Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen bei Ban Tham Xang,Vang Vieng, Laos

 


Tham Xang liegt etwa 14 km nördlich von Vang Vieng. Von der Straße Nr. 13 zweigt kurz hinter Nadao ein Sandsträßlein nach links ab und führt über eine mautpflichtiges Brücklein hinüber auf die andere Seite des Nam Xong und ins Dörflein Ban Tham Xang zu Füßen eines spitzen Karstkegels.

Kaum zu glauben, aber der ist innen hohl und darin befindet sich eine bekannte und inzwischen auch von Touristen viel besuchte Kulthöhle, die Tham Xang. "Xang" ist der Elephant und den sieht man als zurechtgeschlagene Sinterfigur 2,5 m über dem Boden. Angeblich bringt es Glück, wenn man ihn sieht.

Viel auffallender sind die zahlreichen anderen Statuen und Ausstattungsassecoires in der Höhle. Eine vierkantige Säule im Vorhof, sollte ursprünglich nur den Boden vor Tropfwasser schützen, und spielt nun eine wichtige Rolle bei Wasserfest, das bei Vollmond im April dort stattfindet. In Hintergrund der Höhle sind einige große Buddhastatuen in der abhaya- und bhumisparsa-Mudra-Haltung. Mitten im Höhlenraum ist ein sehr großer Fußabdruck Buddhas. Wenn das wahr wäre, müßte er ein Riese gewesen sein. Eine liegende Figur Buddhas gibt es auch noch, umgeben von einer Gruppe von Schüler. Sie ist in einer parinibbana-Asana-Stellung gestaltet, was den Moment darstellen soll, wo Buddha beim Übergang in den Tod anwesend sind und für seinen Übergang ins Nirwana beten. Es gibt noch mehr Figuren, die recht seltsam anmuten: eine Eule gibt es da, einen Schlangenkopf, der aus einer Felsspalte herumspäht und eine Meerjungfrau, die von Frauen mit Kinderwunsch aufgesucht wird. An ihren offenen Brüsten hängt ein Mann! Vor der zentralen Buddhastatue opfern Gläubige regelmäßig "mak beng", kleine Pyramiden aus geflochtenen Palmblättern, die mit Tagetes geschmückt sind.

Angeblich kostet der Zugang Eintritt, 5.000 KIP laut Loose-Führer, aber offensichtlich ist der Kassier nicht immer da. Ich war jedenfalls an einem Spätnachmittag ganz alleine dort und war entzückt von diesem Ort. Die beste Zeit für den Besuch soll von 8-9 Uhr am Morgen und am Nachmittag, dann, wenn keine so großen Besuchergruppen da sind. Man müßte auch wissen, ob nicht manchmal durch ein Deckenfenster im Höhlendach nicht auch manchmal ein Sonnenstrahl in den Höhlenraum fällt und vielleicht eine der Figuren für gewisse Zeit erhellt.

 

Nicht weit von der Tham Xang liegt der 10 m hohe und 3 m breite Eingang in die Tham Hoi, die "Schneckenhöhle", am Fuß des Karstmassivs. Ein fahrbarer Weg führt fast direkt dorthin. Ein "Führer" wartet auch dort auf Touristen, nimmt ihren den Eintrittsobulus ab und verlangt dann später noch was für seine persönliche Führungsdienstleistung. Die ersten paar hundert Meter könnte jeder mit einer Taschenlampe leicht selber zurücklegen, aber da man das ja vorher nicht weiß, läßt man sich das gefallen. Eine große goldbemalte Buddhafigur befindet sich in der Eingangszone. Auf einem trockenen Sand-/Lehmboden mit Kieselsteinen geht es in den Berg. Viele alte, längst niedergetretene Sinterbecken schmücken den Weg, es geht unschwierig 650 m hinein in einem 3 m auf 10 m messenden Gang. Dann kommt Decke und Boden auf 1 m Abstand zusammen und wird danach gleich wieder größer. Hier sagte mir der Führer, daß die Höhle zu Ende sei und wir wieder umkehren müßten. Er hatte mich vorher gefragt, wie alt ich denn sei. Die Frage kam mir schon etwas seltsam vor, aber ich gab ihm eine wahrgemäße Auskunft. Später erfuhr ich dann den Hintersinn seiner Frage. Ich machte ein paar Fotos und brauchte dafür etwas länger Zeit. Auf einmal kam eine ganze Gruppe von Italienern aus Höhlenteilen weiter innen, die mir mein Führer vorenthalten hatte. Auf meine Vorhaltung hin, warum ich die nicht hätte sehen dürfen, sagte er, es sei das Alter, die Strecken seien so anstrengend, daß er mir das ersparen hätte wollen. Ich regte mich schon etwas darüber auf und als er am Ende auf seiner Führergeld mich ansprach, da fiel das schon sehr gering aus.

Dabei geht die Höhle gewaltig weiter. Nach 800 m kömmt man in die Halle mit der "Nippeldecke", den Tropfsteinen, die wie weibliche Brüste aussehen. Die Decke geht auf eine Höhe von 35 m über dem Boden hinauf. Schließlich kommt man zum quer verlaufenden Hauptsystem. In einem 20 m breiten Tunnel fließt ein unterirdischer Fluß, der sowohl bergauf- wie abwärts befahren wurde. Flußabwärts konnte inzwischen eine Verbindung mit dem Tham Nam-System gefunden werden, so daß die Gesamtlänge des Systems schon über 5 km beträgt. Große Sinterbecken sind zu durchqueren, oft schwimmenderweise.

Dieser Höhlenteil wird nach Angaben von englischen Höhlenforschern öfters auch von Dorfbewohnern aufgesucht, die dort zum Fischfang hingehen!

 

Nicht weit von der Tham Hoi liegt der Eingang zur nächsten großen Höhle, der Tham Lom, der "Wind Cave". Auf 250 m Länge wurde sie von LPDR Caves Projekt 1996 vermessen. Der Höhlenführer hatte keine Lust mitzukommen, er erklärte, das sei nur eine kleine Höhle, deren Besuch sich nicht lohne.

Auch wenn ganz in der Nähe viel "größere" Höhlenobjekte sind, ein Besuch lohnt sich trotzdem. Unter einer Felswand steigt über Blöcke hinunter in die Eingangshalle mit 25 m Durchmesser. Im westlichen Bereich ist ein tiefes Loch im Boden, das von einem Holzzaun umgeben ist. An der Seite einer großen Sinterfigur thront eine kleine Buddhastatue. Vorbei an eine Sintersperre gelangt man in den 20 m breiten Haupttunnel. Ihm kann sowohl bergauswärts als auch einwärts gefolgt werden. Es geht vorbei an sehr großen Tropfsteinfiguren, über den ganzen Boden einnehmende Sinterbecken leicht ansteigend bis zum Höhlenende. Boden und Decke kommen einfach zusammen. Da ist kein Weiterkommen mehr für uns Menschen. Seltsam ist, daß die Höhle "Windhöhle" heißt. Geht es da vielleicht doch irgendwo weiter? Mindestens schon für den Wind. Der Höhlenverlauf ist parallel zur Eingangszone der Tham Hoi, was nahe legt, daß wir hier ein Stück des früheren Entwässerungssystems der Berge oberhalb vor uns haben.

Als ich abends in Vang Vieng auf den Plakaten der Tourismusunternehmer die ersten Photos einer Stelle sah, wo sich Leute in Lkw-Reifen am Rande eine Stelle im Wasser bewegten, die 1 m unterhalb von einer Art Tuffwasserfall lag, da konnte ich mir keinen rechten Reim darauf machen. Das sollte was Besonderes sein und Spaß machen? Suchten die ganz krampfhaft schon nach Attraktionen?

Am Tag drauf stand ich selber davor und freu mich drüber, daß ich das mal erleben durfte. Tatsächlich ist es der Eingang zu einen klassischen Karstquellhöhle, die auf ziemlich ungewöhnliche Weise befahren werden kann, kinderleicht. Passieren könnte da natürlich auch mal was, wenn sich z.B. ein totaler Nichtschwimmer in die Reifen reinsetzt und sich ungeschickt verhält oder er halt Pech hat. Vielleicht ist da ja schon passiert, jedenfalls macht man das dann nicht bekannt. Ich schreibe gerade über die Tham Nam Xang oder die "grotte de la Rivière de l'Eléphant". Nach den erfolgreichen Forschungen englischer und französischer Höhlenforscher weiß man, daß es sich um den Eingang in eines der größten Höhlensysteme des Vang Vieng-Karstes handelt und mit der nicht weit entfernten Tham Hoi-Höhle zusammenhängt.

Das am Eingang wieder zum Vorschein kommende Wasser wird für Bewässerungszwecke heute genutzt. Das Wasser stammt vom Nam Xang, der etwas 1,5 km westlich an der Kontaktgrenze von Sandstein und Kalk im Gestein verschwindet. Eigentlich ist der Eingang 3 m hoch und 10 m breit, aber man sieht nur einen Meter Luft oberhalb. Darunter fließt das Wasser. Das große Wasserbecken vor und in der Höhle wird gerne zum Schwimmen verwendet.

Wer nicht ganz so tief eintauchen will, dem werden heute in einem wohl organisierten Tourismusbetrieb große Gummireifen und Helme mit Elektrolampen angeboten. Man wechselt die Kleidung bis auf Badehose und Bikini oder ähnlichem und steigt dann irgendwie in das Loch zwischen den Gummiwänden. Um vorwärts zu kommen, greift man in die Seile. Die sind geschickt kreuz und quer entlang der Höhlenwände gespannt und leiten einen. Unterwegs gibt es zwar mal rechts und links ein paar Abzweigungen, aber da da kein Seil ist, weiß man gleich, daß man solche Strecken den Höhlenforschern überlassen kann. Bald merkt man, daß das Wasser nicht mehr tief genug ist und man auf dem kiesigen Boden entlangschrammt. Irgendwie windet man sich aus dem Schlauchgefährt, klemmt sich den Ring unter den Arm und marschiert im geringen Licht der Elektrolampe bachaufwärts. Man kommt wieder an eine Verzweigung, wo der angenehm befahrbare Wasserteil nach rechts abknickt. Laut Plan geht es da mindestens 500 in einem wassergefüllten Tunnel dahin, gut 2 m hoch und 10 m breit. Nach etwa 200 m Strecke hört das Spannseil auf, an dem man sich höchst bequem vorwärts ziehen kann. Dann müßte man sich mit den Händen vorwärts rudern, gegen die Strömung, das ist alles höchst anstrengend und was soll es eigentlich? Ein Wassergang ist ein Wassergang, eine Wassergang usw.. Keine neuen Erkenntnisse wären daraus noch zu gewinnen. So kann man sich langsam abwärts tragen lassen vom Bach, umträgt noch einmal die flache Stelle und treibt dann langsam dem Ausgang zu. Draußen wartet schon trockene Kleidung und vielleicht ein Essen und ein "Chang" im Restaurant gleich vor der Höhle. Das Leben kann manchmal so schön und angenehm sein!

 


Literatur:

Loose, Stefan LAOS, 4. Auflage, 2010
Schultze, Michael Laos, REISE KNOW-HOW, Bielefeld 6. Auflage 2006
Hedoiin, M. & L. Renouard La zone karstique de Van Vieng (Laos), SPELUNCA, 77, 2000, Paris, 39-44

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