Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Druiden und Druidinnen und Höhlen
"Nach uralten Sagen war sie in der Heidenzeit Sitz der Druidinnen und Alrunen, welche hier mit fliegenden Haaren und feurigen Augen aus dem Blute und den Eingeweiden der Geschlachteten wahrsagten und über der Höhle einen, dem Wotan geweihten Tempel mit einer großen steinernen Säule hatten." Wen läßt ein solcher Text kalt? Ich kann mir das nicht vorstellen. Hier wurde Stimmung gemacht, wurden Erwartungen geweckt und wohl auch erfüllt - für den, der für so etwas zu haben ist.
Die Druiden....
Erstaunlich, wie viele "Druidenhöhlen" es gibt.
Grotte des Druides am Mont St. Odile im Elsass: https://www.lochstein.de/hoehlen/F/nw/elsass/odile/odile.htm
Druidenhöhle im Eggegebirge
Druid's Cave im Blarney Castle, Irland
"Druidentempel" oder "Kleines Hohlloch" F17 bei St. Wolfgang
Druidenhöhle im Altmühltal
Schulerloch im Altmühltal
(Ein Raum in der Höhle trägt
den Namen "Druidensaal")
Am 1828 errichteten Turm über dem Eingang steht schon "Zum Tempel der
Natur". Über dem Tor hat man ein Standbild der Göttin Isis
aufgestellt. Sie galt als die "Mutter aller Wesen" und sei
"alles, was gewesen ist und sein wird".
In der Rezension von Hofers Buch über "Höhlen als frühe Observatorien" finden sich folgende Zeilen dazu: "Wie H. G. Hofer zu seinen Vermutungen kommt, sei am Beispiel des Großen Schulerlochs im Altmühltal aufgezeigt, wo ich auf einer Exkursion im Frühjahr 1996 seinen Erkenntniszuwachs unmittelbar miterleben konnte. Angesichts des oberhalb der Höhle liegenden "Tempels der Natur", der einst von einem Freimaurer zu Ehren der Göttin Isis als Pavillon errichtet worden war, und aufgrund der Sage von einer Druidenschule war für ihn klar, daß der kuppelartige "Druidensaal" des Schulerlochs himmelskundlichen Beobachtungen gedient haben muß. Daß keine Öffnungen "in Richtung Südosten" vorhanden sind, stört Hofer in seiner Publikation nicht - sie könnten ja noch gefunden werden. Daß angeblich Ergebnisse der alten Ausgrabungen, die vor allem die altsteinzeitlichen Kulturschichten betrafen, noch nicht veröffentlicht sind, wertet Hofer als Bestätigung seiner Theorie - und kreidet gleichzeitig der Exkursionsleiterin an, daß sie "auf Bedeutsames" nicht eingegangen sei. Ganz ähnlich war es zuvor schon meinem Stuttgarter Kollegen Dr. Manfred Warth ergangen, dessen Ausführungen zur menschlichen Höhlennutzung in Warth (1980) von Hofer als unqualifiziert abgetan wurden, weil ein Hinweis auf die von ihm angenommene Eignung der Höhlen zur Himmelsbeobachtung fehle (Hofer 1993)
Druidenloch, Weiss- oder Wahlmeisterloch bei Urheim NO von Oettingen (eingetragen in die Höhlenkarte von Bayern von Gümbel 1879, erwähnt bei Cammerer 230: " lat. Andrum vatum...."worin vorzüglich die Druiden gehauset und Unterricht ertheilt haben sollen..")
Antre des Druides / Wald von Fontainebleau / F https://www.alouit-multimedia.com/arbonne-la-foret/antre-des-druides-franchard/
Chislehurst Caves, Kent, GB
"It is claimed that the caves were used by Druids as a temple, a place
for sacrifices and a treasure store hous, and that they are of such
antiquity that their origins are lost in time." Oldham, Discoverin
Caves 26
Woher kommt die Idee, daß es einmal "Druiden" gegeben hätte und daß sie sich so verhalten hätten? Es hat wohl einmal eine Zeit gegeben, da man ziemlich selbstverständlich "Druiden" und "Höhle" zusammen gedacht hat. Ein Beispiel dafür ist Analyse des Menschenknochenfundes durch Esper durch Zittel, 1871 erschienen. Da heißt es: "Haben beide Stücke aber einem Druiden, oder einem Antediluvianer oder einem Erdenbürger neuerer Zeit gehört? Da sie unter denen Thiergerippen, mit welchen die Gailenreuther Höhlen ausgefüllt sind, da sie sich in der nach aller Wahrscheinlichkeit ursprünglichen Schicht gefunden, so muthmasse ich wohl nicht ohne zureichenden Grund, dass diese menschlichen Glieder auch gleichen Alters mit den übrigen Thierverhärtungen sind." (S. 326)
Und die Druidinnen..
In dem 1868
erschienenen Text "Urwohungung und Funde aus der Steinzeit" von Joh.
Engelhardt, der Priester von Beruf war, finden wir eine sehr persönliche
Interpretation der Vergangenheit. Er hat ja die verschiedenen kleinen Höhlen im
Norden der Fränkischen Schweiz im Aufseß- und Wiesenttal daraufhin untersucht,
ob sie früher als Wohnstätte gedient hatten. Als Seelsorger wußte er, daß
der Mensch nicht nur vom Brot lebt und solo sein Leben gerne verbringt. Deshalb
schaut er auch immer, wo ein möglicher "Versammlungsplatz" gewesen
sein könnte. Bei der Wohnung Nr. 5 im Aufseesthal, wie es noch bei ihm heißt,
nimmt er an, sie habe "augenscheinlich zu Versammlungen gedient". Die
Bewohner des Wiesentthales hätten nur 3/4 Stunde gehabt, "wenn man
überhaupt von gemeinsamen Kult reden darf." Das weiß natürlich niemand
genau, aber seine Sternchenanmerkung dazu ist von einer seltenen
Offenheit:
"Es wird mir immer warm um das Herz, wenn ich bei meinen geistlichen
Functionen oder sonst hier sinnend mir die Jahrhunderte zurücksuch, vor welchen
die damaligen Bewohner im Urzustande vielleicht von hier aus die geahnte
Gottheit nach ihrer Weise ehrten und die Priesterinnen, Druidinnen das ewige
Feuer unterhielten. Diese in Wildhäute gehüllten zur ewigen Keuschheit
bestimmten Jungfrauen möchten vielleicht dem heutigen Geschlechte, das sich des
Lichtes und der Gnade rühmt, als wahre Heilige voranstehen!"
Geht es noch "höher", "erhabener", "abgehobener"?
Im Internet gibt es eine Webseite, yonascha.de/druidin, auf der es in einem Gedicht unter anderem heißt:
"ein
Blick aus unergründlichen Augen,
trifft meine Seele
und gewährt mir Zugang
zu den Tiefen der Grotten."
Wer mehr darüber lesen will, kann ja selber nachschauen.
Ein moderne Form des Auftauchens der Gestalt des Druidens ist z.B. in einem Computerspiel, wobei schon beachtenswert ist, in welcher Rolle er auftritt: "In der Druidenhöhle im Friedhofssumpf von Alt-Vizima bereiten die Druiden ihren Protestmarsch vor, bei dem sie gegen Abholzung und Ausrottung bedrohter Arten protestieren wollen. Geralt kann von den Druiden alchemistische Zutaten und Bücher kaufen. In der Druidenhöhle haben außerdem einige Flüchtlinge vor den Kämpfen in der Stadt Zuflucht gefunden. Einer der Cousins von Antoniette, Corbin trifft Geralt hier ebenfalls, sowie den königlichen Jägersmann. Bei ihm gibt Geralt das letzte Mal seine beiden Trophäen (die Bruxa Lilly und den Garkin Vesper) ab und erhält die Belohnung für alle zehn abgelieferten Trophäen..." > http://hexer.wikia.com/wiki/Druidenhöhle_im_Sumpf
Woher kommen solche Ideen? Es heißt, daß z.B. der römische Geograph Pomponius Mela überliefert hätte, daß die Vermittlung der druidischen "Weisheiten" an "edle Männer" in einer 20jährigen Lehrzeit an abgeschiedenen und entlegenen Orten geschehen sei, entweder in Höhlen oder in unzugänglichen Wäldern." (Dowd, Green)
...wird fortgesetzt
Literatur:
Cammerer, Anseln Andreas Caspar | Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende, Kempten 1832 |
Dowd, Dr. Marion | The Archeology of Caves in Ireland, It Sligo, 2015 |
Engelhardt, Joh. | Urwohnungen und Funde aus der Steinzeit, in: Achter Bericht der naturforschenden Gesellschaft zu Bamberg für die Jahre 1866-68, Verlag Bamberg, Reindl 1868 |
Hofer, Herbert G. | Höhlen als frühe Observatorien. Die Entschlüsselung des Labyrinths?, Heimsheim (Josst-Jetter-Verlag, 1996 |
Hofmann-Montanus, Hans | Der Steinbock ob der Altmühl, in: Hofmann-Montanus, Hans, Petritsch, Ernst-Felix, Die Welt ohne Licht, Regensburg 1952, 303ff. |
Lindenmayr, Franz | Spiritualität, Religion und Höhle, in: Kerriwidens Kessel Feuermond 1999, S. 8ff. |
Oldham, Tony and Anne | Discovering Caves - A guide to the show caves of Britain, Shire Publications Ltd., Aylesbury 1972 |
Preiß, Gerd | Bericht zum derzeitigen Stand der Forschung (Vermessung) im Alfelder Windloch (E 11), Der Fränkische Höhlenspiegel 8-1978, 14-15 |
Rathgeber, Thomas | Rezension des Buches von HOFER, HfgB-Homepage vom 5. März 1999 |
Spöcker, Richard G. | Der Mensch und die Höhlen des bayerischen Juras in historischer Zeit, in: Speläologisches Jahrbuch IV. Jg., Wien 1923 p 109-116 |
Zittel, Prof. Dr. K. A. | Die Räuberhöhle am Schelmengraben. Eine prähistorische Höhlenwohnung in der bayerischen Oberpfalz. ( im Archiv. für Anthropologie Bd. V. (1871) S. 325-347) aus der Köln. Zeitung vom 5. Dezember 1871 |
Links:
http://www.dairalainn.de/site/
http://www.norikum.eu/heute.htm
http://www.yonascha.de/druidin.net/druidin.htm
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