noch mal an die Decke geschlagen, dann reichte es. Der junge Führer, mit dem keine sprachliche Kommunikation möglich war, weil er nur Lao sprach, machte seinen Job ganz gut und zeigt mir eine kleine weitere Höhle keine 50 m weiter. Horizontaler menschhoher Tunnel, der schnell zu Kriechganggröße schrumpfte und danach in einen Saal führte. Schmale Gänge führten noch weiter, aber die waren nur von speläologischem Interesse. Gleich nach dem Verlassen der Höhle bekommt man dann immer gleich bedeutet, daß man nun dem Führer ein Trinkgeld schuldet, was hier auch recht angebracht war, weil er mir ja auch als "Blitzknecht" geholfen hatte.

Folgt man der Felswand weiter, dann muß man in ein weiteres höhlenreiches Gebiet kommen. Die Karte weist da die "Bee Cliff Caves", die "Tiger Cave", die Phet Cave", die "Diamond Mine", die "Gold Mine" und die "Seua Cave" aus. Mangels Informationen kann ich sie hier nur anführen. Die Landschaft davor ist von höchstem Reiz. In den Fischteichen davor spiegeln sich die schwarzen Bergwände und erzeugen einen einmaligen Landschaftseindruck.

 

Auf der anderen Talseite steigen die Berge noch höher und genauso wuchtig an. Vom Fahrweg zwischen Vang Vieng und Nathong weisen schon nach einem halben Kilometer mehrere Schilder auf Schauhöhlen darin hin. Die erste heißt offiziell "Tham Ang Ngeun", auf dem Schild steht "Wonderful Water Caves". Seit 1999 wird sie bereits als Schauhöhle geführt. Hinterher ging es mir wie bei der Ticket Cave und stellte mir die Frage, warum ich da eigentlich hineingegangen war. Eines hat sie: eine strategisch günstige Lage. Touristen laufen inzwischen genug herum, sie suchen besichtigenswerte Ziele und nehmen an, daß wenn sich da jemand die Mühe macht, so eine Höhle zugänglich zu machen, daß sich das auch visuell lohnen wird. Die französischen Höhlenforscher beschreiben sie so: "Geologisch gesehen handelt es sich um einen Überlauf des Karstwasserspiegels, der in Regenzeiten sich füllt. Gerade mal 100 m enger und niedriger Gang sind zu besichtigen, der an einem kleinen lehmigen Teich endet. Man hat viel Arbeit hineingesteckt, hat Höhlenlehm herausgeschafft, felsige Engstellen erweitert, Leitern eingebaut und Felsspalten mit Baumstämmen überbrückt. Die bescheidene Höhle ist nur von geringe Bedeutung (Cette modeste cavité n'en a pas pour autant plus d'intérêt)". Trotzdem die Leute kommen. Ich war kurz vor Sonnenuntergang dort, ging allein, weil ich mir gedacht hatte, auch ohne Führer gut zurecht zu kommen, aber schon beim Ausstieg waren schon wieder zwei da, die mit dem Führer kamen, zwei junge Damen, die sich da mal schmutzig machten.

Die Hobo Map zeigt nicht weit von der hier "Phadeng Cave" heißenden "Schauhöhle" noch zwei Objekte: Tijo Cave und Ring Cave. Beide sind leicht zu finden, weil ausgetretene Pfade direkt hinführen. Sogar ein Schild gibt es unterwegs in der Felswand, die man unterwegs erklimmen muß. In einer dieser Höhlen gibt es sogar einen Schrein mit Buddhafigur. (Vielleicht handelt es sich hier um die Tham Kiao Kham aus dem Loose-Führer.) Überall ist zu sehen, daß hier viele Besucher schon gewesen sind, nichtzuletzt welche, die Spuren hinterlassen wollten. Eine ganze Wand ist voller lehmiger Handabdrücke. Zwischendrin passiert man eine kleine Höhle, die es in sich hat. An den Wänden hat jemand gezeichnet, oft recht kindlich, aber es finden sich auch sexuelle Motive.


"Höhlengrille, Familie Rhaphidophoridae, Gattung vermutlich
Diestrammena....Höhlengrillen finden sich in so gut wie in jeder
Höhle, sie weiden Pilze von Guano und anderem sich zersetzenden
Material ab. Vermutlich hauptsächliche Beute für alle Räuber."
(Bestimmung Dr. Helmut Steiner)
 

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß der Weg entlang des Massivs auch im Nang Xong-Tal weiterführt. Dort kommt eine weitere "Schauhöhle", die "Lusi Cave" laut Hobo Map, die wohl auch eine Bademöglichkeit bietet, "lagoon" heißt das hier. Noch weiter flußaufwärts käme man zur Tham None, der "Schlafhöhle", einem immerhin 2,2 km langen System.

Folgt man dem Weg Richtung Nathong weiter, dann tauchen weitere Höhlenschilder auf: "Phu Hikam Cave", "Tam Khanh Kam Cave", "Pha Ngeun Cave". Unerschöpflich scheint das Gebiet zu sein.

 


Loose, Stefan LAOS, 4. Auflage, 2010
Schultze, Michael Laos, REISE KNOW-HOW, Bielefeld 6. Auflage 2006
Hedoiin, M. & L. Renouard La zone karstique de Van Vieng (Laos), SPELUNCA, 77, 2000, Paris, 39-44

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