langfäFranz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Architektur und Höhle
Schloß Linderhof / Singapur
Grotten und "höhlenähnliche Gebilde"
Die Therme in Vals, Graubünden, CH
"...der innere Raum der Architektur wurde den Menschen zum ersten Mal durch ihren Glauben an eine Erdmuttergottheit in den Höhlen der Altsteinzeit bewusst. Anschließend lernten sie den äußeren Raum der Architektur durch einen Kult unter der funkelnden Sonne der Jungsteinzeit kenne. Der innere Raum wirkte sich wahrscheinlich auf die Emotionen, der äußere Raum auf den Geist der Menschen aus." fujimori, architekt 45
Bei unseren langjährigen Untersuchungen über die Beziehung von "Mensch und Höhle" kam immer wieder vor, daß sich Menschliches und vom Menschen Gebautes überschnitten haben. Klare Linien zu ziehen ist praktisch unmöglich. Zu häufig sind die Berührungspunkte. Es kommt am Ende eher zu einem Netzverständnis als eine Punktstruktur. Langezeit wurde diese Welt ja so gedacht, daß es da ein Zentrum geben würde, besonders im "Westen", von dem aus alles zu sehen ist. Und wenn man das Zentrum nicht erreicht, dann ist alles sinn- und beziehungslos. Die klassischen Religionen sind da ja prägend gewesen. "Gott", "Allah" und was noch alles. In der Aufklärung gab es die "Vernunft", was immer das auch ist. Dann gab es ja immer auch die "Vielgötterei", man schaue da nur in den Hinduismus oder den Shintoismus. Überall "Kami" und anderes.
Hier habe ich schon einiges über das Wohnen in Höhlen berichtet. Da haben die Menschen schon immer vieles erlebt. Oft waren das nur Notsituationen, wo man die Höhlen aufgesucht hat. Oft nur gezwungenermaßen, weil die Sonnenplätze auf der Erde oft nur rar sind und auch schon besetzt, besessen von der Eigentümern - "Betreten verboten - Privateigentum". Die anderen sollen halt schauen, wo sie bleiben können.
Aber die Beziehung zwischen dem Menschen und seinem Gebauten geht viel weiter. Anlaß für den Beginn dieser Seite war ein Artikel im MAGAZIN der Süddeutschen Zeitung über den "Bedeutendsten Architekten Indiens", Balkrishna Doshi. Der Titel: "Besitz hat keine Bedeutung". Die gezeigten Bilder stammen aus der von ihm gestalteten Galerie "Amdavad ni Gufa" in Ahmedabad. Was muß das für ein Gefühl sein, dort einmal zu sein! Und dann nach Linderhof zu reisen, um in der Grotte von König Ludwig II, die momentan für 25 Millionen Euros praktisch neu gebaut wird, zu sehen, was derzeit nicht geht, weil sie im Umbau ist. Jahrhunderte begegnen sich da, vollkommen unterschiedliche Kulturkreise und Denkrhythmen kreuzen sich, Licht- und Schattenspiele, was ist los auf unserer kleinen Erde?
Weitere Aspekte:
- TINY HOUSE: Schutzhütte Antoine, Les Ruinettes,
Verbier, Schweiz 2014
Das als Felsblock getarnte Tiny House, ein Unterstand mit 4 m²
Fläche, geschaffen vom Bureau A für den Skulpturenpark der Verbier 3-D
Foundation. Die Uridee stammt von dem Schweizer Schriftsteller Charles-Ferdinand
Ramuz, der in dem Roman Deborence von einem Steinschlag schreibt, sich
1714 ereigete. Antoine, die Hauptfigur, überlebt 7 Wochen unter einem Felsen,
bevor er in sein Dorf zurückkehrt. Von außen kann man nur 2 kleine Fenster
erkennen, eines an der Wand, eines im Dach, und die Tür, wenn man genau
hinsieht. (ausführliche Darstellung in WINZIG, S. 10ff.)
https://www.swiss-architects.com/de/architecture-news/gefunden/bewohnbare-skulptur
https://www.homify.de/ideenbuecher/14112/homify-360-gut-getarnt-fels-chalet-antoine
- Villa Vals in Vals https://www.urlaubsarchitektur.de/en/villa-vals/
- Boulder Garden Resort / Sri Lanka https://www.youtube.com/watch?v=IfrdZulOyyc
- Buch "Momentum of Light" von Iwan Baan und Francis Kéré über Architektur in Burkina Faso https://www.lars-mueller-publishers.com/momentum-light
- http://hiddenarchitecture.net/hussain-doshi-gufa/
Amdavad-ni-Gufa von Balkrshna Vithalda Doshi
"Sie ist definitiv tiefergelegt, verläuft hauptsächlich unterirdisch und
präsentiert sich dem Erdenbürger in Form von Ausbuchtungen, die Sturmhauben
ähneln oder steinernen Taucherglocken und sich aneinandereihen wie ein
organisch gewachsenes Gebilde. Vielleicht könnte man auch eine Ähnlichkeit zu
mehreren primitiven Pizzasteinöfen attestieren. Folgt man einer Treppe nach
unten, kann man durch die geschlossene (und ziemlich verdreckte) Glastür sehen,
dass das Innere der Galerie gestaltet ist wie eine Tropfsteinhöhle. Es sieht
natürlich aus - und gleichzeitig schlecht gealtert..." Adorjan, Im Tuktuk
10
- Vestibül ins Museum Boettcherstraße, Bremen, erbaut 1927 - https://hoehle.museen-boettcherstrasse.de/
Literatur:
Adorjan, Johanna | Im Tuktuk zu Doshi, SZ Nr. 21, 26.01.2023, S. 10 |
Briegleb, Till | Von Zelle zu Zelle - Die Kapsel als Schutzraum, Süddeutsche Zeitung Nr. 98, 28. April 2020, S. 10 |
fujimori, terunobu | architekt, Katalog, herausgegeben anläßlich einer Ausstellung in der Villa Stuck, Hatje Cantz, München 2006 |
Leitte, Sandra | WINZIG Innovative Häuser im Mini-Format, DVA, München 2016 |
Mastenbroek, Bjarne, Baan, Iwan | Dig it! Building Bound to the Ground, taschen-Verlag |
Matzig, Gerhard | Unterirdisch, SZ Nr. 263, 13./14.11.2021, S. 36/37 |
Sloterdijk, Peter | Sphären, Blasen - Globen - Schäume, Suhrkamp, 1998 |
Links:
https://www.archdaily.com/office/balkrishna-doshi
https://www.youtube.com/watch?v=7owpIQuI798 Kengo Kumas Museum der Geschichte der Philippinen in Manila
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